Als Prinz Harry, 38, am 10. Januar 2023 seine Lebenserinnerungen auf dem Markt brachte, war der Verkaufserfolg von "Spare" [deutscher Buchtitel: "Reserve"] bereits vorprogrammiert. Zweieinhalb Jahre waren vergangen seit sein Ghostwriter JR Moehringer, 58, eine SMS mit der Anfrage erhalten hatte, den Royal beim Verfassen seiner Memoiren zu unterstützen. Ein Projekt mit Anlaufschwierigkeiten. Der Autor hatte eigene Projekte geplant, doch die Geschichte des Queen-Enkels machte ihn neugierig. Der Startschuss für eine intensive Zusammenarbeit, die den amerikanischen Journalisten zeitweise an seine Grenzen brachte, ihm aber auch überraschende Einblicke in das Leben und die Gefühlswelt des Exil-Royals verschaffte.
Prinz Harry und Herzogin Meghan überraschten mit ihrer Gastfreundschaft
Harry und Moehringer kommunizierten in den ersten Monaten lediglich über Video-Anrufe. Die Coronapandemie machte jedes persönliche Treffen zunichte. Doch als die Regelungen gelockert wurden, flatterte dem Schriftsteller eine Einladung ins Haus. Die Sussexes luden ihn nach Montecito ein. Endlich war es möglich, für einen längeren Zeitraum gemeinsam unter einem Dach an dem Buch zu arbeiten, dass den Buckingham Palast in seinen Grundfesten erschüttern sollte. Ein Aufenthalt im Hotel? Auf keinen Fall! Das prominente Paar zeigte sich überraschend offen und lud Moehringer dazu ein, während der Zeit seines Aufenthaltes in seinem Gästehaus zu übernachten.
Eine Phase des intensiven Arbeitens begann. Harry und sein Co-Autor hatten Druck. Den mit Spannung erwarteten Lebenserinnerungen des Royals musste der letzte Schliff verpasst werden. Für Moehringer Segen und Fluch zugleich. Denn während er an einer der wohl aufregendsten Arbeiten seiner Karriere saß, musste seine daheimgebliebene Familie wohl oder übel in die Röhre schauen. Ein Trugschluss! Er hatte vor seiner Abreise nach Kalifornien offenbar nicht mit der herzlichen Gastfreundschaft der Sussexes gerechnet.
Harry eroberte ein Kinderherz, Meghan zeigte „süßes“ Mitgefühl
"Als die Pandemie nachließ, konnte ich endlich nach Montecito reisen", berichtet er in einem Essay, der am 8. Mai 2023 in dem Magazin "The New Yorker" erschienen ist, und erinnert sich: "Ich ging einmal mit meiner Frau und meinen Kindern." Ein Erlebnis, das insbesondere ein Familienmitglied nachhaltig beeindruckte. "Harry hat das Herz meiner Tochter Gracie mit seinem enormen 'Vaiana'-Wissen ['Vaiana' ist ein Animationsfilm von Disney; Anmerkung der Redaktion] erobert; seine Lieblingsszene, sagte er ihr, ist, als Heihei, das dumme Huhn, sich auf See verirrt wiederfindet."
Moehringer indes zeigte sich vor allem von Herzogin Meghan, 41, beeindruckt. Die Frau seines Auftraggebers nutzte immer wieder ihre Nachmittagsspaziergänge mit ihrem Sohn Prinz Archie, 4, um dem Autoren einen kurzen Besuch abzustatten. Sie habe versucht, ihm seinen Aufenthalt so komfortabel wie möglich zu gestalten. "Meghan, die wusste, dass ich meine Familie vermisste, brachte ständig Tabletts mit Essen und Süßigkeiten mit", verrät der Schriftsteller, der sich über einen langen Zeitraum im einsamen Schreibprozess befand. Und auch an seine Kinder hatte die Royal gedacht und ihnen als kleine Entschädigung für die lange Abwesenheit des Vaters Geschenke geschickt.
Ein Hauch von Harrys Erfahrungen
Auch nach der Veröffentlichung von Harrys Memoiren riss der Kontakt nicht ab. Moehringer erlebte eine Zeit der Aufruhr, die ihm einen Hauch dessen vermittelte, was der Royal ein Leben lang erdulden musste. Ein Freund des Herzogs von Sussex habe nach dem Erscheinen von "Spare" eine Buchparty veranstaltet und den Ghostwriter dazu eingeladen. Eine Geste, die der Journalist nur zögerlich annahm. Zu stark traf ihn die Kritik nach dem Erscheinen von Harrys Memoiren. Er und seine Frauen seien in jenen Tagen vor der Party von Paparazzi regelrecht gejagt worden.
Hochzeitstag von Meghan + Harry Die Bilder ihrer stürmischen Liebe
In seiner Verzweiflung habe er den Prinzen angerufen, den Menschen, der ihn wohl am besten in dieser Situation verstehen konnte. "Es war, als würde man Taylor Swift von einer schlimmen Trennung erzählen“, beschreibt Moehringer die Situation des Gespräches mit dem Royal. "Harry war unglaublich herzlich. Er fragte, ob es meiner Familie gut gehe, bat um physische Beschreibungen der Leute, die uns belästigten, versprach, ein paar Anrufe zu tätigen, um zu sehen, ob etwas getan werden könne. Wir wussten beide, dass nichts getan werden konnte, aber trotzdem."
„Er hatte Tränen in den Augen“
Als beide dann gemeinsam auf den Bucherfolg anstießen, zeigte Harry seine verletzliche Seite. "Er erwähnte meinen Rat, 'dem Buch zu vertrauen', und sagte, er sei froh darüber, denn es fühlte sich unglaublich an, die Wahrheit da draußen zu haben, sich – seine Stimme klang stockend – 'frei' zu fühlen." Das Ausmaß seiner Emotionen, ließ sich offenbar am Gesicht des Royals ablesen, und berührte auch Moehringer. "Er hatte Tränen in den Augen. Ich auch.“
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