„Ich habe allen Grund, glücklich zu sein“, sagt Michael Holm anlässlich seines 80. Geburtstags an diesem Samstag im Interview mit unserer Redaktion. Der Schlagersänger („Tränen lügen nicht“) spricht zudem über seine kürzlich erschienene Autobiografie „Rückkehr nach Mendocino“, in der er über „Machotum, offenen Sexismus, verbale Gewalt und Homophobie“ im Umfeld früherer TV-Produktionen berichtet.
Herr Holm, Sie haben mit Blick auf Ihre Autobiografie und Ihr neues Album „Holm 80“ aktuell eine hohe TV-Präsenz. Samstag feiern Sie Ihren 80. Geburtstag. Wie meistern Sie diese vielen Termine?
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Michael Holm: 80 wird nicht jeder. Wer nicht alt werden will, muss jung sterben – und das wollte ich nicht. Ich habe einfach ein positives Lebensgefühl. In
Sie wirken sehr mit sich im Reinen. Woran machen Sie das fest?
Ich habe allen Grund, glücklich zu sein – nicht zuletzt mit Blick auf meine Ehefrau und meine zwei Kinder. Natürlich sollte man sich schon etwas in Disziplin üben und sich möglichst viel bewegen. Man darf auch mal über die Stränge schlagen und von mir aus einen Schnaps zu viel trinken, aber doch nicht jeden Tag. Ich glaube, man braucht auch ein gewisses Talent zum Glückhaben und Glückempfinden. Das hält einen besonders jung. Ich fühle mich glücklich.
Das war Ihnen auch kürzlich in der „Giovanni Zarrella Show“ anzumerken. Wie gefällt Ihnen das Format, das sich ziemlich von der „ZDF-Hitparade“ unterscheidet, deren Glanzzeit Sie einst mitgeprägt haben?
Das war ein besonderes Erlebnis, zumal dieser
Sie haben gemeinsam mit
Eines steht fest: Um den Schlager muss einem nicht bange sein. Wir hatten vielleicht noch nie solch herausragende Talente – was das Kreative, aber auch vor allem den Gesang angeht. In der Zarrella-Show ist
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Mickie Krause ist als Partyschlagerstar bekannt. Können Sie sich mit seiner Musik anfreunden?
Mickie Krause ist wirklich ein ganz toller Musiker, der nicht nur Partyschlager, sondern auch Popsongs hervorragend interpretieren kann. Er hat unser Duett „Barfuß im Regen“, das auf meinem Album „Holm 80“ zu hören ist, richtig stramm eingesungen. Da muss man erst einmal dagegenhalten, sonst geht man unter. Nach Jürgen Drews gibt es jetzt nur noch einen König – und das ist Mickie.
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Auch ein Duett mit
Ich war an dem Tag unterwegs, werde es aber definitiv noch nachholen. Dass ich gemeinsam mit dem Comedy-König von Deutschland ein Duett, nämlich seine bekannte Parodie auf meinen Hit, einsingen durfte, hat mich natürlich unglaublich gefreut. Es wäre für jeden anderen auch ein riesiges Erlebnis gewesen – und ich durfte es erleben.
Machotum, Sexismus und verbale Gewalt in TV-Produktionen
Ihr Buch „Rückkehr nach Mendocino“, aufgeschrieben von Michael Kernbach, beginnt mit einem Paukenschlag. Sie beschreiben die Arbeitsatmosphäre zu Zeiten der „ZDF-Hitparade“ als heute kaum noch vorstellbar, berichten von „Machotum, offenem Sexismus, verbaler Gewalt und Homophobie“. Wie haben Sie diesen Zustand damals empfunden?
Gleich einmal vorweg: Das war nicht nur in der „ZDF-Hitparade“ so, sondern auch der Ton, der damals zum Beispiel in den Filmstudios vorherrschte. Die Regisseure waren die Götter. Sie wurden kaum kontrolliert und verhielten sich so, wie sich manche Menschen eben verhalten, wenn sie in keiner Weise auf Kritik stoßen.
Gab es auch andere, positive Beispiele?
Ja, die gab es. Viele Moderatoren und Produzenten haben sehr darauf geachtet. Bei Hans Rosenthal („Dalli Dalli“; Anm. d. Red.) wurde keiner niedergemacht, da wäre „Hänschen“ nämlich ganz schnell zum Hans geworden. Bei Wim Thoelke („Der Große Preis“) warst du als Künstler ebenfalls unantastbar. Und eigentlich auch bei Dieter Thomas Heck, der immer für andere in die Bresche gesprungen ist. An ihm lag es nicht, sondern an Truck Branss, dem damaligen Regisseur der „ZDF-Hitparade“. Als er weg war, wurde Heck immer bestimmender. Es gab also beide Seiten, üblicherweise ging es in den Sendungen damals rau, aber herzlich zu.
Mit Ausnahme der Sendungen, in denen der erwähnte und 2005 verstorbene Truck Branss mitmischte …
Es wurden Menschen richtig niedergemacht, teilweise bis zur Entwürdigung. Meine Geschichte lief noch verhältnismäßig witzig ab: Ich hatte einen goldenen Satinanzug mit Pailletten an. Truck nahm das zum Anlass, um gegen mich zu schießen und mich als Sänger zu kritisieren. Ich habe dann einfach mal zurückgeschossen …
… mit folgenden Worten, wie Ihrem Buch zu entnehmen ist: „Truck, du bist der Regisseur. Du kannst mir sagen, wie ich rumlaufen soll, was ich anziehen soll, wo ich stehen und wo ich hingucken soll. Erzähl mir aber bitte nicht, wie ich zu singen habe, denn ich habe in meinem kleinen Finger mehr Musikalität als du in deinem ganzen Körper.“
Genau. Er hätte mich durchaus für mein Outfit, das ihm sicherlich nicht gefallen hat, kritisieren können. Aber das hat er nicht gemacht – sein Fehler. Wir haben es dann wie damals unter Männern üblich geklärt, nachdem er zu mir gesagt hat: „Ach, du Arschloch … Lass uns ein Bier trinken.“ Von da an kamen wir soweit gut miteinander aus. Zumindest mich hat er nicht mehr angemotzt, andere aber leider schon.
Vermutlich hatten wenige Künstler, vor allem Ihre Kolleginnen, damals den Mut, diesem Regisseur die Stirn zu bieten, oder?
Manche haben es weggelächelt, andere haben richtig darunter gelitten. Es gab aber auch Künstlerinnen und Künstler, die durchaus dagegenhalten konnten, etwa Katja Ebstein. Und auch Christian Anders ließ sich nichts gefallen. Man muss sich nicht immer wegducken, auch wenn das vielleicht bequemer sein mag. Ich bezweifle aber, dass es für dein Seelenleben gut ist, wenn du Dinge, die ganz krass deine Würde betreffen, einfach nur weglächelst. Truck Branss, um das abzuschließen, war eigentlich ein guter Regisseur, der tolle Sendungen abgeliefert hat. Insofern war es umso unnötiger, dass er sich auf diese Art und Weise immer wieder profilieren musste.
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Sie blicken in Ihrem Buch auch über den Tellerrand und behaupten, dass früher „alles, was man heute unter der Formel ‚Nachhaltigkeit‘ versammelt, unser ganz normaler Alltag war“. Wie meinen Sie das?
Ich habe kürzlich gelesen, dass Litauen das Land mit den gesündesten und am wenigsten belasteten Nahrungsmitteln ist. Woran liegt das? Die sind zu arm, um Kunstdünger und dieses ganze Gift zu erwerben und zu verwenden. So ähnlich war es zu den Zeiten, als ich aufgewachsen bin. Zum einen kannten wir solche Sachen gar nicht und zum anderen fehlte uns das Geld dafür. Wir hatten gar keine andere Wahl, als nachhaltig zu handeln und achtsam miteinander umzugehen. Fleisch gab es – wenn überhaupt – nur an Wochenenden, und die wenigen Habseligkeiten wurden geteilt.
Holm über Klimakleber: „Davon wird die Luft auch nicht sauberer“
Damals gab es auch keine Menschen, die sich auf den Straßen festklebten, um zu protestieren. Wie denken Sie darüber?
Man muss sich das einmal vorstellen: Die kleben sich auf der Straße fest und sind dafür verantwortlich, dass unzählige Autofahrer warten müssen. Der Motor läuft aber in der Regel weiter. Davon wird die Luft auch nicht sauberer. Mit Blick auf Deutschlands Anteil am globalen CO2-Ausstoß, der bei 1,8 Prozent liegt, handelt es sich doch um ein Scheinproblem. Alleine durch unsere neun Milliarden Bäume wird unser CO2-Ausstoß aufgefangen. Trotzdem hat die Luft keine Grenzen und es ist wichtig, noch weniger Dreck zu machen. Es auf diese fanatische Art mit Gewalt zu machen, halte ich jedoch für einen großen Fehler, weil dieses Verhalten ausschließlich auf Gesinnung und nicht mehr auf Tatsachen und Vernunft beruht.
Sie haben das Landleben schon immer sehr geschätzt. Leben Sie heute noch auf Ihrem riesigen Hofgut am Starnberger See?
Nein, heute leben wir in einem schönen Haus in Oberbayern mit einem kleinen Garten. Etwas weiter weg haben wir noch ein großes Grundstück, das inzwischen aber verpachtet wurde. Wir sind also nicht mehr im landwirtschaftlichen Bereich aktiv. Gott sei Dank haben wir noch einen entzückenden Hund, unseren Gustl. Ansonsten bin ich nach wie vor viel als Sänger unterwegs, habe einige Veranstaltungen zu absolvieren.
Sie waren sogar schon ein paar Mal in Mendocino, um sich den Ort anzuschauen, über den Sie seit Jahrzehnten singen. Welche Eindrücke haben Sie von Ihren Reisen mitgenommen?
Zunächst einmal ist es dort an der Pazifikküste oft frischer, als man es in Kalifornien erwarten würde. Der Ort ist ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Um Mendocino herum erstrecken sich diese unbeschreiblichen Urwälder Nordkaliforniens – mit Bäumen, die teilweise eine Höhe von über 120 Metern erreichen. Diese Gegend zwingt einen förmlich zu einer ungeheuren Ehrfurcht vor der Kraft und Würde der Natur. Früher war Mendocino im Übrigen ein kleines Fischer- und Hippie-Dorf mit vielleicht gerade einmal drei Hotels.
Haben Sie den Einheimischen von Ihrem Song erzählt?
Als ich zum zweiten Mal vor Ort war, lernte ich in einer Bar einen Alt-Hippie kennen. Ich erzählte ihm, dass ich eine deutsche Version des bekannten „Mendocino“-Songs gesungen und über eine Million Platten verkauft habe. Ganz zum Schluss haben wir den Titel dann gemeinsam gesungen – abwechselnd auf Deutsch und Englisch und begleitet von lautem Klopfen auf den Tisch. Die ganze Bar applaudierte.
Werden Sie Mendocino einen weiteren Besuch abstatten?
Ich war von 1979 bis 2004 jedes Jahr vier bis acht Wochen lang in Amerika – manchmal sogar bis zu zweimal. Leider habe ich mittlerweile eine gewisse Flugangst entwickelt. Wahrscheinlich ist das meinem Alter geschuldet, ich weiß es nicht. Mit drei Beruhigungstabletten und fünf Whiskeys könnte es vielleicht gehen. Flüge von bis zu drei, vier Stunden mache ich noch mit, aber darüber hinaus eher nicht. Aber ich sage Ihnen eines: Ich habe Mendocino im Herzen.
Wie wäre es mit Mallorca? Der Ballermann ist nur rund zwei Flugstunden entfernt…
Ich hatte mit Olaf Henning sogar mal einen Malle-Hit. „Nur ein Kuss Maddalena (Du Luder)“ war zwei Jahre lang am Ballermann ganz weit vorne. Ich bin damals mit großer Freude dort aufgetreten und auch gefeiert worden. Zu einer langfristigen Zusammenarbeit kam es bisher aber nie. Ich hätte jedenfalls keine Probleme, am Ballermann aufzutreten – sofern sie meine Gage zahlen können (lacht).
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