Sie wurde geliebt. Oder gehasst. Dazwischen gibt es bei Christine Neubauer nichts. Einst "bayerisches Vollweib" und meist beschäftigte Schauspielerin Deutschlands, fiel sie in Ungnade, als sie 2011 Ehemann Lambert Dinzinger, 65, und den gemeinsamen Sohn, damals 19, für eine neue Liebe verließ, 20 Kilo abnahm und sich kurzzeitig sogar die braunen Haare blondieren ließ. Ein Karriere-Knick, der sie zu ihren Wurzeln, dem Theater, zurückführte und sie zwang, ihr Leben neu zu überdenken.
Christine Neubauer blickt lieber nach vorne als zurück
Heute pendelt sie zwischen München, Mallorca und Chile, der Heimat ihres Lebensgefährten José Campos, 55, dreht neben den Theater Engagements wieder Filme und freut sich auf den 24. Juni. Da feiert sie mit Mutter und Freunden ihren 60. Geburtstag. Weil sie lieber nach vorne blickt, ist der für sie eigentlich kein Anlass, das Leben Revue passieren zu lassen. GALA erzählt sie auf ihrer Dachterrasse über der Altstadt von Palma – wo sie sie einen Teil des Jahres lebt – trotzdem, was sie rückblickend bereut. Und was nicht.
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Die Schattenseiten des Erfolgs
GALA: Stört es Sie, dass Sie immer in Schubladen gesteckt, beurteilt und verurteilt werden?
Christine Neubauer: Ja, aber ich wehre mich nicht mehr dagegen und habe aufgehört, mich aufzuregen. Was ich tun kann, ist mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Was langfristig davon wahrgenommen wird, wird die Zukunft zeigen. Ich habe mir meinen Beruf nicht ausgesucht, um bekannt zu werden.
Aber der Erfolg bringt die Öffentlichkeit mit sich.
Ja, und es ist auch nicht immer leicht, damit umzugehen. Auch ich bin verletzlich und wenn Grenzen überschritten werden, ärgert es mich. Aber das Alter hilft, gelassener damit umzugehen. Ich will nicht jammern oder nörgeln, so bin ich nicht.
Wie sind Sie denn?
Jemand, der aktiv seinen Weg geht und Kritik nicht mehr so tief in sich hineinlässt. Das ist ein Lernprozess. Die Erfahrungen meines Lebens machen heute vieles leichter.
Christine Neubauer: „Ich bereue nichts!“
Trotz Schauspielausbildung und anspruchsvollen Produktionen verbinden viele Zuschauer mit Ihnen seichte Unterhaltung. Wollten Sie damals zu viel?
Ich bereue nichts, das gilt für alle Lebensbereiche. Ich akzeptiere, was ich gemacht habe, auch wenn ich es heute nicht mehr so tun würde. Man kann es nicht ändern. Aber vielleicht musste ich Fehler machen, um dahin zu kommen, wo ich heute bin.
Wo sind Sie heute?
Die große Kunst des Glücks ist die Zufriedenheit. Es wäre doch schrecklich, wenn ich immer überlegen würde, was wäre gewesen, wenn …
Nicht jede Entscheidung ist so banal, wie sich die Haare färben zu lassen.
Na ja, sie hätten mir ausfallen können, zwischendurch waren sie orange (lacht). Aber im Ernst: Wenn es nur um die Haarfarbe geht, ist das Risiko kalkulierbar. Das war ein Spaß, ein Abenteuer, im Herzen war ich nie blond.
Trotzdem, der Entschluss, Ihren Mann zu verlassen, war ungleich drastischer. Ihr Sohn wollte damals jahrelang keinen Kontakt zu Ihnen.
Das ist ein abgeschlossenes Kapitel. Es ist alles gut in meinem Herzen, und wir haben einen Weg gefunden, damit umzugehen.
Seit elf Jahren sind Sie nun mit José Campos glücklich. Ist er Ihre große Liebe?
Wir ergänzen uns super, sind ein eingespieltes Team. Es war ein großer Liebesbeweis, dass José für mich Chile verlassen hat. Bei uns ist immer was los, da prallen zwei Kontinente und Mentalitäten aufeinander. Aber wir bewältigen das Leben gemeinsam, im Kleinen und im Großen, mit viel Arbeit und Respekt. Wir gehören zusammen, dabei hat uns am Anfang kaum jemand eine Chance gegeben.
Spüren Sie Genugtuung, es den Zweiflern gezeigt zu haben?
Das haben wir doch für uns getan, nicht, um es den Zweiflern zu zeigen. Das wäre zu viel Beachtung (lacht).
Haben Sie jemals mit dem Gedanken gespielt, nach Hollywood zu gehen?
Ja, ich war kurz davor, als ich damals die Schauspielschule in New York besucht habe. Wenn, dann hätte ich gleich mit 20 dort bleiben müssen. Später zurückzukehren? Vergiss es.
Bösewicht.
Ja, da kommt man nicht raus. Es lief für mich in Deutschland so erfolgreich nach der ARD-Serie "Löwengrube", das war besser als eine Nebenrolle in Hollywood.
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Was denken Sie, wenn Sie ungelernte Schauspieler wie Florian Silbereisen sehen?
Ich weiß, wie schwer Erfolg zu erreichen ist, und gönne es jedem, der es schafft. Ich empfinde weder Neid noch Missgunst, egal was es betrifft.
Christin Neubauer: „Im Herzen bin ich ein großes Kind, das an das Gute glaubt“
Hätten Sie sich gewünscht, dass die Leute Ihnen gegenüber auch so großmütig sind?
Manchmal schon, aber ich kann nicht die ganze Welt bekehren. Menschen sind zu viel Schlimmerem fähig, als mir Leid zuzufügen. Auch, wenn man mich manchmal verletzt hat, steht das doch in keinem Verhältnis!
Ist Nörgeln eine deutsche Eigenschaft?
Toni Kroos sagt, es ist eine deutsche Eigenschaft.
Und Sie stimmen ihm zu?
Ich wünsche mir Generationen, die kosmopolitischer sind, anderen weniger das Leben schwer machen. Diese Hoffnung gebe ich nicht auf.
Wie schaffen Sie es, so positiv zu bleiben?
Vielleicht ist es naiv, aber im Herzen bin ich ein großes Kind, das an das Gute glaubt. Und sich die Leidenschaft bewahrt, immer spielen zu wollen. Ich freue mich wirklich auf das, was noch kommt.
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