Janni Kusmagk spricht erstmals über ihre Bulimie: Nach "Playboy"-Shooting wurde sie essgestört

Im August 2014 zierte Janna "Janni" Kusmagk, 31, das "Playboy"-Cover. Oberflächlich gesehen ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Für die ehemalige Deutsche Meisterin im Wellenreiten eröffnete dieser Karrierehochpunkt leider auch eine Welt der Sucht – und zwar der Sucht, dünner zu werden. Janni bekam Bulimie.

Über mehr als zwei Jahre erstreckten sich ihre Ess-und-Brechanfälle. In ihrem neuen Buch "Der Ruf deines Herzens", das die heute dreifache Mutter mit ihrem Ehemann Peer Kusmagk, 46, am 22. März veröffentlichte, schrieb sie erstmals darüber – und erzählt nun bei "Mental Health Matters" ihre Geschichte.

Mit der Interviewreihe "Mental Health Matters" möchte GALA das Thema mentale Gesundheit in den Mittelpunkt rücken, aufklären und psychische Erkrankungen entstigmatisieren.

Janni Kusmagk hungerte, um der Modeindustrie gerecht zu werden

GALA: In "Der Ruf deines Herzens" geht es auch um deine Bulimie. Das hat nach deinem Covershooting für den "Playboy" angefangen.
Janni Kusmagk: Die Resonanz und Aufmerksamkeit auf meinen Körper hatten mich aus der Bahn geworfen. Ich wollte noch schlanker sein, sah die ganzen Bilder von perfekten Frauen in den Medien und fand meine Oberarme viel zu riesig. Ich habe versucht, als Profisurferin groß und stark zu sein und mich zugleich runterzuhungern, um den Ansprüchen der Modeindustrie gerecht zu werden.

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Du hast auch für Sportmarken gemodelt. Welche Probleme gab es da?
Es gab immer diese Diskrepanz zwischen Sportlerinnen, die Muskeln haben, aber als Model schmal sein sollten. Einige Models fühlten sich dadurch unsicher, dachten, ihr Körper sei nicht richtig, sei zu muskulös.

Du kannst als Frau nicht all das gleichzeitig bedienen.

Auslöser für Jannis Bulimie? Perfektionismus, Unsicherheit, Social Media

Gab es noch weitere Auslöser für deine Bulimie-Erkrankung?
Ja, mein eigener Perfektionismus, der Druck der Gesellschaft, meine Unsicherheit als junges Mädchen, der Wunsch, mehr an die Hand genommen und gesehen zu werden für das, was ich bin. Die Social-Media-Bewegung hat meine Bulimie auch gefördert – das damit einhergehende Posieren, dem gerecht zu werden, was klickt und was gesehen werden will.

Janni Kusmagk hatte Trennungsgedanken "Manchmal vergreift er sich im Ton, wird unfair"

Umso froher bin ich, dass ich mich heute dort geben kann, wie ich will, mich traue, meine tiefsten Gedanken zu veröffentlichen und einen echten Austausch mit Menschen zu haben, die sich gegenseitig unterstützen. Ich werde nicht mehr der toxischen Männlichkeit gerecht, wie Männer mich sehen wollen, sondern wie ich mich selbst sehen will.

Im Buch schreibst du: "Sucht kommt von Suchen". Wonach hast du gesucht und was hast du letztendlich gefunden?
Ich habe Frieden und Ruhe gesucht.

Den tiefen Auslöser weiß ich nicht genau. Ich habe mal mit einer Frau gesprochen, die viel mit Epigenetik arbeitet, und sie meinte zu mir, dass die Anspannung durch meinen Adrenalinspiegel verursacht wird, der in bestimmten Situationen ansteigt. Der wurde scheinbar über Generationen von meinem Opa vererbt. Das leuchtet mir ein.

Wie hast du geschafft, die Bulimie ohne Therapie zu überwinden?
Ich habe schon immer versucht, in allem einen tieferen Sinn zu erkennen und habe mich dann ein Stück weit selbst therapiert. Das würde ich aber keinem empfehlen. Nach dem Abitur wollte ich eigentlich Psychologie studieren, das hat mich wahnsinnig interessiert. Deswegen habe ich schon immer versucht, Dinge zu reflektieren und sehr intuitiv zu handeln, egal was andere sagen.

Schwangerschaft mit Emil-Ocean beendete ihre Bulimie

Wann hat die Bulimie komplett aufgehört?
Letztendlich war es die erste Schwangerschaft, die das komplett beendet hat. Ich bin plötzlich in andere Gefühlswelten eingetaucht, habe eine Distanz zum Leistungsdruck beim Surfen und einem Schönheitsideal zu entsprechen, aufgebaut. Ich fand es krass, was mein Körper da leistet und habe mich dadurch angefangen, anders wahrzunehmen.

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Außerdem hatte ich mich während der Schwangerschaft das erste Mal richtig mit meiner Ernährung auseinandergesetzt. Welches Fast Food von großen Ketten sollte ich lieber meiden, was ist gesund? Das hat mir geholfen, einen anderen Bezug zu Lebensmitteln zu entwickeln. Was ich zu mir nehme, soll mir und meinem Körper wichtige Nährstoffe liefern und mir guttun.

Was möchtest du deinen Kindern weitergeben?
Ich würde die Kinder nicht zwingen, ihren Teller aufzuessen. Uns ist wichtig, dass wir ihnen ebenfalls einen bewussten Umgang mit Ernährung weitergeben, uns mit ihnen damit auseinandersetzen. Wir erklären ihnen auch, was Fleisch ist, sie dürfen das essen, wenn sie möchten. Wir wollen ihnen da nichts verbieten.

Informationen zu Hilfsangeboten

Erkennen Sie bei sich Anzeichen einer Essstörung? Das Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hilft Ihnen anonym weiter, zu erreichen ist es unter: 0221/892 031. Weitere professionelle und spezialisierte Beratungsangebote finden Sie außerdem auf den Infoseiten der BZgA.

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