Märtha Louise wird 50: Ihr Leben zwischen Engeln und Schamanen
Norwegische Königstochter
Auch Sorgenkinder kommen in die Jahre. Entweder wird es ruhiger um sie, oder man hat sich an den Wirbel, den sie verursachen, gewöhnt. Auf Prinzessin Märtha Louise von Norwegen, dem Enfant terrible im Land der Fjorde, trifft beides gleichermaßen zu. Am 22. September wird sie 50 Jahre alt.
Ihren Ruf als streitbare Königstochter hat sich Märtha Louise von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, so ihr richtiger Name, hart erkämpft. Von klein auf befand sie sich im Kampf mit ihrer Umwelt. Zwar wurde sie als ältestes Kind von König Harald V. von Norwegen (84) geboren, doch Thronfolger ist ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Haakon (48).
Bei ihrer Geburt wurden in allen europäischen Monarchien noch die männlichen Erben bevorzugt. Zwar änderten die Norweger 1990 ihre Thronfolgeregelung im Sinne der Gleichberechtigung, doch weil Märtha Louise so lange vor dem neuen Verfassungszusatz geboren wurde, beließ man es in ihrem Fall bei der alten Regelung.
Zu diesem Zeitpunkt machte die Prinzessin gerade ihr Abitur am Christlichen Gymnasium in Oslo. Anschließend ging sie nach England und studierte an der Universität Oxford Literatur. Da hatte sie bereits reichlich negative Erfahrungen gesammelt.
In der Schule litt sie unter Mobbingattacken, neidische Kinder hatten es mehr auf ihren Adelstitel als auf ihre Person abgesehen. Dem norwegischen Podcast „Relasjonspodden“ sagte sie später: „Damals wollte ich es allen recht machen.“ Märtha Louise sprach sogar von Depressionen, die sie in ihrer Jugend gequält hätten. Als Kind hatte sie instinktiv ein wirksames Gegenmittel entdeckt: das Reiten. „Die Pferde wussten nicht, dass ich eine Prinzessin bin.“ Die Tiere halfen ihr aus der Depression.
In England trainierte sie dann Springreiten und wurde sogar Mitglied der norwegischen Nationalmannschaft. Dafür ließ sie ihr Literaturstudium sausen und kehrte in die skandinavische Heimat zurück, wo sie eine mehrjährige Ausbildung zur Physiotherapeutin absolvierte. Ihr Spezialgebiet: Muskelentspannung.
Eine Prinzessin als Therapeutin, eine die Verspannte locker macht. Manche haben das mit Misstrauen gesehen. Das wurde auch nicht besser, als Märtha Louise auf den Titel „Königliche Hoheit“ und ihre Apanage verzichtete. Letztere betrug umgerechnet circa 15.700 Euro jährlich, etwas über 1.300 Euro im Monat. Aufstocken ging auch nicht so ohne Weiteres. Dazu wäre nach Paragraf 75 der norwegischen Verfassung ein Parlamentsbeschluss erforderlich gewesen, was die Prinzessin nicht wollte. Mit der Annahme einer Apanage hätte sich Märtha Louise zudem verpflichten müssen, keine anderen bezahlten Arbeiten zu übernehmen.
Im Podcast „Summa summarum“ der Osloer Journalistin Kjersti Kvam erklärte die Prinzessin, bei ihrer Apanage habe es sich um eine „symbolische Summe“ gehandelt, da Frauen in der norwegischen Königsfamilie im Laufe der Geschichte kein Geld für ihre geleistete Arbeit erhalten hätten. „Ich dachte: ‚Wie soll ich von diesem Gehalt überleben?'“ Sie sei zu einer Frau erzogen worden, „die ihre eigenen Entscheidungen trifft und jeder in meiner Generation verdient sein eigenes Geld und bildet sich weiter“.
Diese Haltung war zwar ehrenwert, doch die Art ihrer Arbeit fanden viele Norwegen nicht nobel genug für ein Mitglied der königlichen Familie. Auch ihre Heirat 2002 mit dem skandalumwitterten Schriftsteller Ari Behn (1972-2019) löste keine Begeisterungsstürme aus. Behn hatte zuvor als Dokumentarfilmer, Kindergartenhelfer, Modedesigner und Gabelstaplerfahrer gearbeitet. Er galt als durchgeknalltes literarisches Genie, das aus seinem Deutschen-Hass keinen Hehl machte. „Ich scheiße auf alles Deutsche. Es sind schlechte Menschen, die zu nichts anderem als zum Fußballspielen in der Lage sind. Und dazu, Kriege anzufangen“, sagte Behn, der immerhin mit einer Frau zusammen war, die Wurzeln in einem deutschen Adelshaus hat.
Bei der Hochzeit warnte König Harald in seiner Rede allerdings den Schwiegersohn vor seiner Tochter: „Sie ist unberechenbar… Eine Menge Dinge werden passieren.“ Das war lustig gemeint, doch es kam tatsächlich so.
Zwischen 2003 und 2008 wurden die drei Töchter Maud Angelica (18), Leah Isadora (16) und Emma Tallulah (12) geboren. Die Familie lebte zeitweise in New York, kehrte aber 2005 nach Norwegen zurück. 2017 gab der Königshof die Trennung von Märtha Louise und Ari Behn bekannt. Und am ersten Weihnachtstag 2019 nahm Behn sich das Leben.
Hilfe bei Depressionen bietet die Telefonseelsorge unter der kostenlosen Rufnummer: 0800/111 0 111
Die Prinzessin war zu dieser Zeit längst in höhere Sphären abgedriftet. Sie hatte öffentlich bekanntgegeben, dass sie Kontakt zu Engeln habe, was sie auch als Geistheilerin befähige. In Norwegen, wo viele Menschen an übernatürliche Fähigkeiten glauben, ist dass allerdings nichts Außergewöhnliches. Doch international war es eine kleine Sensation. „Die norwegische Prinzessin spricht mit Engeln“, meldete die BBC 2007.
Märtha Louise gründete eine „Engelsschule“ und bot in ihrem esoterischen Therapiezentrum „Astarte Education Centre“ Kurse für Selbstheilung und Kommunikation mit Engeln und Toten an. Seit 2019 darf sie dieses Geschäft nicht mehr mit ihrem Titel „Prinzessin von Norwegen“ bewerben.
Eine neue Liebe hat sie auch gefunden. Ihr Auserwählter ist der amerikanische Schamane Durek Verrett (46), der im Februar in einem Interview mit „Gala“ verriet: „Meine Mutter sagte mir schon, als ich klein war, dass ich eine Prinzessin von Norwegen heiraten werde.“ Eigentlich wollte Märtha Louise längst in den USA leben. Doch ihre Auswanderung wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Vielleicht haben die Engel etwas dagegen…
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