Arbeitsmarkt: Wie Unternehmen und Mitarbeiter besser zueinander finden

Arbeitsmarkt: Wie Unternehmen und Mitarbeiter besser zueinander finden

Experten-Diskussion

Dank der Digitalisierung konnten viele Unternehmen während der Corona-Pandemie auf Remote- und Homeoffice-Lösungen setzen, um während der Krise weiterzuarbeiten. Dass diese Entwicklung enormen Einfluss auf die Arbeitswelt hat, weiß man auch bei Indeed. Das Jobportal hat daher am Dienstag zu einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „Arbeitsmarkt in der Transformation – Politik und Wirtschaft in der Verantwortung: Wie können wir wachstumskritische Stellen besetzen und Benachteiligten in den Arbeitsmarkt helfen?“ geladen. Das sind die Lösungsansätze der Experten und des Unternehmens.

Frank Hensgens, Geschäftsführer von Indeed, beobachtet einen „generellen Wandel in vielen Branchen“. So würden etwa bei Automobilkonzernen keine klassischen Maschinenbauer mehr gesucht, sondern Elektroingenieure. Auch Carsten Taudt von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordrhein-Westfalen bestätigt, dass es sich beim Fachkräftemangel um ein grundsätzliches und branchenübergreifendes Problem handele. Dazu komme der demografische Wandel, in den sich Deutschland seit Jahrzehnten sehenden Auges hineinbegebe.

„Wir werden nicht darum herumkommen, dass die Babyboomer länger arbeiten“, stellt Jutta Rump, Chefin des Instituts für Beschäftigung und Employability (ibe), deshalb bei der Debatte mit Blick auf die zwischen 1955 und 1965 Geborenen fest. Zuspruch erfährt sie dafür von der stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion NRW, Lisa Kapteinat, die jedoch auf Sozialverträglichkeit pocht: Das Ziel müsse sein, das starre Renteneintrittsalter zu lockern, um die Menschen, die ihrer Tätigkeit gerne nachgehen, länger in ihren Berufen zu halten.

Das Problem des Fachkräftemangels, der viele Branchen erfasst, werde sich in den kommenden Jahren noch weiter auswachsen, darin sind sich die Experten einig. In den nächsten zehn Jahren, erklärt Taudt, werde Deutschland eine Million Fachkräfte verlieren, die Zuwanderung in die Bundesrepublik reiche nicht aus, um diesen Verlust zu kompensieren. Die Bereitschaft von Arbeitnehmern zur Um- und Weiterbildung sei deshalb unverzichtbar, meint daher auch Rump: „Es ist eine grundlegende Haltung, die jeder Einzelne von uns mitbringen muss.“

Diese Einschätzung teilt Hensgens, er spricht von einem „Fachkräftemangel, wie wir ihn noch nie hatten“. Aus der Erfahrung der Jobvermittlung weiß er, dass die Bereitschaft zur Weiterbildung unbedingt notwendig ist: „Man kann nicht davon ausgehen, dass man mit der Ausbildung 30 Jahre durchs Berufsleben kommt. Da hat man auch eine gewisse Eigenverantwortung.“ Rump bestätigt das: „Wenn man heute neu in das Berufsleben eintritt, muss man im Schnitt achtmal seine Perspektive wechseln.“

Gleichzeitig befinde sich der Arbeitsmarkt derzeit in einem Zustand des sogenannten „Arbeitnehmermarktes“, will heißen: Qualifizierte Arbeitnehmer können sich ihren Arbeitgeber geradezu aussuchen. Damit Firmen für ihre Mitarbeiter attraktiv bleiben, appellieren die Experten an die breite Aufrechterhaltung des während der Corona-Pandemie eingeübten Homeoffice. So sagt Hensgens: „Unternehmen müssen akzeptieren, wenn Mitarbeiter im Homeoffice effizienter arbeiten, denn das macht sie als Arbeitgeber attraktiver.“

SPD-Politikerin Kapteinat sei daher überrascht, dass 71 Prozent der Unternehmen nach dem Auslaufen der meisten Corona-Schutzbestimmungen zurück zur Präsenzpflicht kehren wollen. Rump hält dagegen, man müsse mit derlei Statistiken vorsichtig umgehen und bemüht sich um eine positive Sicht: „Das heißt auch, dass mehr Unternehmen zu einem Wandel bereit sind als vor der Pandemie.“ Einig ist sich die Runde darin, dass es auch eines kulturellen Wandels in vielen Unternehmen bedürfe. So fordert Kapteinat von Arbeitgebern, dass sie „anerkennen, dass nicht derjenige am besten arbeitet, der als Erstes kommt und als Letztes geht.“

Um Arbeitgeber und Arbeitnehmer unkomplizierter zusammenzubringen, hat Indeed ein neuartiges Programm aufgesetzt, mit dem es unkompliziert Jobs vermitteln möchte. Hensgens erklärt: „Kandidaten, die einen interessanten Job sehen, melden sich direkt für ein Bewerbungsinterview an. Sie gehen nicht durch einen aufwändigen und zeitintensiven Bewerbungs- und Screeningprozess.“ Durch die Vereinbarung eines Videobewerbungsgespräches mit wenigen Klicks soll ein niedrigschwelliges Angebot für beide Seiten entstehen – und Kontakte, die wegen bestimmter Mechanismen von Personalabteilungen sonst nicht zustande kommen würden.

Die sogenannten „Interview Days“ finden in acht deutschen Großstädten statt, den Auftakt macht Düsseldorf am 31. März, es folgen Frankfurt am Main (28. April), Berlin (25. Mai), Leipzig/Halle (30. Juni), München (21. Juli), Köln (29. September), Hamburg (27. Oktober) und Stuttgart (24. November). Pro Termin sollen 1.000 Stellen, insgesamt also 8.000 Jobs vermittelt werden.

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