Gütersloh (dpa) – Wenige Tage vor ihrem 80. Geburtstag hat Bertelsmann-Gesellschafterin Liz Mohn einen Generationen-Wechsel eingeleitet.
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Eine Ära geht zu Ende: Die mächtige und reiche Unternehmerin ist bislang die Familiensprecherin der Familie Mohn, die 20 Prozent am Konzern hält. Damit stand sie stellvertretend für das einflussreiche Gremium, das die Interessen der Familie im Unternehmen wahrt. Jetzt reicht sie am 21. Juni diese Aufgabe an ihren Sohn Christoph Mohn weiter – zu ihrem 80. Geburtstag. Der 55-Jährige bekommt als bisheriger Bertelsmann-Aufsichtsratschef nun weiteren Einfluss.
Liz Mohn prägt seit vielen Jahrzehnten Bertelsmann mit. Wenn die „First Lady“ ruft, sind hochkarätige Stars und Entscheider aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft und Medien schnell versammelt. Sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel war schon ihr Gast. Die Unternehmerin hinter dem Konzern, der Milliarden-Umsätze erwirtschaftet, verbindet den Roten Teppich und die glamouröse Gala zugleich mit ihren wichtigen Anliegen: Sie sammelt etwa Spenden für Schlaganfall-Opfer und stellt damit eine Erkrankung, die viele Menschen trifft, ins Scheinwerferlicht.
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Seit Jahrzehnten ist Liz Mohn mit dem Unternehmen aus Gütersloh in Nordrhein-Westfalen verbunden. Ihr Mann Reinhard Mohn hatte 1947 den C. Bertelsmann Verlag in fünfter Generation übernommen und baute ihn zum Medienkonzern aus. Reinhard Mohn starb 2009. Er legte viel Macht in die Hände seiner Frau und in die seiner Kinder. Die Kapitalanteile an dem Unternehmen werden zu gut 80 Prozent von mehreren Stiftungen und der Rest von der Familie Mohn gehalten.
Heute ist der 1835 gegründete Verlag ein weltumspannender, nicht börsennotierter Konzern mit einem breiten Portfolio von Buch über TV, Radio, Zeitschriften, Musik bis hin zum Bildungsgeschäft und Dienstleistungen für Firmen – schon viele Jahre steht Thomas Rabe als Vorstandsvorsitzender an der Spitze. Mehr als 132 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren 2020 weltweit bei Bertelsmann beschäftigt.
Bundesverdienstkreuzträgerin Mohn hat bislang zahlreiche Ämter in dem dichten Firmengeflecht. Obwohl sie sich nun von einigen Aufgaben trennt, bleibt sie weiterhin Mitglied des Lenkungsausschusses der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft und Mitglied im Bertelsmann Aufsichtsrat. Im operativen Management-Vorstand ist Mohn nicht tätig.
Eine wegweisende Entscheidung, die sie mittraf, war in den 2000ern: Für einen Milliardenbetrag kaufte Bertelsmann die 25,1-prozentige Beteiligung von der Groupe Bruxelles Lambert zurück. Das Unternehmen war damit wieder in der Hand von Stiftungen und Familie.
Mohn ist vielen auch als Stifterin, Mäzenin und für ihr Engagement in der Gesellschaft bekannt. In den 1980er Jahren rief sie etwa den internationalen Gesangswettbewerb „Neue Stimmen“ ins Leben, dessen Präsidentin sie ist.
Liz Mohn repräsentiert heute wie zum Beispiel auch Friede Springer und Hubert Burda eine Generation von mächtigen Verleger- und Unternehmerfamilien, die über Jahrzehnte die Bundesrepublik mitgeprägt haben. Mit Journalismus, Innovationsgeist, Unternehmerrisiko. Sie zeugen von einer Zeit, als die gedruckte Presse in den Auflagenzahlen gefühlt keine Grenze nach oben kannte. Und sie stehen ebenso für die Transformation der Medien ins Digitale und das Abschneiden von alten Zöpfen in Unternehmen, was oftmals zu heftigem Gegenwind führte.
Mit der Region Gütersloh ist Liz Mohn quasi ihr ganzes Leben lang verbunden. Sie wurde nur zehn Kilometer entfernt im ostwestfälischen Wiedenbrück als Elisabeth Beckmann geboren. Sie begann zunächst eine Lehre als Zahnarzthelferin, bewarb sich dann aber bei Bertelsmann und arbeitete ab da für den Buchclub. Mit 17 Jahren lernte sie Reinhard Mohn kennen, die beiden heirateten 1982 und bekamen drei Kinder. Mit den Jahren übernahm Liz Mohn immer mehr Aufgaben in Unternehmen und in der Bertelsmann Stiftung.
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