So hart war Prinz Charles' Kindheit

"Er hat mich so behandelt, wie er behandelt wurde", sagt Prinz Harry, 36, in dem Gespräch und spielt damit auf Missstände in seinem Verhältnis zu  Prinz Charles, 72, an. In den letzten Jahren habe er erkannt, fährt der Royal fort, dass sein Vater ihn oftmals so behandelt habe, wie er von Queen Elizabeth, 95, und Prinz Philip, †99, erzogen worden sei.

"Ich habe es nie gesehen, ich wusste es nie, und dann fing ich plötzlich an, es zusammenzusetzen und zu sagen: 'OK, hier ist er zur Schule gegangen, das ist passiert, ich weiß das über sein Leben. Ich weiß auch, dass das mit seinen Eltern zusammenhängt, was bedeutet, dass er mich so behandelt hat, wie er behandelt wurde. Wie kann ich das für meine eigenen Kinder ändern?'", erklärt Harry weiter. "Es sind viel Schmerz und Leiden, die weitergegeben werden."

Prinz Charles: Eine Kindheit mit Hindernissen 

Es sind Sätze, die Prinz Charles mitten ins Herz treffen dürften. Es wirkt, als würde sich sein jüngster Sohn Tag für Tag mehr von ihm distanzieren. Dabei scheint Prinz Harry eines vollkommen auszublenden: Für seinen Vater war das Aufwachsen als Thronfolger ebenfalls nicht leicht.




Nach Harrys Podcast Prinz Charles lässt sich die Stimmung nicht verderben

Queen Elizabeth und Prinz Philip hatten nur wenig Zeit für ihre Kinder. Als Charles noch ein Kleinkind war, waren sie über ein halbes Jahr voneinander getrennt. Der Grund: eine wichtige Commonwealth-Tour. In dieser Zeit kümmerten sich seine Kindermädchen um ihn, elterliche Liebe und Fürsorge bekam der sensible Junge nur selten zu spüren. Später wurde er auf das Internat Gordonstoun geschickt – der Wunsch seines Vaters. Die Privatschule liegt in Eglin, Schottland, und damit weit entfernt vom Buckingham Palast, seinem Zuhause in London. In dieser Zeit fühlte sich Charles von seinen Eltern im Stich gelassen. Für ihn, den stillen und gefühligen Jungen, war die militärisch geprägte Schule nicht der richtige Ort.

Charles fühlte sich als Kind „vernachlässigt und verlassen“

Fast vier Jahrzehnte später, im Alter von 46 Jahren, verriet Prinz Charles in einer autorisierten Biografie von Jonathan Dimbleby, dass er sich oft "vernachlässigt und verlassen" gefühlt habe, als er ein Kind gewesen sei. In der Erziehung von Queen Elizabeth und Prinz Philip sei er "durch die starke Persönlichkeit seines Vaters" meistens "eingeschüchtert" gewesen und oft "zum Weinen gebracht" worden. Freunde des Prinzen von Wales beschrieben Prinz Philip zudem als "herablassend" und nannten es eine "Tyrannei", dass er Charles gegen seinen Willen nach Gordonstoun geschickt hatte.

Prinz Philip hielt seinen Sohn für keinen guten König

Die Beziehung von Prinz Philip und Charles durchlebte auch im Erwachsenenalter von Charles jahrelang Höhen und Tiefen, wie Autor Gyles Brandreth in seiner kürzlich erschienenen Biografie "Philip: The Final Portrait" behauptet. Zeitweise soll Philip seinem Sohn seine Verachtung sogar deutlich spüren gelassen haben. "Die Verachtung des Herzogs für seinen ältesten Sohn war umso schockierender, als dass er wenig oder gar keinen Versuch unternahm, sie zu verbergen," schreibt Brandreth. Der Autor meint, in Gesprächen mit dem verstorbenen Prinzgemahl herausgehört zu haben, dass er sich "wünschte, dass sein Sohn robuster und weniger schlau wäre." Außerdem soll er Prinz Charles für keinen guten König gehalten haben: "Es gab eine Zeit, in der der Herzog von Edinburgh den Prinzen von Wales als 'gekünstelt, extravagant und ohne die nötige Hingabe' beschrieb."




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Prinz Harry: Mehr Gnade statt Groll

Prinz Charles musste in seinem Leben einiges über sich ergehen lassen, er hat ausgeteilt und eingesteckt. Und war mit Sicherheit nicht immer ein guter Vater. Trotzdem sollte Prinz Harry sich vielleicht wieder ins Gedächtnis rufen, dass sein Vater für seine Erziehung und das, was ihn über Jahrzehnte lang geprägt hat, nichts kann. Er wurde in das System der Monarchie geboren. So wie Harry. Nun hat der 36-Jährige den Absprung geschafft und der Firma den Rücken gekehrt. Vielleicht sollte er das auch mit seiner Vergangenheit tun und endlich nach vorne blicken – ohne Groll. Nur so kann er ein guter Vater für seine Kinder sein.

Verwendete Quellen: Gyles Brandreth "Philip: The Final Portrait", express.co.uk, Jonathan Dimbleby "Prince of Wales: A Biography", Podcast "Armchair Expert",eigene Recherche

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