"Guter Geist" Lemmy Kilmister in Wacken

Die fiktionale sechsteilige Serie "Legend of Wacken" erzählt die Gründungsgeschichte des Wacken Open Air (W:O:A). Das größte Heavy-Metal-Festival der Welt wurde 1990 von Thomas Jensen (geb. 1966) und Holger Hübner (geb. 1966) in der kleinen Gemeinde Wacken in Schleswig-Holstein ins Leben gerufen. Dieses Jahr findet es von 2. bis 5. August statt. In den Serienhauptrollen sind Charly Hübner (50, "Sophia, der Tod & ich") als Holger Hübner und Aurel Manthei (49, "Theresa Wolff") als Thomas Jensen zu sehen; die jüngeren Versionen der beiden Figuren werden von Sammy Scheuritzel (24, "Dark") und Sebastian Doppelbauer (28, "Biohackers") verkörpert.

Warum ausgerechnet Motörhead-Star Lemmy Kilmister (1945-2015) eine wichtige Rolle in "Legend of Wacken" spielt, erklären Charly Hübner, Aurel Manthei, Regisseur Lars Jessen, 54, und Produzentin Maren Knieling von Florida Film im Interview mit spot on news. Außerdem geben sie Tipps für den ersten Festivalbesuch.

„Legend of Wacken“ erzählt die Gründungsgeschichte des legendären Wacken Open Airs. Warum wollten Sie bei dem Serienprojekt mitmachen?

Aurel Manthei: Ende der 1980er bin ich mit Maiden-Kutte und langer Mähne durch Hamburg gerannt, habe meine ersten Motörhead- und AC/DC-Shows gesehen, die nordische Sagengeschichte verschlungen und hatte dabei immer Metal auf dem Ohr. Dio, Manowar, Accept, Helloween etc. Ich bin in München gestrandet. Die Geschichte der beiden Wacken-Gründer miterzählen zu dürfen, oben in meiner Heimat, war eine große Ehre.

Charly Hübner: Es ist eine Geschichte von zwei jungen Männern, die sich mit allem, was sie waren, einen Wunsch, einen Traum, eine Vision erfüllen wollten und nach 30 Jahren ein sehr aktives Lebenswerk geschaffen haben – was in den CDU-Jahren in den 1980ern begann und alle politischen und gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen meistern wollte und gemeistert hat. Es ist eine kühne Erfolgsgeschichte von zwei, die nicht auszogen, um das Fürchten zu lernen, sondern blieben und die Furcht mit Herz und Verstand in Zaum hielten. Warum soll man da nicht mitmachen?

Wie wurde die Musik, die in der Serie zu hören ist, ausgewählt? Durften Sie dabei mitreden?

Hübner: Da hat die Regie die Finger im Spiel.

Manthei: Ich wurde nicht gefragt, was natürlich noch Konsequenzen haben wird. (lacht) Aber ich kenne jeden einzelnen Song von früher. Das meiste höre ich noch heute regelmäßig. Wenn ich mir was hätte wünschen dürfen, wäre das "Death or Glory" von Motörhead gewesen.

Lars Jessen und Maren Knieling (Florida Film): Es war eine Mischung aus der Playlist, die wir immer wieder mit Jensen und Hübner abgeglichen haben. Sehr viel stand schon in den Büchern. Charly Hübner kennt sich ebenfalls exzellent aus. Den Rest hat Regie-Kollege Jonas Grosch erledigt. Der ist dann fürs Finetuning verantwortlich gewesen. Und zu guter Letzt hat uns noch ein Musikberater unterstützt.

Warum spielt ausgerechnet Lemmy Kilmister in der Serie eine Art Boandlkramer, der Holger ins Jenseits abholen will? Welche Verbindung hat er zum Festival oder zu den beiden Gründern?

Manthei: Mr. Rock and Roll himself, wer sonst? Das müssen natürlich eigentlich Holger und Thomas beantworten, aber wenn ich mich nicht irre, hat Thomas' Frau Ulrike Motörhead in Europa gemanaged. Da war auf jeden Fall eine feste Verbindung und Motörhead war, meine ich, siebenmal in Wacken – Wackener Privatband sozusagen. Ich glaube ganz ehrfürchtig, dass sie so etwas wie richtige Freunde waren.

Hübner: Nach allem, was ich weiß, war Lemmy einer der ersten in den frühen 1990er, der das Festival und die Gründer ernst nahm, genau wie Biff Byford von Saxon, und sie in der Metal-Welt empfahl und daraus ist eine übergroße Lebensfreundschaft entstanden.

Jessen und Knieling: Lemmy und Wacken gehören zusammen. Er hat da so oft gespielt und war für das Festival wie ein guter Geist. Seine Aura hat das Ding zum Leuchten gebracht und im persönlichen Leben der beiden Gründer eine zentrale Rolle gespielt. In diesem Jahr soll Lemmys Asche zurück nach Wacken kommen. Was hätte da näherliegen können, als dass es auch bei uns Lemmy ist, der aus einer anderen Welt zu uns spricht.

Wann waren Sie zum ersten Mal beim W:A:O dabei? Was werden Sie davon nicht vergessen?

Manthei: Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass 2022 mein erstes Mal war. Dafür wurde ich gleich mitten reingeschmissen, als Thomas Jensen verkleidet mit All-Area-Pass. So! Ich habe dort so viele entspannte, hilfsbereite und fröhliche Menschen erlebt, die sich durch die Musik entladen und dadurch extrem friedlich und liebevoll miteinander umgehen, dass ich absolut davon überzeugt bin: Metal heilt. Dieses Jahr wieder.

Und was war Ihr unvergesslichstes Erlebnis, Charly Hübner?

Hübner: Lemmy und Motörhead 2013 live gesehen zu haben. Das war doll.

Auf der Seite „Wacken.com“ gibt es unter anderem die Rubrik „Zum 1. Mal beim W:O:A – alles Wissenswerte für deinen ersten Besuch!“ – Was sollte man Ihrer Erfahrung nach bei Wacken immer dabeihaben?

Hübner: Toilettenpapier und Aspirin.

Manthei: Festes Schuhwerk, Kondition, Durst und Liebe.

Gedreht wurde auch auf dem Wacken Open Air (W:O:A) 2022. Was waren Ihre persönlichen Highlights bei den Dreharbeiten vor Ort?

Manthei: Die Helden persönlich kennenzulernen. Den ganzen Tag laute Mucke und feine Menschen. Und auf einmal steht mein alter Intendant, Wolfgang Engel aus Leipzig, mit seinem Mann Martin Reik vor mir, fast 80 Jahre alt. Mit Stock, aber Wacken! Er hat mich zuerst gar nicht erkannt. Ich sah ja aus wie Thomas Jensen. Geil, kannste nicht erfinden sowas.

Hübner: Meine Highlights: Die Konzerte von Slipknot und die Wärme und Herzlichkeit der kompletten Festivalcrew uns gegenüber.

Zu Beginn der Serie sieht man die „Opening Speech“. Haben Sie das vor echtem Publikum gedreht?

Manthei: Das Publikum war echt.

Hübner: Ja, wir standen vor den Zigtausenden. Der wirkliche Thomas Jensen hatte ihnen gesagt, dass was Besonderes gleich passiert. Dann kamen wir und dann wurde gedreht und die Fans machten Gott sei Dank mit.

Manthei: Die Reaktion war umwerfend. Umwerfend auch das Lampenfieber auf der Hinterbühne, wo du auf deinen Auftritt wartest und dann mit gereckter Pommesgabel auf 70.000 Leute zuschreitest und ihnen durchs Mikro "Wackeeeeeeeen" zubrüllst. Daran kann man sich gewöhnen.

„Im Rückblick wird jedoch klar: Die beiden [Thomas Jensen und Holger Hübner] haben nie geklärt, wo Geschäft endet und Freundschaft beginnt“, heißt es in der Serienankündigung des Senders. Sie sind beide mit Kolleginnen verheiratet. Kann man Berufliches und Privates in solchen Konstellationen überhaupt trennen?

Manthei: Na ja, der Beruf bestimmt immer auch Teile vom Privatleben: Produktionszeiträume wollen mit den Schulferien der Kinder und den Produktionszeiträumen meiner bezaubernden Frau abgestimmt werden. Frust und Freude über Kollegen, Drehbücher, Regisseure etc. wollen geteilt werden, damit man sie aus dem System bekommt. Wir sprechen oft kurz, aber intensiv über die Arbeit, in der wir gerade stecken. Dann kann man sich befreit Wichtigerem zuwenden.

Hübner: Na klar kann man das trennen, wenn Zeit ist, aber es hängt doch letztlich immer von den einzelnen Menschen ab.

Charly Hübner, in weiteren Rollen sind unter anderem Marc Hosemann als altbackener Wirt Karl-Heinz und Detlev Buck als erpresserischer Bauer Trede zu sehen. Mit beiden haben Sie schon viel zusammengearbeitet. Welche Eigenschaften schätzen Sie an ihnen am meisten?

Hübner: Es sind zwei wunderbare Querköpfe im guten Sinne, großartige Komödianten und scharfe Beobachter dessen, was man Zeit und Gesellschaft nennt. Es ist mit Marc und Buck immer mehr als nur Arbeit.

Werden Sie diesen August wieder beim W:O:A dabei sein? Worauf freuen Sie sich besonders?

Manthei: Ja! Auf Alles!

Hübner: Diesen August bin ich nicht im Norden.

Alle sechs "Legend of Wacken"-Episoden sind ab 7. Juli – zugleich der 57. Geburtstag von Wacken-Gründer Thomas Jensen – auf RTL+ verfügbar. Free TV-Premiere feiert die Serie am 12. und 13. Juli bei Nitro – jeweils drei Folgen ab 20:15 Uhr.

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