So können Sie Ihre psychische Belastbarkeit steigern
Resilienz in der Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie ist für jeden Einzelnen eine Herausforderung. Sei es die Angst um den Erhalt des Jobs, Homeschooling und Arbeit unter einen Hut zu bekommen oder die Kontakte enorm einschränken zu müssen. Auf Veränderungen im Leben reagieren Menschen, indem sie sich an ihre neue Situation anpassen. In der Psychologie heißt diese Fähigkeit Resilienz. Klaus Lieb, der Wissenschaftliche Geschäftsführer des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung, erklärte im Gespräch mit dem „Ärzteblatt“: „Resilienz ist die Aufrechterhaltung oder rasche Wiederherstellung der psychischen Gesundheit während oder nach stressvollen Lebensereignissen.“
Wie gut gehen Familien seit Beginn der Pandemie mit den neuen Lebensumständen um? Wie hoch ist die Resilienz? Die internationale Forschungsstudie „Project Discovery“, die der britische Geländewagenhersteller Land Rover in Auftrag gegeben hat, gibt Aufschluss. Die Forscher befragten insgesamt 7.000 Teilnehmende aus sieben Ländern, darunter 1.000 aus Deutschland. Das Team aus Wissenschaftlern wollte herausfinden, wie die Pandemie das Leben der Menschen verändert hat und wie bestimmte Verhaltensweisen mit einer hohen Resilienz einhergehen. Aus den Angaben der Befragten konnten die Forscher ableiten, welche Aktivitäten und Voraussetzungen zu einer hohen Widerstandsfähigkeit während der Pandemie führen.
Deutschland hat die meisten Menschen mit hoher Resilienz
Der Studie zufolge wiesen in Deutschland 9,3% der Befragten schon vor der Pandemie eine hohe Resilienz auf, der höchste Wert im internationalen Vergleich mit den USA, Großbritannien, Spanien, Frankreich, Italien und China. Wer sich seit dem Beginn der Corona-Krise ausgelaugt und psychisch angeschlagen fühlt, sprich, eine geringe Resilienz aufweist, kann jedoch daran arbeiten.
Prof. Sir Cary Cooper, Professor für Organisationspsychologie und Gesundheit an der MBS Universität von Manchester, erläutert die Ergebnisse der Studie von Land Rover: „Resilienz kann mit der Zeit erlernt und entwickelt werden. Project Discovery zeigt uns, wie sich wirklich widerstandsfähige Menschen verhalten. Diese Erkenntnisse offenbaren uns, wie wenige und vergleichsweise einfache Änderungen des Lebensstils unsere Fähigkeit verbessern, Schwierigkeiten jetzt und in Zukunft überwinden zu können.“
Diese Faktoren tragen zu einer hohen Resilienz bei
Was Menschen mit einer hohen Resilienz denjenigen mit einer niedrigen Resilienz voraushaben? Die Studie zeigt: Das Zusammenleben mit einem Partner stärkt die Belastbarkeit. 67 Prozent aller Befragten mit hoher Resilienz leben in einem gemeinsamen Haushalt, während es bei dem Menschen mit geringer Resilienz nur jeder Zweite ist. Seit Beginn der Corona-Krise haben sich 73 Prozent der Studienteilnehmer ein neues Hobby gesucht, bei den hochbelastbaren Menschen waren es weniger. Weshalb das so ist? Die meisten von ihnen hatten schon vor Beginn der Pandemie Hobbys und Aktivitäten, denen sie regelmäßig nachgegangen sind.
Die Studie zeigt zudem, welchen Beschäftigungen Menschen mit hoher Resilienz nachgehen. Auf Platz eins der Hobbys liegen Aktivitäten, bei denen etwas mit einem bestimmten Ziel erschaffen oder repariert wird. Auch Sport steht bei vielen oben auf der Liste: Laufen oder Radfahren sind beliebte Hobbys. Außerdem achten psychisch belastbare Menschen bewusst auf ihre Gesundheit, etwa durch gesunde Ernährung. Auch den Kontakt zur Außenwelt zu halten, stärkt die Resilienz. Ob täglich Zeitung zu lesen oder mit Freunden zu telefonieren: Belastbare Menschen halten ihre sozialen Kontakte aufrecht.
Anhand der Angaben der Befragten haben die Forscher zusammengefasst, welche Faktoren die Resilienz steigern: Gefestigte Beziehungen in einer eng verbundenen Gruppe von Freunden und der Familie, der Erwerb neuer Kenntnisse und Fähigkeiten sowie die Erkundung des eigenen Umfelds und der Umwelt.
Was, wenn die Resilienz dennoch nicht steigt?
Mithilfe der genannten Aktivitäten lässt sich demnach die Resilienz steigern. Eine positive Nachricht ist zudem, dass ein Großteil der Menschen mit niedriger Belastbarkeit im vergangenen Jahr neue Hobbys für sich entdeckt hat – und 93 Prozent der Befragten wollen ihrer angefangenen Tätigkeit auch 2021 nachkommen. Viele wollen ihr Leben bewusst ändern und geben an, auf einem guten Weg zu einer höheren Resilienz zu sein.
Wer jedoch längerfristig das Gefühl hat, der Belastung durch die Corona-Pandemie nicht gewachsen zu sein, sollte sich Hilfe suchen. Wer Existenzsorgen und -ängste habe, sollte sich genauer mit diesen auseinandersetzen, rät das Leibniz-Institut für Resilienzforschung: „Setzen Sie sich gemeinsam mit einem Freund oder einer Freundin mit dem schlimmsten Szenario auseinander und legen Sie sich eine genaue Strategie zurecht, was Sie tun, wenn dieser Fall eintritt.“ Falls psychische Belastungen überhandnehmen, gibt es auch Hilfe von Experten via Telefon.
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