Am 30. Januar 2012 startete die erste "Shopping Queen"-Folge auf VOX. Zehn Jahre später ist das Format mit Modedesigner Guido Maria Kretschmer (56) immer noch eine der erfolgreichsten und beliebtesten Shows des Senders. Am 31. Januar startet das Format in seine große Jubiläumswoche. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news blickt Guido Maria Kretschmer auf die vergangenen zehn Jahre zurück und verrät, unter welchem Motto er selbst gerne einmal shoppen gehen würde – und welches sein persönlicher Albtraum wäre.
Als Sie das Format vor zehn Jahren angefangen haben, hätten Sie jemals gedacht, dass es so ein großer Erfolg werden würde?
Guido Maria Kretschmer: Das habe ich nicht. Das wäre auch der falsche Weg, wenn man davor schon sagt: "Das wird toll. Das mache ich jetzt ein Leben lang." Dann wird das nichts. Es hat einfach gut gepasst und ich war der richtige Mensch für dieses Format. Die Zeit war reif, im Fernsehen etwas Neues zu machen, etwas anderes zu erzählen und auch über Mode anders zu sprechen. Es war auch die richtige Zeit, für einen deutschen Designer so etwas zu machen.
Es gab davor diesen Mode-Olymp. Das war alles sehr von oben herab. Ich denke, ich habe es ganz gut hinbekommen, dass die Zuschauer sehen, dass meine Intention ist, dass es den Frauen in der Show gut geht. Dabei habe ich ihnen meine kleinen Tipps verraten und erzählt, was Mode alles kann. Und so habe ich auch Mode-Knowhow verbreiten können.
Was glauben Sie, macht „Shopping Queen“ so erfolgreich? Was ist das Geheimrezept der Sendung?
Kretschmer: Ich nenne meine eigene Mode ganz oft "democratic couture" und ich glaube, wir haben auch genau das bei "Shopping Queen" geschafft: Die Freude an Mode zu zeigen. Was sie macht und wie unterschiedlich sie sein kann. Dass man nicht reich sein muss, nicht besonders schön, nicht besonders schlank und besonders aufregend, um gut auszusehen.
Man sieht in der Sendung, dass verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen ein gemeinsames Ziel haben: Sie probieren, das Beste aus sich zu machen. Es ist ganz wichtig, dass sie das manchmal nicht hinbekommen, denn das ist die Krux des Lebens. Das zeigt den Zuschauerinnern und Zuschauern, dass das Scheitern dieses Ideals eben auch ein Vergnügen sein kann, wenn man es vorsichtig und liebevoll macht.
Was bedeutet Ihnen „Shopping Queen“?
Kretschmer: Ich müsste mir eigentlich eine Krone für "Shopping Queen" tätowieren lassen, weil ich der Show wirklich viel zu verdanken habe. (lacht) Das ist einfach eine Sendung, die eng mit mir verbunden ist. Eine Frau hat mal zu mir gesagt: "Wenn Sie einmal sterben, dann kommt das bestimmt in der 'Tagesschau'. Dann heißt es: Der Mann von 'Shopping Queen' ist tot." Da musste ich sehr lachen, da sie wahrscheinlich recht hat. Das ist einfach so, wenn man etwas exponiert macht. Dann hängt das auch an einem. Ich finde das sehr schön.
Sie teilen in der Show auch gerne einmal kräftig aus. Hat Ihnen das eine Kandidatin schon mal übelgenommen?
Kretschmer: Tatsächlich noch nie. Manchmal sind sie aber durchaus erstaunt über das Urteil. Einmal hat allerdings eine Mutter zu mir gesagt: "Das war aber sehr böse, was sie über meine Tochter gesagt haben." Ich habe dann gleich klargestellt, dass es nicht um den Look ging, sondern darum, wie sie sich benommen hat. Sie war nämlich ziemlich frech zu den Verkäufern. Aber eigentlich bekomme ich nichts Negatives zurück. Ich versuche es ja auch immer mit Liebe zu tun. Und wenn ich etwas Horror finde, dann merkt man mir das eben auch einfach an. Das ist Teil dieser Sendung. Wenn man sich bei "Shopping Queen" bewirbt, muss man eben mit dem Äußersten rechnen.
Gab es einen verrückten Vorfall, den Sie nie vergessen werden?
Kretschmer: Es gab so viele Momente! Schöne, wie dramatische, aber auch teils richtig absurde. Ich kann mich an Situationen erinnern, wo ich wirklich dachte: "Jetzt nehmen sie mich auf dem Arm und gleich kommt Guido Cantz von 'Verstehen Sie Spaß?'" Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir eine Designerin aus Augsburg. Ich glaube, ihre Karriere habe ich ruiniert (lacht). Bei ihr hat eine Kandidatin eingekauft. Die Designerin hat sie selbst beraten und angezogen. Ich war so fassungslos. Das war wirklich der textile Untergang! Ausnahmezustand!
Und welche emotionalen Momente bleiben Ihnen in Erinnerung?
Kretschmer: Es gibt mindestens genauso viele berührende wie verrückte Momente. Ich habe beispielsweise Post von Chefärzten von Krebsstationen bekommen, die geschrieben haben: "Was hätten wir nur in der Chemotherapie gemacht, wenn wir nicht nebenbei immer 'Shopping Queen' laufen hätten?"
Andere haben sich von ihrem Mann getrennt, weil ich in der Sendung so viel über Liebe spreche und sie so gemerkt haben: Das ist es nicht. Es gibt Kinder, die haben mittlerweile ihr Abitur, obwohl sie bei den Hausaufgaben – wenn vielleicht auch verbotenerweise – immer "Shopping Queen" geschaut haben. Es ist wunderschön zu sehen, dass ich mit der Show ein Teil von so vielen Leben geworden bin.
Angenommen, Sie würden selbst an „Shopping Queen“ teilnehmen – was wäre Ihr absolutes Traummotto?
Kretschmer: Ich trage ja gerne alles in Schwarz, daher vielleicht "Black is beautiful"! Aber tatsächlich gibt es auch viele Dinge, die ich nicht gut hinkriegen würde. Bei "Shopping Queen des Jahres" spiele ich immer einmal im Jahr die Begleitung. Da habe ich dann immer das Geld und zahle selbst und denke mir jedes Mal: "Wie schaffen die das mit 500 Euro? Wie schaffen die das in der Zeit?" Ich habe damit immer Probleme und daher größten Respekt vor den Kandidaten. Wenn ich es allerdings tun würde, hätte ich auf jeden Fall gerne ein Motto, das schön schmal macht (lacht).
Gäbe es auch ein Motto, auf das Sie gar keine Lust hätten?
Kretschmer: Absolut! Mein Horror-Motto wäre "Alles in Weiß". Wenn ich zu einer Hochzeit eingeladen werde und ich sehe "White Wedding, bitte kommt alle in Weiß", dann bin ich schon raus.
Was wünschen Sie sich für die nächsten zehn Jahre „Shopping Queen“?
Kretschmer: Ich würde mir wünschen, dass die Menschen gescheit und wach bleiben und sehen, dass Mode nichts Profanes ist. Sondern, dass sie ein gutes Vehikel sein kann, um alles im Leben zu sein, was man sein möchte oder könnte und vielleicht auch sein sollte. Solange sich Menschen frei und gut anziehen können und alles anziehen, was sie wollen, dann lebt man in einer Demokratie. Ich würde mir wünschen, dass das klappt.
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