Vor 26 Jahren stand die Welt für Anne-Sophie Mutter, 57, still. Damals verlor sie ihren Mann Detlef Wunderlich, †60, nach nur sechs gemeinsamen Ehejahren an Lungenkrebs – nicht sehr lange nach der Diagnose. Ein Albtraum für die junge Mutter, der unvermittelt das Leben ihrer wachsenden Familie aus den Fugen geraten lässt. "Mir hat es der Chirurg gesagt, der meinen Mann operiert hatte, mein Mann lag noch im Aufwachraum," sagt sie im Gespräch mit "Bunte" und erinnert sich: "Ich war damals im achten Monat schwanger, stand unter Schock und hatte Angst, mein Kummer und Schmerz könnten die Geburt auslösen."
Anne-Sophie Mutter: Krebs war ein Tabu
Bilder, die sie wohl nie mehr vergessen wird und die ihr jetzt Motivation dafür sind, sich in den kommenden fünf Jahren als Präsidentin für die Deutsche Krebshilfe zu engagieren. Ihre persönlichen Erfahrungen könnten Maßstab sein für die Aufklärungsarbeit, die sie künftig leisten möchte.
Ihr Mann sei kein Raucher gewesen, berichtet die Geigerin laut der Deutschen Presse-Agentur, deswegen haben die Ärzte offenbar bis zur Diagnosestellung lange im Dunkeln getappt. Das Paar verschwieg die Krankheit vor der Öffentlichkeit. Die gesellschaftliche Tabuisierung von Krebs sei sehr belastend gewesen, man habe das "ganz alleine durchstehen" wollen. Das war für ihren Mann offenbar eine zusätzliche Bürde.
"Ich empfand überhaupt die Onkologie in den 90er Jahren doch als geradezu mittelalterlich", so Mutter. Sie fordert mehr Menschlichkeit von der Ärzteschaft. "Der Mensch ist nicht ein Wagen, der durch die TÜV-Prüfung geht. Und mir wurde diese Diagnose damals wie ein TÜV-Prüfschein hingelegt mit einem definitiven Enddatum."
Die Ärzte sollten wieder menschlicher werden
Ein Verhalten, dass die 57-Jährige für grob fahrlässig erachtet. Kommunikation und die empathische Leitung des Patienten sollten eine wichtige Rolle bei der Ausbildung der Mediziner spielen. "Ich sehe nach wie vor Handlungsbedarf in der Kommunikationsfähigkeit zwischen Arzt und Patient", kritisiert Mutter.
Und auch in der allgemeinen Wahrnehmung muss sich noch einiges verbessern, findet sie. "Viele Krebspatienten erleben heute noch ihre Krankheit als soziale Ausgrenzung. Auch wenn sich das öffentliche Bewusstsein – nicht zuletzt dank der Arbeit der Deutschen Krebshilfe – in den vergangenen Jahrzehnten zum Besseren gewandelt hat", erklärt sie. Durch einen offeneren Umgang mit der Erkrankung könne die Lebensqualität vieler Betroffener deutlich verbessert werden.
Verwendete Quellen: bunte.de, dpa.com
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