Der 3. Oktober 1990 bleibt als einer der schwärzesten Tage Monacos im Gedächtnis. Acht Jahre nach dem tragischen Unfalltod von Fürstin Gracia Patricia (†) schlägt das Schicksal erneut zu: Prinzessin Carolines Ehemann Stefano Casiraghi (†), der fünf Wochen zuvor seinen 30. Geburtstag gefeiert hat, will seinen Weltmeistertitel im Offshore-Rennen verteidigen. Doch der Wind ist zu stark und der Wellengang zu hoch. Sein Boot überschlägt sich und begräbt ihn unter sich. Charlotte Casiraghi, 35, ist zu diesem Zeitpunkt vier Jahre alt. Sie hängt sehr an ihrem Vater. Erst jetzt, drei Jahrzehnte später, kann sie öffentlich über dieses Trauma reden.
Prinzessin Caroline findet in Charlotte und ihren Geschwistern Halt
Glücklicherweise befinden sie und ihre Brüder Andrea, 37, und Pierre, 34, sich damals nicht unter den Zuschauern am Hafen Monacos. Auch Prinzessin Caroline, 65, die zu der Zeit in Paris weilt, bleibt der Anblick erspart, wie ihr Mann aus dem Wasser gezogen wird. Nach dem Verlust ihrer großen Liebe zieht Caroline mit ihren Kindern in jenes Landhaus im Dorf Saint-Rémy in der Provence, das Stefano erst kurz vor seinem Tod für die Familie gepachtet hatte. "Die Kinder haben mich gerettet. Für sie wollte und musste ich leben", sagt Caroline später.
Charlotte Casiraghi spricht erstmals über den Verlust
Was der frühe Verlust des Vaters für Carolines Tochter bedeutet – über diesen Kummer spricht Charlotte nun also erstmals. "Ich wurde von sehr heftigen Emotionen durchzogen", sagt sie in einem Interview mit dem französischen Kulturmagazin "Les Inrockuptibles". "Wenn man in der Kindheit mit einem brutalen Tod konfrontiert wird, ist nichts mehr selbstverständlich. Ich fragte mich: Warum ich? Warum bin ich in diesem Körper? Warum existiere ich?" Trost fand die Monegassin schon früh in der Literatur. "Der Weg, den Verlust zu überwinden, war lang. Die Bücher haben mir geholfen", erzählt Charlotte, die in Paris Philosophie studierte und heute gemeinsam mit dem Modehaus Chanel einen Literatur-Salon veranstaltet. Sie ist sich sicher: "Bei einem Kind, das sehr jung ein Elternteil verliert, zu einem Zeitpunkt, an dem die Erinnerung noch nicht gefestigt ist, bleibt eine große Verletzung bestehen, die nicht verharmlost werden darf."
So verarbeiten ihre Brüder den Schmerz
Ihre beiden Brüder gehen mit dem Schmerz anders um. Pierre Casiraghi, heute 34, der seinem Vater besonders ähnlich sieht, entdeckt früh, dass er dessen Leidenschaft für Geschwindigkeit geerbt hat. Zum Entsetzen seiner Mutter fährt er Autorennen und nimmt an Segelregatten teil. Erst als Pierre selbst Vater wird, wird er ruhiger. Worauf die Familie heute besonders stolz ist: dass er 2019 mit seinem deutschen Freund Boris Herrmann die schwedische Aktivistin Greta Thunberg von Europa nach New York gesegelt hat. Denn dabei ging es nicht um Abenteuer und Schnelligkeit, sondern um Klimaschutz.
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Die Familie steht an erster Stelle
Ein Vorbild für ihre Kinder möchte auch Charlotte Casiraghi sein. Sohn Raphaël, 8, stammt aus der Beziehung mit Comedian Gad Elmaleh, 51. Und mit ihrem Ehemann, dem französischen Filmproduzenten Dimitri Rassam, 40, bekam sie den kleinen Balthazar, 3. Familie steht bei ihr an erster Stelle. So ein Trauma wie in ihrer Kindheit verstärkt das zusätzlich. Ob am monegassischen Nationalfeiertag, beim Springreitturnier Global Champions Tour oder zuletzt bei der Chanel Cruise Collection – die Nichte von Fürst Albert zeigt sich gern im Kreise der Grimaldis. Besonders nah steht sie ihrer Mutter Caroline. Während Charlottes Kindheit in Saint-Rémy tat ihre Mutter alles dafür, die Erinnerung an Papa Stefano wachzuhalten. Im Haus hing ein großes Porträt des italienischen Millionärssohns, der in Monaco in die Immobilienbranche eingestiegen war. Und noch lange stand sein geliebter Rolls-Royce in der Garage. Bis heute sei ihr Vater sehr präsent in ihrem Leben, erzählt Charlotte. "Ich erinnere mich, dass er ein sehr mutiger Mensch war. Vielleicht ist es mein Vater, der mir meinen Mut gegeben hat."
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