Er war Deutschlands erster gefundener „Superstar“, jetzt mimt er den Jesus. Im Interview mit t-online spricht Alexander Klaws über das RTL-Event „Die Passion“, kommt aber schnell darauf, was in der echten Welt schiefläuft.
Endlich wieder Kultur. Live und in Farbe. Lange Zeit war das durch Pandemie und Gesetzgebung nicht möglich. Auch Alexander Klaws, der 2003 als erster Sieger bei DSDS in die Geschichtsbücher der deutschen Popkultur einging, musste darunter leiden. Denn die RTL-Aufführung der prägendsten Geschichte des Christentums, die Ostergeschichte aus der Bibel, musste auf die sehr lange Bank geschoben werden.
Nun wird der Sänger und Schauspieler, der sich so eigentlich gar nicht bezeichnen möchte – dazu später mehr – doch noch den Jesus Christus geben dürfen. „Die Passion“ wird stattfinden, in Essen aufgeführt und am 13. April um 20:15 Uhr von RTL gesendet werden. Halleluja.
Alexander Klaws: Eigentlich nicht, weil das natürlich eine Figur ist, zu der jeder, ob religiös oder nicht, eine Meinung hat. Es wird sicherlich polarisieren, wie ich Jesus in „Die Passion“ spielen werde. Aber das ist auch gut so.
Wollen Sie da etwa jemanden ärgern?
Auf keinen Fall! Aber wir wollen natürlich das eigene Denken der Zuschauer anregen. In dieser Geschichte geht es um Menschlichkeit, um Zusammenhalt, um Solidarität, um Nächstenliebe. Wir versuchen, diese alte Geschichte modern zu erzählen. Ich trage kein Gewand oder lange Haare. Ich werde wie im normalen Leben aussehen.
Alexander Klaws: So normal will er als Jesus auftreten. (Quelle: RTL/Frank W Hempel)
Das wird also eine Ostergeschichte aus dem Jahr 2022?
Es ist nicht losgelöst von der Bibel. Wir sprechen etwa den Originaltext, aber das Setting spielt im Hier und Jetzt, ja. Wir erzählen die älteste und größte Geschichte. Eine Geschichte von gestern, wie Thomas Gottschalk mal gesagt hat, aber für heute.
Wie meinen Sie das?
Mit Hinblick auf die aktuelle politische Situation ist die Bibelgeschichte aktueller denn je.
Haben Sie Solidarität, Zusammenhalt und Nächstenliebe während der Pandemie vermisst? Gerade die Kulturbranche war ja gebeutelt …
Absolut. Wenn ich einen Satz nicht mehr hören kann, dann ist es von gewissen Politikern, dass man sich um alle Berufsgruppen kümmern oder die Kunst nicht sterben lassen werde. Das waren schöne Sätze, nur gemacht wurde viel zu wenig.
Sie klingen etwas säuerlich.
Nun, ich rede nicht nur von mir, ich rede von einer kompletten Branche, ich rede von einem kompletten Berufszweig, der für die Politik irrelevant schien. Es wurde einfach so viel gesagt und so viel erzählt, aber dann wurde nicht gehandelt. Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass man in diesem Land vergessen werden kann.
Fühlten Sie sich so? Vergessen?
Als Teil der Branche fühlte ich mich von der Politik vergessen. Auf jeden Fall. Was mich sauer macht, ist, dass jetzt das Tanken sofort unterstützt werden soll. Da kann die Politik schnell handeln. Aber so viele Kulturschaffende haben seit gut zwei Jahren keine oder zu wenig Hilfe bekommen.
Welche Einsicht haben Sie dadurch entwickelt?
Dass niemand einfach vergessen werden darf. Grundsätzlich sollten wir alle ein Stück weit näher zusammenrücken, um uns gegenseitig zu stärken und nicht ständig mit dem Finger auf andere Menschen zu zeigen. Wir sollten als Gesellschaft wieder an das große Ganze denken und solidarisch sein.
Das sind ja auch Werte, die mit der Ostergeschichte verbunden sind. „Die Passion“ war auch eine Reise biblischen Ausmaßes. Das Projekt wurde bereits Anfang 2020 angekündigt, es passierte aber nie etwas. Was war da los?
Sie wurde leider wegen der Pandemie abgesagt. Aber wir waren im stetigen Austausch und dass das Projekt komplett wegfällt, stand eigentlich nie wirklich zur Debatte. Wir hatten 2020 bereits viel geprobt. Das jetzt einfach unter den Tisch zu kehren, dafür waren wir alle mit viel zu viel Herzblut dabei. Wir haben die Pandemie noch immer nicht bewältigt, aber wir konnten endlich etwas planen. Bei dem Live-Event auf dem Essener Burgplatz werden rund 4.900 Menschen erwartet.
Alexander Klaws: Der DSDS-Sieger fühlte sich als Kulturschaffender von der Politik nicht berücksichtigt. (Quelle: IMAGO / Joachim Sielski)
Seit DSDS singen, schauspielern und moderieren Sie. Also alles Jobs, die durch Corona gelitten haben. Was ist Ihre Berufsbezeichnung?
Ich bin genau all das. Ich werde immer Musiker sein. Das ist der rote Faden meiner Karriere und Musik ist das Blut, das durch meine Adern fließt. Das Schöne ist, dass ich zwischen den Sparten wechseln kann. Habe ich mal keine Lust auf Musik, dann mache ich etwas anderes. Aber wir brauchen immer unsere Schubladen in Deutschland. Die Leute können sich leider nicht vorstellen, dass man auch mehrere Talente haben kann.
Sie sehen sich also eher als das Gesamtpaket Entertainer statt als Musiker, Sänger, Schauspieler und/oder Moderator?
Genau, weil das eine schließt das andere nicht aus. Außerdem: Im amerikanischen Sinne heißt „Schauspieler“ grundsätzlich auch, dass man singen kann. Jeder Schauspieler in Amerika kann singen. Das gehört da quasi mit zur Ausbildung.
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Wenn man die Schublade aber mal aufmacht, dann waren Sie in den letzten Jahren primär als Schauspieler tätig. Reizt Sie Musik aktuell nicht so?
Es stimmt schon, dass ich die letzten Jahre mehr geschauspielert habe. Ich spiele auch jeden Sommer den Winnetou in Bad Segeberg. Das ist immer cool, weil da viel Action ist. Aber ich merke, dass ich wieder großen Hunger aufs Singen habe. Allein durch die privaten Dinge, die ich erlebt habe. Und als ich bei „The Masked Singer“ das Plüschmonster war … Ich habe gemerkt, dass ich es vermisst habe auf einer Bühne zu stehen und zu singen – auch wenn die Menschen mich nicht erkannt haben (lacht).
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