Eine Ärztin klärt auf: Nierensteine verstehen, vorbeugen und behandeln

Eine Ärztin klärt auf: Nierensteine verstehen, vorbeugen und behandeln

Klein, aber schmerzhaft

Nierensteine sind kleine, aber äußerst unangenehme Steine, die sich in den Harnwegen bilden und zu starken Schmerzen führen können. Das Harnsteinleiden ist relativ weit verbreitet: In Deutschland müssen rund fünf Prozent der Erwachsenen damit rechnen, einmal im Leben unter Nierensteinen zu leiden, Tendenz steigend. Dr. med. Anja Pfau, Fachärztin für innere Medizin und Nephrologie, nimmt in ihrem Buch „Nierensteine – Ursachen erkennen, richtig behandeln, Rückfälle verhindern“ (riva Verlag) mit in ihre Nierenstein-Sprechstunde. Im Interview mit spot on news erklärt sie, welche Rolle der eigene Lebensstil spielt und ob sich hinter Nierensteinen auch andere Erkrankungen verbergen können.

Dr. med. Anja Pfau: Das persönliche Risiko für Nierensteine steigt, wenn man an Übergewicht, Bewegungsmangel oder Typ-2-Diabetes leidet. Dabei handelt es sich aber um Volkskrankheiten, von denen ein immer größerer Anteil der Bevölkerung betroffen ist. Dadurch treten dann Nierensteine ebenfalls häufiger auf. Dieser unschöne Trend macht leider auch vor Kindern und Jugendlichen nicht Halt.

Dr. Pfau: Meist gibt es mehrere Faktoren, die am Ende zu Nierensteinen führen. Ernährung, Lebensstil und eine zu geringe Trinkmenge spielen eine zentrale Rolle. Ebenso wichtig ist oft auch eine gewisse erbliche Veranlagung, die die Bildung von Nierensteinen begünstigen kann. Kommt es wiederholt zu Nierensteinen, lässt sich bei den Betroffenen zum Beispiel oft ein ungewollter und unkontrollierter Verlust von Kalzium über die Niere nachweisen. Medikamente, chronische oder wiederholte Harnwegsinfekte, anatomische Besonderheiten, Durchfallerkrankungen und viele andere tragen ebenfalls zur Bildung von Nierensteinen bei.

Dr. Pfau: Wer schon einmal einen Nierenstein hatte und weitere verhindern möchte, sollte darauf achten, die Trinkmenge so weit zu erhöhen, dass man mindestens zwei Liter Urin am Tag ausscheidet. Verboten sind dabei Softgetränke (z. B. Cola) und generell gesüßte Getränke.

Was die Ernährung anbelangt, so steht man auf der sicheren Seite, wenn man die Mittelmeerdiät befolgt, die zum Beispiel auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfohlen wird. Außerdem sollten sehr salzhaltige Produkte (Chips, Salzstangen, gesalzene Nüsse etc.) gemieden werden. Sehr Oxalat-haltige Lebensmittel wie Rhabarber oder Spinat sollte man sich ebenfalls nur selten und in Maßen gönnen.

Regelmäßige körperliche Bewegung und Vermeidung von Übergewicht spielen in der Vorbeugung gegen Nierensteine natürlich auch eine zentrale Rolle.

Wenn man diese Basismaßnahmen umsetzt, wäre das schon einmal ein guter Schritt – deutlich mehr Details und Tipps werden im Buch erläutert.

Dr. Pfau: Je früher man einen Nierenstein erkennt, desto eher kann man natürlich versuchen gegenzusteuern und das weitere Wachstum zu bremsen. Nierensteine machen sich auf verschiedene Weise bemerkbar: klassisch führen sie zu Koliken, also Schmerzen, die „in Wellen“ kommen und gehen und vom mittleren Rücken nach vorne Richtung Harnblase ziehen. Nierensteine können aber auch „nur“ ein Ziehen oder Drücken in den Flanken oder in der Harnblase auslösen. Manchmal macht sich ein Stein erst durch Fieber und eine Nierenbeckenentzündung bemerkbar. In besonderen Fällen sind die ableitenden Harnwege so verlegt, dass man plötzlich kein Wasser mehr lassen kann. Nierensteine können also auf unterschiedlichste Weise in Erscheinung treten. Und manchmal machen Steine gar keine Beschwerden und man entdeckt sie nur per Zufall in einer Ultraschalluntersuchung.

Dr. Pfau: Leider gibt es auf diese Frage keine einfache Antwort. Ist ein Stein bereits vorhanden? Oder geht es darum, wie man bei hoher Rückfall-Quote weitere Steine verhindert?

Falls es immer wieder zu Nierensteinen kommt trotz Steigerung der Trinkmenge und Optimierung der Ernährung, dann gibt es durchaus Medikamente, die das Wachstum oder gar die Neu-Bildung bremsen. Ist ein Stein erst einmal vorhanden und macht Beschwerden, geht aber nicht spontan ab, ist eine Operation oder eine Zerkleinerung im Rahmen einer sogenannten Stoßwellenlithotripsie meist unumgänglich. Aber Achtung: nicht jeder Stein muss unbedingt mit einer Operation entfernt werden. Macht ein Stein keine Symptome, könnte man auch zunächst abwarten und ihn kontrollieren.

Es gibt also zahlreiche therapeutische Ansätze in Form von verschiedenen Operationsmethoden und Medikamenten. Welche Alternative im individuellen Fall die beste ist, hängt von vielen Faktoren ab. Mein Buch möchte darüber einen Überblick geben und erklärt, welche Behandlungsmöglichkeiten im Detail zur Verfügung stehen und wann welche Methode Sinn macht.

Dr. Pfau: Oh ja, das ist in der Tat möglich und ein sehr spannender Aspekt beim Thema Nierensteine!

Kommt es wiederholt zu Nierensteinen, obwohl man sich an alle Empfehlungen hält, sollte immer eine andere Erkrankung ausgeschlossen werden, die als eine Art „Symptom“ die Bildung von Nierensteinen begünstigen kann. Behandelt man die Grunderkrankung, hilft das auch gegen die Nierensteine.

Beispielsweise können Erkrankungen aus dem Bereich der Rheumatologie, der Gastroenterologie (Verdauungsorgane) sowie der Endokrinologie (hormonelle Störungen) über Umwege zu Nierensteinen führen. In einem solchen Fall sind weiterführende Untersuchungen und detektivischer Spürsinn gefragt, um herauszufinden, welches Problem sich hinter dem Stein denn nun eigentlich verbirgt.

In meinem Buch nenne und erläutere ich die häufigsten Krankheiten, die mit Nierensteinen einhergehen können, und gebe praktische Ratschläge, welche „Warnsignale“ auf solch eine andere Erkrankung hinweisen könnten.

spot on news

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