Frauke Ludowig: Gewalt in Partnerschaften darf kein Tabuthema sein
Die Moderatorin im Interview
Die Anzahl der Fälle häuslicher Gewalt ist in Zeiten von Corona weltweit gestiegen. Viele Frauen leben während des verhängten Lockdowns auf begrenztem Raum zusammen mit einem gewalttätigen Partner und können schwieriger bei Fachorganisationen, Freunden, Angehörigen oder Kollegen Hilfe suchen. Die Initiative #sicherheim machte bereits im Frühjahr 2020 mit einer großen Kampagne auf das Problem von Gewalt an Frauen aufmerksam.
Auch die Marke Yves Saint Laurent Beauty lenkt mit ihrer Initiative „Liebe ohne Gewalt“ den Fokus auf das Thema und ist eine Partnerschaft mit #sicherheim eingegangen. Zu den prominenten Unterstützern der Kampagne gehören unter anderem die Schauspielerin Emilia Schüle (28) sowie Moderatorin Frauke Ludowig (57). „Wir alle können einen Teil dazu beitragen, das Bewusstsein für Gewalt in Partnerschaften zu schärfen“, stellt Ludowig im Interview klar.
Frau Ludowig, wie hat sich das Bewusstsein für das Thema Gewalt an Frauen seit der #sicherheim-Kampagne im Frühjahr 2020 in Ihren Augen verändert?
Frauke Ludowig: Es gibt ja mittlerweile zum Glück viele Kampagnen zu dem Thema und durch die Präsenz der super Teilnehmer und Teilnehmerinnen und deren Engagement hat das Thema richtig Fahrt aufgenommen. Nichtsdestotrotz würden wir ja nicht weiter darüber sprechen, wenn es nicht immer noch ein sehr relevantes Thema wäre. Deswegen kann man die Aufmerksamkeit nicht oft genug auf diese Problematik lenken!
Was gab für Sie den Ausschlag, die Fortführung der Initiative #sicherheim zusammen mit YSL Beauty zu unterstützen?
Ludowig: Wir sind extrem erfolgreich gestartet, deswegen war es für mich selbstverständlich, weiter dabei zu sein und #sicherheim zu unterstützen. Durch die Partnerschaft mit YSL Beauty und die Kommunikation der neun Warnzeichen von Gewalt in Partnerschaften hat die Kampagne auch noch mal einen neuen Twist bekommen. Es geht nicht mehr nur um reine Awareness, sondern auch um Prävention – das finde ich super. Ich bin davon überzeugt, dass wir gemeinsam noch mehr erreichen können.
In diesem Jahr liegt der Fokus der Kampagne „Liebe ohne Gewalt“ darauf, das Bewusstsein zu schärfen und die Situation positiv zu verändern. Was ist der Kern der Kampagne?
Ludowig: Auf jeden Fall Präventions- und Aufklärungsarbeit! Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass Gewalt in Partnerschaften häufig mit früh erkennbaren Warnzeichen einhergeht. Je eher diese Anzeichen erkannt werden, desto schneller können Betroffene Hilfe suchen und sich aus der Situation befreien. Zusammen mit internationalen NGOs und Experten wurden neun Warnzeichen definiert. Ziel ist es, frühzeitig Anzeichen einer missbräuchlichen Partnerschaft zu erkennen, denn häufig entwickelt sich die Gewalt schleichend und ist nicht von Beginn an Teil der Beziehung. Die Warnzeichen sind wirklich sehr eindrücklich und erklären schnell und einfach, was wichtig ist. Häufig assoziiert man mit Gewalt nur die körperliche oder sexualisierte Gewalt und nicht Faktoren wie Isolation oder Eifersucht. Aber auch hier kann Gewalt beginnen. Gerade bei Eifersucht kann ich mir gut vorstellen, dass das häufig mit Liebe verwechselt wird. Man muss sich aber mit dem Thema beschäftigen, um darauf aufmerksam zu werden. Je mehr Menschen die neun Warnzeichen kennen, desto besser können wir alle einen Teil dazu beitragen.
Wie genau sieht Ihr Engagement aus und was möchten Sie damit erreichen?
Ludowig: Die Kampagne soll weiter Aufmerksamkeit generieren und das Thema in die breite Öffentlichkeit tragen. Dabei möchte ich gerne unterstützen, wo ich kann. Mit einer digitalen Pressekonferenz, die am 21. April ausgestrahlt wurde, wurde der Auftakt gemacht. Ich habe mich mit tollen Gästen unterhalten, unter anderem Nadine Klein, die ebenfalls Botschafterin ist und ganz persönliche Einblicke in das Thema gewährt hat, die nicht nur mich berührt und aufgerüttelt haben. Ich möchte darüber sprechen und dafür sorgen, dass Gewalt in Partnerschaften nicht länger ein Tabuthema ist.
Was können Betroffene oder Angehörige von Betroffenen tun, wenn sie Gewalt in Partnerschaften erleben/beobachten?
Ludowig: In erster Linie geht es darum, Verständnis zu zeigen und Hilfe anzubieten. Wie Hilfe und Unterstützung konkret aussehen, das kann von Fall zu Fall unterschiedlich sein. Manchen Betroffenen hilft es, sich jemandem anvertrauen zu können und emotionale Unterstützung zu erhalten, andere benötigen Hilfe bei der Kinderbetreuung, um eine Beratungsstelle aufsuchen zu können. Auf keinen Fall sollten Sie die Betroffenen unter Druck setzen oder sich bewusst distanzieren. Es gibt viele Beratungsstellen, die helfen können und ihr Angebot mittlerweile auch online anbieten. Informieren Sie sich und geben Sie die Informationen an die Betroffenen weiter.
Wurden Sie in Ihrem Umfeld selbst schon einmal Zeuge von Gewalt in Partnerschaft?
Ludowig: Nein, ich habe diese Erfahrung zum Glück nicht erlebt. Aber durch die Kampagne bin ich für dieses Thema einfach noch einmal sensibilisiert worden und möchte mich für andere stark machen.
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