Ebenso reduzierter wie anspruchsvoller Hip-Hop, Jazzgigs mit Könnern dies- und jenseits des Atlantiks, oder ein Album mit nur einem Schlagzeugbecken? Hat Lukas König alles schon gemacht. Der österreichische Musiker ist ein ebenso viel beschäftigter wie vielseitiger Künstler, der heuer die Hauptbühne des Jazzfestivals Saalfelden eröffnet. „Neugierde ist wichtig, um am Puls der Zeit zu bleiben“, verrät er seinen Antrieb.
In Saalfelden ist König ein alter Bekannter, hat er doch unter Intendant Mario Steidl schon mehrfach beim renommierten Musikertreffen in der Pinzgauer Bergwelt vorbeigeschaut – egal ob als Sidekick auf der großen Bühne im Congress oder als Artist in Residence, als er 2019 mit unterschiedlichsten Formaten und Formationen die Stadt unsicher machte. „Ich finde schnell mal was langweilig, deswegen taugen mir auch so 20 Minuten lange Sets“, erklärt er im APA-Gespräch. „Ich finde es cool, wenn es diese Cuts gibt.“ Das sei etwa ein Hintergedanke bei seinem Projekt Mopcut gewesen, „auch wenn sich das mittlerweile anders entwickelt hat. Aber generell spricht mich das am meisten an: kurz etwas hinstellen, dann aber gleich das Nächste.“
Für Saalfelden hat er sich heuer etwas ausgedacht, das auf den Namen „Sound Hazard“ hört. „Ich bin in der Pandemie mal über ein Sackerl mit der Aufschrift ‚Bio Hazard‘ gestolpert, das fand ich einfach gut“, lacht König. Erwarten darf man sich jedenfalls ein sehr freies Musizieren, was mit unterschiedlichsten Kollegen gelingen soll. Darunter findet sich etwa Bassistin Farida Amadou, die einen „ganz anderen Zugang“ habe. „Nicht wirklich Jazz, sondern eher punkischer Drone-Bass“. Oder Klarinettist John McCowen. „Super, welche Spektralsounds er mit seinem Instrument macht!“ Komplettiert wird das Aufgebot von Pat Thomas (Klavier), Luke Stewart (Kontrabass) und König selbst an Schlagzeug, Marimba und Elektronik.
Nur: Wie wird das klingen? „Ich bin noch am überlegen“, meint König verschmitzt. „Aber das sind alles so gute Improvisateurinnen und Improvisateure, dass das sicher gut funktioniert. Ich lasse es grundsätzlich offen und bringe einfach meine Sounds mit.“ So arbeitete er zuletzt etwa an einer Marimba-Platte, von der einzelne Passagen einfließen sollen, aber auch das eingangs erwähnte Beckenalbum „Messing“ wird sich in der ein oder anderen Form wiederfinden. „Wir treffen uns wahrscheinlich ein paar Tage vorher und werden einfach spielen“, gibt sich König zuversichtlich. „Vielleicht mache ich ein paar Konzepte, in welche Richtungen es musikalisch gehen soll.“
Mit verschiedensten Musikerinnen und Musiker zusammenzutreffen und aufeinander einzugehen, ist ohnehin nichts Neues für den Drummer. So hat er auch sein jüngstes Rapalbum „1 Above Minus Underground“ mit Kollegen wie Sensational, Dälek, Guilty Simpson oder Moor Mother aufgenommen und viele davon zur Livepremiere beim diesjährigen donaufestival in Krems geladen. „Manchmal überlege ich mir schon, warum ich mir das antue, gerade diese organisatorischen Sachen“, grinst der gut vernetzte Künstler. „Ich mache das ja alles selbst. Eigentlich sollte ich solo spielen.“
Dabei braucht es manchmal schon einen kleinen Funken, damit eine Kollaboration auch wirklich funktioniert. So ging es ihm beim ersten Zusammentreffen mit Camae Ayewa alias Moor Mother. Mit Aquiles Navarro, Trompeter ihrer Band Irreversible Entanglements, hatte er bereits einmal musiziert, als er ebenfalls in Saalfelden Ayewa begegnete, um ein gemeinsames Set zu spielen. „Wir haben uns zum Soundcheck getroffen, und sie war zunächst recht schüchtern. Sie wusste ja nicht, wer ich bin. Dann kam Aquiles herein und begrüßte mich: ‚Hey Lukas, my man!‘ Camae war überrascht, dass wir uns kannten, und meinte dann: ‚Okay, you’re family!‘ Da hat es sofort gepasst.“
Dass man König prinzipiell überall begegnen kann, hat er heuer schon bewiesen. Etwa bei der Tour mit Bilderbuch. Für die heimische Popinstitution spielt er live seit einigen Jahren als Percussionist. „Das ist super, da nehme ich etwas ganz anderes mit. Das ist einfach Popmusik. Dieser professionalisierte Zugang zum Musikmachen ist eine ganz andere Welt.“ Andererseits war er gerade erst Teil des Wiener Popfests, wo er mit Kit Downes am Abschlusstag in der Karlskirche performte. Bei den Klangspuren in Schwaz ist er im Herbst ebenfalls mit von der Partie und wird dafür etwa ein Stück für das Neue-Musik-Ensemble Studio Dan und einen Flipperautomaten (!) schreiben. Es bleibt also wohl bei seinem Ansatz: „Mein Traum ist immer, ein bisschen vorne weg zu gehen und etwas Neues zu machen.“ Bisher ist ihm das bestens geglückt.
(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)
(S E R V I C E – )
(APA)
Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel