Kopf- und Gelenkschmerzen bei Gewitter? Das steckt dahinter
Dr. Martin Rinio klärt auf
Wenn das Wetter im Sommer plötzlich umschlägt und Gewitter aufziehen, klagen viele Menschen häufig über Unwohlsein sowie Kopf- und Gelenkschmerzen. Aber besteht zwischen dem Wetterwechsel und den Beschwerden wirklich ein Zusammenhang? Dr. Martin Rinio, ärztlicher Direktor der Gelenk-Klinik Gundelfingen, klärt im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news auf.
Dr. Martin Rinio: Fast die Hälfte aller Deutschen leidet unter sogenannter Wetterfühligkeit. Plötzlicher Wetterumschwung bringt das vegetative Nervensystem aus dem Gleichgewicht – was körperliche Beschwerden verschiedener Art zur Folge haben kann. Typische Symptome sind Kopf- und Gelenkschmerzen, aber etwa auch Kreislaufprobleme, Schlafstörungen oder Schwindelattacken.
Negativ auf unser Wohlbefinden wirken sich bei Wetterumschwüngen insbesondere die mit den Temperaturschwankungen verbundenen Veränderungen von Luftdruck und -feuchtigkeit aus: Sinken die Temperaturen innerhalb weniger Minuten, so verengen sich unsere Blutgefäße – der Blutdruck steigt folglich. Klettern die Temperaturen hingegen schnell nach oben, so weiten sie sich. Insbesondere Menschen mit niedrigem Blutdruck reagieren darauf manchmal mit Schwindel und Kopfschmerzen.
Rinio: Diverse Untersuchungen belegen, dass sich ein Wetterumschwung unter anderem durch Kopfschmerzen und Migräne sowie auch in Form von Gelenkbeschwerden bemerkbar machen kann. Bis heute ist dieses Phänomen wissenschaftlich aber weitgehend unerforscht. Ausschlaggebend dürften aber die Luftdruckschwankungen in der Atmosphäre sein: Bei schlechtem Wetter sinkt der Luftdruck und gleichzeitig erhöht sich der Druck auf die Gelenke.
Wetterempfindlich reagieren vor allem Menschen mit Arthrose. Nicht selten verschlechtert sich ihre Symptomatik. Aber auch Allergiker bekommen die Folgen eines Sommergewitters mit starkem Regen öfter zu spüren: Die damit verbundene Konzentration von Pollen in der Luft führt bei ihnen nicht selten zu Asthma-Attacken und allergischen Reaktionen.
Neben dem Wetter dürften aber andere Faktoren bei sommerlichen Gelenk- und Muskelbeschwerden eine wesentlichere Rolle spielen: In der schönen Jahreszeit sind die Menschen naturgemäß weitaus aktiver, sie bewegen sich mehr und überanstrengen sich eben auch manchmal.
Rinio: Viel trinken und sich bewegen – dies hilft auch Menschen, die wetterfühlig oder wetterempfindlich sind. Empfehlenswert sind regelmäßige Spaziergänge im Freien und Ausdauersport. Bei heißem Wetter ist leichte Kost wie Obst und Salate, Joghurts oder Melonen eher bekömmlich als deftige Speisen. Und hat man Schmerzen, dann sollte man diese auch nicht ignorieren, sondern sich entsprechend schonen. In der Regel sind sie ja bei der nächsten Wetterfront wieder vorbei.
Rinio: Um Kreislauf und Immunsystem zu stärken und unsere Gelenke mit lebenswichtigen Nährstoffen zu versorgen, empfiehlt sich möglichst täglich ausreichende Bewegung. Und das am besten draußen – auch bei „ungemütlichem“ Wetter. Das härtet ab. Besonders empfehlenswert ist Ausdauersport wie Radfahren, Joggen oder Wandern.
Hilfreich sind auch Wechselduschen und Saunagänge sowie Entspannungsübungen. Zudem bitte möglichst weitgehend auf Alkohol und Nikotin verzichten und versuchen, gegebenenfalls Stress abzubauen.
Rinio: Extreme Wetterveränderungen bedeuten für unseren Körper Stress und belasten ihn. Kreislaufprobleme, Schwindelattacken und ähnliche Beschwerden sind deshalb nicht ungewöhnlich. Halten diese jedoch an oder nehmen sie zu, so ist eine ärztliche Klärung erforderlich.
Dr. Martin Rinio ist Facharzt für Orthopädie, Chirurgie und Unfallchirurgie sowie ärztlicher Direktor der Gelenk-Klinik Gundelfingen.
spot on news
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