Collien Ulmen-Fernandes über Viva: "Ich sollte immer etwas mit Ausschnitt anziehen"

Die Karriere von Collien Ulmen-Fernandes, 42, begann im Jahr 2000, als sie sich bei der Viva-Castingshow "You Can Make It Always" als Moderatorin beworben hatte. Ein Jahr später stand sie bei RTL II vor der Kamera, 2003 wechselte sie zu VIVA und moderierte bis 2015 verschiedenste Formate des Musiksenders. Eine Zeit, die die Schauspielerin sehr geprägt hat, wie Ulmen-Fernandes in der ARD-Dokuserie "Die Viva-Story – zu geil für diese Welt!" verrät, die ab Freitag, 1. Dezember 2023, in der ARD-Mediathek und auf ardkultur.de zu sehen ist. Und auch im Interview mit dem Medienmagazin "DWDL.de" gewährt die Schauspielerin einen ungeschönten Blick auf ihre Viva-Jahre.

Collien Ulmen-Fernandes: „Viva war in vielen Situationen ziemlich sexistisch“

"Es gibt unterschiedliche Perspektiven auf Viva, weil Dinge unterschiedlich erlebt und entsprechend auch erinnert werden", sagt Collien Ulmen-Fernandes im Gespräch mit "DWDL.de" und gesteht: "Ich sollte oft in etwas gepresst werden, was ich nicht zu hundert Prozent war. Und Gülcan [Kamps, Anm. d. Red.] sagt, sie war zu 100 Prozent das, was man von ihr wollte. Insofern war ihr Blick auf Viva durchweg positiv und ich habe damals viele Kämpfe geführt bei Viva." Vor allem für ihren Humor. "Wenn Frauen ironisch sein wollen, komme das zickig rüber, hieß es", so Ulmen-Fernandes. "Es gab mal ein Meeting mit einem männlichen Moderator, mit dem ich eine Show moderieren sollte. Mir wurden zwei Drittel der Texte, die ich selbst geschrieben habe, zusammengestrichen, weil das zu ironisch sei und wenn Frauen ironisch sein wollen, komme das zickig rüber, hieß es. Das sei ja Männerhumor, wurde mir gesagt. Ob also nicht der männliche Moderator meine Texte haben könnte?"

Eine Entscheidung, die Collien Ulmen-Fernandes bis heute nicht verstehen kann.  "Ich war ja nicht seine Autorin! Und Ironie passt automatisch besser zu Menschen mit Bartwuchs? Ich hätte dann im Glitzerkleid daneben gestanden und über seine Gags, die ja meine waren, lachen sollen? Viva war in vielen Situationen ziemlich sexistisch", stellt die 42-Jährige klar. Es gebe nicht nur schöne Anekdoten über ihre Zeit bei dem Musikvideosender, doch insgesamt sei ihre Viva-Zeit "zu 80 bis 90 Prozent positiv" gewesen.

Bei Viva lernte sie Christian Ulmen kennen

Bei Viva hat Collien Ulmen-Fernandes ihren heutigen Ehemann Christian Ulmen, 58, kennengelernt, und auch der Schauspieler musste damals einige Kämpfe führen. "Wir haben tatsächlich eine sehr ähnliche Wahrnehmung, weil wir mit den gleichen Leuten über die gleichen Dinge diskutiert haben. Er musste auch oft für mehr Ironie kämpfen. Das haben wir natürlich damals schon beim Kennenlernen festgestellt, diese Gemeinsamkeit. Aber er als Mann durfte dann doch mehr als ich, da hatte man schon etwas mehr Freiräume", sagt Ulmen-Fernandes gegenüber "DWDL.de".

Ein „festgelegtes Image“ für jede Moderatorin

Während Christian aber trotzdem Freiräume genießen durfte, wurde Collien immer mehr vorgeschrieben. "Bei mir stand im Styling-Briefing, dass ich immer etwas mit Ausschnitt anziehen soll", enthüllt die 42-Jährige und führt weiter aus: "Ich habe anfangs angezogen, was mir hingehangen wurde. Später habe ich erfahren, dass es für uns alle Styling-Briefings gab. Bei Nela Panghy Lee war notiert, dass sie kein gelb tragen darf, weil sie Asiatin ist. Und bei mir stand drin, dass ich immer etwas mit Ausschnitt anziehen soll. Irgendwann traf ich Patrice Bouédibéla der scherzte, er gucke meine Sendung ja immer nur wegen des Ausschnitts. So kam das Thema überhaupt erst auf. Im Styling sagte ich dann, ich möchte keinen Ausschnitt mehr tragen. Da hieß es dann nur: Geht nicht, das steht in deinem Styling-Briefing." Es habe damals für jede Moderatorin ein "festgelegtes Image" gegeben, das allerdings mit den betroffenen Frauen "gar nicht abgesprochen" war.

Erinnerungen, die Collien Ulmen-Fernandes auch heute noch übel aufstoßen dürften. Trotzdem erinnere sie sich gerne an ihre wilde und arbeitsintensive Zeit bei Viva zurück.

Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel