Filme gegen die Langeweile: Stephen Frears wird 80

London (dpa) – Einem bestimmten Genre lässt sich Stephen Frears nicht zuordnen. Der britische Regisseur, zu dessen bekanntesten Filmen „Gefährliche Liebschaften“, „High Fidelity“ und „Die Queen“ zählen, blickt auf eine beeindruckende Filmografie zurück.

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Dramen, Satiren, Romanzen, Dokumentationen und Kultfilme – Frears hat alles gedreht. „Ich wollte nicht jedes Mal denselben Film machen“, sagte er vor einigen Jahren der britischen Zeitung „The Independent“. „Mir wird sehr schnell langweilig.“ Nach mehreren Fernseherfolgen dreht Frears, der jetzt 80 Jahre alt wird, gerade seinen nächsten Kinofilm.

Frears, der zu den bekanntesten Vertretern des „neuen britischen Kinos“ zählt, war schon über 40, als ihm der internationale Durchbruch als Filmregisseur gelang. Bis dahin hatte er vor allem fürs Fernsehen gearbeitet. Zur BBC kam er nach seinem Jurastudium, das ihn nach eigener Aussage gelangweilt hatte, und Engagements am Theater. Die Leidenschaft fürs Kino begann in seiner Kindheit

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Als Stephen Arthur Frears war er mitten im Zweiten Weltkrieg am 20. Juni 1941 in Leicester zur Welt gekommen. Der Vater war im Krieg, die älteren Brüder auf dem Internat. Also zog ihn seine Mutter zeitweise allein groß. Sie nahm den kleinen Stephen häufig mit ins Kino, wo er auch Filme sehen durfte, die für ein erwachsenes Publikum gedacht waren. Als „berauschend und glamourös“ habe er das empfunden, sagte er dem Magazin „The Oldie“, „interessanter als meine Kindheit.“

Seinen ersten eigenen Film drehte Frears mit Mitte 20. In dem Kurzfilm „Burning“ (1967) ging es um Rassismus in Südafrika. Sein Kinodebüt als Regisseur gab er mit „Gumshoe“ (1971). Der Krimi fand nicht allzu große Beachtung. Erst „Mein wunderbarer Waschsalon“, eine originelle Mischung aus Drama, Komödie und Romanze mit Daniel Day-Lewis, traf 1985 den Nerv der Zeit. Die Sozialsatire wurde auch in den USA ein Erfolg und öffnete Frears die Türen in Hollywood.

1988 verfilmte er das Bühnenstück „Gefährliche Liebschaften“ mit den Topstars Glenn Close, John Malkovich und Michelle Pfeiffer. Das Drama wurde für sieben Oscars nominiert und gewann drei. Auf solche Erfolge bildet sich Frears allerdings nichts ein. „Wenn ein Film funktioniert, dann hat das auch viel mit Glück zu tun“, sagte er 2015 bescheiden bei einer Veranstaltung des British Film Institute.

Ein großer Redner ist er nicht. In Interviews gibt er häufig kurze Antworten oder weiß nicht so recht, was er erzählen soll. Was ihm an Christopher Hamptons Drehbuch zu „Gefährliche Liebschaften“ gefallen habe? „Es hat mir einfach gefallen“, sagte er. „Ich hab es gelesen und gedacht: Das ist großartig. Was soll ich sonst dazu sagen?“

Seinen wohl größten Erfolg feierte Frears 2006 mit dem biografischen Drama „Die Queen“, das sich um Königin Elizabeth II. und die Ereignisse rund um den Tod von Prinzessin Diana im Jahr 1997 dreht. Helen Mirren spielte die Titelrolle und bekam einen Oscar als Beste Darstellerin. Das Drehbuch stammte aus der Feder von Peter Morgan, der auch für die Royal-Serie „The Crown“ auf Netflix verantwortlich zeichnet.

„Die Queen“ brachte Frears seine zweite Oscar-Nominierung als Bester Regisseur ein. Wie schon 1990, als er für „Grifters“ nominiert war, ging der Brite leer aus. Doch sein Film begeisterte die Kritiker und war ein globaler Hit an den Kinokassen. Dabei ist Frears alles andere als ein Anhänger der Monarchie.

Nachdem er 2017 „Victoria & Abdul“ mit Judi Dench als Monarchin abgedreht hatte, wurde er gefragt, ob er ein Royalist sei. „Nein, nein, nein!“, protestierte er. „Ich bin ein Republikaner. Ich würde die alle erschießen.“ Er sagte das so trocken, dass man ihm fast glauben wollte. Bis auf Camilla sei er nie einem Mitglied der Königsfamilie begegnet und wolle das auch nicht.

Weitere prominente Filme des nimmermüden Frears sind „The Hi-Lo Country“ (1998), „Muhammad Alis größter Kampf“ (2013), das bewegende Judi-Dench-Drama „Philomena: Eine Mutter sucht ihren Sohn“ (2013) und die groteske Komödie „Florence Foster Jenkins“ (2016). Auch wenn sich Frears auf kein Genre festlegen lässt, haben seine Filme und Serien alle eins gemeinsam – die faszinierenden Charaktere.

Ebenfalls auf wahren Ereignissen und real existierenden Personen beruht seine hochgelobte Miniserie „A Very English Scandal“. Darin spielt Hugh Grant einen homosexuellen britischen Politiker, der in den 70er Jahren versucht haben soll, seinen Ex-Liebhaber ermorden zu lassen, um sein Outing zu verhindern. „Es ist eine herrliche Geschichte über Heuchelei“, sagte Frears im Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, „und urkomisch ist sie dazu.“

Auch seine jüngste TV-Serie „State Of The Union“ – nach Nick Hornbys „Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst: Eine Ehe in zehn Sitzungen“ – wurde ein Quotenhit und soll demnächst eine weitere Staffel bekommen. Frears selbst ist zum zweiten Mal verheiratet. Mit der Malerin Anne Rothenstein hat er zwei Kinder. Aus seiner ersten Ehe mit der Publizistin Mary-Kay Wilmers ging ein Sohn hervor.

Dass Stephen Frears sich irgendwann freiwillig aus dem Filmgeschäft zurückzieht, ist nicht zu erwarten. „Wenn ich aufhören würde zu arbeiten, würde ich sterben“, sagte er „The Oldie“. „Den Gedanken, Golf zu spielen, finde ich fürchterlich. Es gefällt mir nicht, wenn ich nichts zu tun habe.“

Und so arbeitet der Jubilar derzeit an seinem nächsten Filmprojekt. Das Comedy-Drama „The Lost King“, in dem Sally Hawkins und Steve Coogan die Hauptrollen spielen, dreht sich um die Entdeckung des Grabes von König Richard III. Dessen sterbliche Überreste wurden vor einigen Jahren unter einem Parkhaus in Frears‘ Geburtsstadt Leicester gefunden. Klingt nach einer dieser Geschichten, die wie gemacht sind für einen Film von Stephen Frears.

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