Stürzt der Verlegerverband Springer-Boss Mathias Döpfner?

Neue Berichte über das Verhalten von Mathias Döpfner im Zuge der Reichelt-Affäre haben den Springer-Chef in Bedrängnis gebracht. Jetzt könnte der Verlegerverband BDZV Konsequenzen ziehen – an dessen Spitze Döpfner bisher steht. 

Am Montagnachmittag könnte es für Mathias Döpfner ungemütlich werden. Zwischen 13 und 16 Uhr treffen sich die Delegierten des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) per Videokonferenz zu einer außerordentlichen Sitzung, um auch über die Causa Döpfner zu beraten.

Seit 2016 ist der oberste Springer-Chef Präsident des einflussreichen Branchenverbands, der rund 300 Zeitungen vertritt und unter anderem den renommierten Theodor-Wolff-Preis für herausragende journalistische Leistungen verleiht. Beim BDZV galt Döpfner lange als „präsenter Präsident“, der sich sehr engagiert für die Belange des Vereins einsetzte und dafür auch sein weitreichendes Netzwerk in Politik, Wirtschaft und Medien nutzte.

Doch unumstritten ist die Personalie im Verband längst nicht mehr.

Grund sind vor allem die Enthüllungen der „New York Times“ aus dem vergangenen Herbst. Demnach habe Döpfner Deutschland im Zuge der Vorwürfe gegen den damaligen und inzwischen entlassenen „Bild“-Chef Julian Reichelt in einer privaten Textnachricht als „neuen DDR Obrigkeitsstaat“ bezeichnet. Bei seinen BDZV-Kollegen löste das Verstörung aus. In einer eilends einberufenen Präsidiumssitzung wurde beschlossen, dennoch an Döpfner als Präsidenten festzuhalten – auch nachdem dieser sowohl intern als auch extern um Entschuldigung gebeten hatte.

Döpfner ist formal bis 2024 gewählt

Vereinbart wurde damals freilich auch, die Angelegenheit noch einmal bei einer außerordentlichen Sitzung im Frühjahr mit den Delegierten des Vereins zu besprechen. Schließlich ist Döpfner formal noch bis 2024 als Präsident im Amt. Nachdem durch einen Bericht der „Financial Times“ nun neue Vorwürfe bekannt wurden, denen zufolge unter Döpfners Führung der Springer-Verlag gegen Kritiker von Julian Reichelt mit einer Art „Feindesliste“ ermittelt haben soll (darauf unter anderem der Satiriker Jan Böhmermann und Ex-Bild-Herausgeber Kai Diekmann), ist die Stimmung beim BDZV gekippt.

Als erster Verlag stellte sich die Funke Mediengruppe öffentlich gegen den Präsidenten. In einem Statement teilte der Konzern mit, die Äußerungen und das Verhalten von Döpfner seien in ihrer Wirkung auf die Öffentlichkeit „fatal“. Wie Springer ist Funke eines der mächtigeren Mitglieder des Verbands – und erhöhte nun den Druck auf Döpfner. „Um den Verband und die Branche, die er vertritt, zu schützen, halten wir nach wie vor eine Neuaufstellung der ehrenamtlichen Strukturen für unerlässlich“, hieß es in der Mitteilung weiter.

Formal abwählen kann die Delegiertenversammlung Döpfner am Montag nicht. Aber ihre Mitglieder könnten beschließen, entsprechende Schritte einzuleiten. Döpfner selbst wird nach Informationen von t-online an der Sitzung teilnehmen und dort auch sprechen.

US-Investor KKR: Wie lange duldet er die Springer-Eskapaden?

So schmerzhaft eine Abwahl als BDZV-Chef für ihn persönlich wäre, so unangefochten ist er bislang im eigenen Unternehmen. Er hält über 20 Prozent der Aktienanteile.  Allerdings könnten die jüngsten Vorwürfe beim US-Investor KKR, der mit 40 Prozent an Axel Springer beteiligt ist, Irritationen auslösen. Denn Döpfner ist einer der wenigen Namen aus der deutschen Medienbranche, der auch in den USA in Branchenkreisen geläufig ist. Vor allem sein Angriff auf den Google-Konzern, dem Döpfner den Missbrauch seiner Marktmacht vorwarf, hatte dort für Aufsehen gesorgt.

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Am Montag geht es für Döpfner deshalb um viel mehr als um ein Ehrenamt an der Spitze eines Branchenverbands. Es geht um seinen Ruf.

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