"Tatort: Kehraus": So wird der neue München-Krimi
Starker Krimi mit Fragezeichen
Jetzt greift endlich das alteingesessene Münchner Kommissarsduo in das diesjährige „Tatort“-Geschehen ein. Batic und Leitmayr müssen einen Todesfall während des Faschingswochenendes in der bayerischen Landeshauptstadt aufklären. „Kehraus“ (27. Februar, ab 20:15 Uhr im Ersten) überzeugt auf der einen Seite mit einem tollen Drehbuch, viel Spannung und Dramatik sowie einer glaubwürdigen Umsetzung. Dennoch hinterlässt „Kehraus“ beim Zuschauer auch ein paar Fragezeichen inklusive Stirnrunzeln aufgrund der Begleitumstände: Ein Film, als gäbe es keine Corona-Pandemie… doch der Reihe nach:
Fasching in München. Auf einer Treppe am Isarhochufer wird die Leiche eines 70-jährigen Mannes gefunden. Eine erste Spur führt zu „Irmis Stüberl“ um die Ecke, wo sich der ältere Herr zuvor scheinbar mit einem kostümierten Faschingsgast lauthals gestritten hat. Wichtigste Zeugin der Auseinandersetzung ist ein „Rotkäppchen“, das für eine Befragung an diesem Abend jedoch eindeutig zu betrunken ist.
Die Kommissare Batic (Miroslav Nemec, 67) und Leitmayr (Udo Wachtveitl, 63) nehmen es deshalb kurzerhand mit. Silke Weinzierl (Nina Proll, 48), wie das „Rotkäppchen“ heißt, ärgert sich am nächsten Morgen sehr darüber. In der Ausnüchterungszelle hat sie offensichtlich wirklich schlecht geschlafen. Nein, sie kennt den Mann nicht und weiß auch nicht, weshalb es zu dem Streit kam. Doch stimmt das? Schnell wird klar: Batic und Leitmayrhaben es nicht nur mit einem kniffligen Fall, sondern vor allem auch mit einer sehr ungewöhnlichen Frau zu tun…
Ja, total, aber es bleibt ein ambivalentes Gefühl zurück. Das eingespielte Münchner „Tatort“-Duo ist zunächst einmal nahezu immer sehenswert. Das gilt auch für den neuesten Film „Kehraus“, der isoliert betrachtet mehr als ein grundsolider Sonntagabendkrimi geworden ist: Spannender Fall, tolles Team, sehr starkes Schauspielerensemble, viel Regionalbezug, schöner Spannungsbogen, unglaublich dramatisches Ende und die ein oder andere unvorhersehbare Wendung während der 90 Minuten. Fertig ist ein extrem starker „Tatort“. Bei „Kehraus“ sind all diese Zutaten im Überfluss vorhanden und dennoch bleiben am Ende Fragezeichen stehen.
Zum einen erscheint es merkwürdig, warum die Macher komplett auf Corona-Hinweise verzichteten, obwohl der Fall mitten im Lockdown im Winter 2020 unter erschwerten Bedingungen gedreht wurde. In „Kehraus“ gibt es allerdings keine Pandemie, die die Welt seit mehr als zwei Jahren im Würgegriff hat: Faschingspartys auf engstem Raum, ausgelassene Feiereien eng an eng und nicht einmal ist eine einzige Maske weit und breit zu sehen. Das mutet seltsam an, da der Film komplett aus der Zeit gefallen scheint. Er könnte auch aus dem Jahr 1995 stammen – wären da nicht die mittlerweile ergrauten Kommissare.
Warum ist das so? 2020 fand zwar der Fasching noch statt, stand aufgrund der sich anbahnenden Corona-Pandemie allerdings schon unter keinem guten Stern und wurde in manchen Gegenden Deutschlands sogar als Pandemie-Treiber identifiziert. 2021 fielen Fasching und Karneval im Prinzip komplett aus, 2022 de facto ebenfalls . Aktualitätsbezug – bei der „Tatort“-Reihe ja eigentlich ein großes Pfund – somit komplette Fehlanzeige.
Überraschend ist auch, dass der Bayrische Rundfunk gleich zwei Schauspielerinnen eine Bühne gibt, die in den letzten Monaten mit fragwürdigen Äußerungen über die Corona-Pandemie zu Kontroversen beitrugen. Monika Gruber (50), ihres Zeichens bekannte bayerische Kabarettistin, wetterte mit allerhand Polemik gegen Maskenpflicht und 2G-Regelungen. Nina Proll sorgte mit Aussagen in ihrer österreichischen Heimat für Verwirrungen. Sie bezeichnete die 2G-Regeln als „menschlich verwerflich“ und schimpfte auf die Impfpflicht. Unter anderem führte ihr Song „Willkommen in der Demokratie“ oder auch ihre Teilnahme an der Künstlerkampagne #allesdichtmachen zu massiver Kritik.
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