München – Immer wieder machte Grit Boettcher den Fernseher zur Theaterbühne und verzauberte ein Millionenpublikum mit ihrem ansteckenden Lachen: Die Sketch-Serie „Ein verrücktes Paar“ (1977-1980) war einer der größten Erfolge des vielseitigen Stars. Mit Harald Juhnke schlüpfte Boettcher in die verrücktesten Kostüme und lotete erbarmungslos aus, was alles zwischen Mann und Frau schief gehen kann – sei es am Flughafen, im Supermarkt oder im Hotelzimmer.
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Dafür gab es die „Goldene Kamera“, Boettcher avancierte zu einem der Publikumslieblinge des West-Fernsehens. Jetzt wird die Schauspielerin 85 Jahre alt und lebt so, wie es viele Lebensratgeber predigen: Nach dem Motto „Das Heute zählt“. Der Deutschen Presse-Agentur sagte sie kurz vor ihrem 85. Geburtstag am 10. August, sie schaue nicht in die Vergangenheit und denke nicht an die Zukunft. Ihren Ehrentag will die in München lebende Schauspielerin in kleiner Runde verbringen.
„Ein verrücktes Paar“ kennen fast alle
Es gäbe viel zum Zurückblicken: Über viele Jahre hinweg gehörte Boettcher zum Stammpersonal im TV, mindestens als Gaststar: Sie schipperte mit dem „Traumschiff“ in ferne Länder, war in der „Schwarzwaldklinik“ zu Gast, spielte bei „Ich heirate eine Familie“ mit, war Star der Serie „Wartesaal zum kleinen Glück“ und brachte Zuschauer in den Edgar-Wallace-Verfilmungen mit Joachim „Blacky“ Fuchsberger zum Gruseln. Und das ist nur ein winziger Ausschnitt ihres riesigen Schaffens. Die meisten Zuschauerinnen und Zuschauer dürften sie aber mit „Ein verrücktes Paar“ in Verbindung bringen.
Die nachhaltigste Wirkung bei Boettcher selbst hingegen hinterließ die gemeinsame Arbeit mit Heinz Rühmann, mit dem sie 1962 den „Pater Brown“-Film „Er kann’s nicht lassen“ drehte. „Er war ein wirklich guter Schauspieler“, sagt sie, „und er schien mich zu mögen.“ Neben Rühmann hinterließ Kollege Siegfried Rauch bei ihr einen ganz besonderen Eindruck: „Er war ein wunderbarer Mensch, vor allem wegen seiner Ehrlichkeit und Bodenständigkeit.“
Sie mag Gags, die auch mal daneben gehen
Zu Boettchers Markenzeichen gehört neben ihrer markanten Kurzhaarfrisur ihr fröhlich-ansteckendes Lachen. Ihre positive Lebenseinstellung hat sie sich auch bewahren können, seit sie vor knapp fünf Jahren mit der Schauspielerei aufgehört hat. Vieles könne ein Lächeln in ihr Gesicht zaubern: „Vor allem Tiere“, sagt sie, „und ein guter Witz, Sketch oder Gag – auch oder vor allem, wenn der mal daneben geht.“
Viele Witze, die bei ihr nicht zündeten, dürfte es in ihrer langen Karriere nicht gegeben haben. Sie sei rückblickend zufrieden mit ihrer Arbeit, vermisse sie aber nicht. Im Gegenteil: „Ich bin froh, keine Verpflichtungen mehr zu haben, aber ich bin auch dankbar für die Möglichkeiten, die ich hatte – für mein Publikum und meine Kollegen.“
Schauspielern sei für sie immer „ein Dreikampf“ gewesen, sagt Boettcher. „Fernsehen, Theater und auch ein bisschen Film – man muss alles können.“ Die gebürtige Berlinerin besuchte als Kind eine Ballettschule und arbeitete als Teenager als Model – bis Regisseur Viktor de Kowa („Des Teufels General“) auf die 1,67 Meter große Blonde aufmerksam wurde und ihr zu Schauspielunterricht und ersten Bühnenrollen verhalf.
Boettcher spielte in Berlin und in München Theater, vor allem in der Kleinen Komödie im Bayerischen Hof. Laut ihrer Agentur spricht sie neben Englisch und Französisch auch noch Berlinerisch, Bairisch, Kölsch, Schweizerdeutsch und Sächsisch. Für ein bisschen Spanisch dürfte es bei ihr wohl auch reichen. Schließlich ist Mallorca nach wie vor ihr Sehnsuchtsort: „Ich verbinde mit der Insel eine gute Zeit meines Lebens mit vielen schönen Erinnerungen“, sagt sie – und gesteht in dem Zusammenhang einen Fehler ein: „Ich habe mir damals keine Immobilie dort gekauft, das bereue ich. Heutzutage ist es ja kaum noch bezahlbar.“
Ihren 85. Geburtstag will sie in München feiern, im Kreis ihrer Kinder, Freunde und Nachbarn „bei gutem Essen und hoffentlich mit Sonnenschein“ – ganz und gar ihrem sonnigen Gemüt entsprechend. © dpa
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