In der Mini-Serie „Der Schatten“ (aktuell in der ZDFmediathek, am 25.06. bei ZDFneo) spielt Andreas Pietschmann einen schwerkranken Performancekünstler. Wir haben mit dem Schauspieler über die komplexe Rolle sowie das Thema Prophezeiungen gesprochen.
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Herr Pietschmann, Sie standen für die Mini-Serie „Der Schatten“ vor der Kamera. Das klingt spannend und mysteriös zugleich – erst recht, wenn man die Romanvorlage von Melanie Raabe kennt. Können denn auch sanftere Gemüter diese Serie schauen?
Andreas Pietschmann: Ja, denn es ist nicht die härteste und blutrünstigste Action, die dort stattfindet. Aber es handelt sich natürlich um einen psychologischen Thriller, der zum Mitdenken einlädt. Der Zuschauer wird immer wieder mit der Frage konfrontiert: Was ist real und was ist Trugbild? Die Hauptfigur Norah Richter (gespielt von Deleila Piasko; Anm. d. Red.) gerät geradezu in eine Paranoia hinein.
Es ist aber nicht alles dunkel, wie der Titel „Der Schatten“ vielleicht vermuten lässt?
Keinesfalls. Die Serie hat auch helle Elemente zu bieten. Als besonders reizvoll empfinde ich diesen wunderschönen Schauplatz, das sommerliche Wien. Man sieht indes nicht nur die pittoresken, schönen Touristen-Destinationen Wiens, sondern auch die Abgründe dieser vielseitigen Stadt. Diese schmutzigen, etwas morbiden Ecken bauen ein schönes Spannungsverhältnis zu der modernen Erzählweise auf. Wir haben teils in Wien und teils in Prag gedreht.
Neben der von Ihnen erwähnten Journalistin Norah spielen in der ersten Folge „Die Prophezeiung“ eine Bettlerin und ein Performancekünstler, in dessen Rolle Sie geschlüpft sind, eine elementare Rolle. Was hat Sie an dieser Figur gereizt?
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Der Künstler Wolfgang Balder, den ich spiele, zeichnet sich einerseits durch einen besonders großen Narzissmus aus. Andererseits zeigt er Mut, neue Dinge zu wagen, die nicht unbedingt gut ankommen. Er ist ein Mensch mit einem eigenen Kopf, der Zuspruch und Diplomatie langweilig findet. Das wiederum steht in einem Spannungsverhältnis zu seiner persönlichen Situation, denn er ist schwerkrank. Dieser Umstand macht ihn in seiner ganzen Selbstherrlichkeit letztendlich verwundbar. Daraus ergibt sich der Konflikt, den ich als Schauspieler spannend finde.
Wie spielt man eine Figur, die im Verlauf einer Geschichte krankheitsbedingt immer mehr abbaut?
Ich habe versucht, diese Figur zu Beginn der Handlung, als es Wolfgang Bader noch besser geht, mit einer helleren Stimme zu zeichnen. Eine Stimme, die noch eine gewisse Kraft und Jugendlichkeit in ihm erahnen lässt – und im Verlauf der Handlung schwächer wird. Mir war wichtig, etwas Durchlässiges in der Figur zu suchen.
„Eine Wahrsagerin ist mir noch nicht begegnet“
Was macht eine solche Handlung mit Ihnen persönlich? Hat sie Auswirkungen auf Ihren Alltag?
Man kann immer versuchen, sich eine Geschichte nutzbar zu machen, indem man sich Fragen stellt: Wie würde ich mich verhalten? Wie dankbar muss ich sein, dass es mir viel besser geht als der Person, die ich spiele? Dennoch möchte ich es damit nicht zu weit treiben, denn letztlich muss ich mein eigenes Leben leben. Ich bin auch kein Freund davon, im Nachhinein privat lange in einer Figur zu bleiben. Die Rolle und die Geschichte bleiben in der Garderobe. Alles andere halte ich für übertrieben und anmaßend meinen Mitmenschen gegenüber.
Glauben Sie an Prophezeiungen?
Also eine Wahrsagerin ist mir noch nicht begegnet. Und so krasse Prophezeiungen wie die, mit der die Journalistin in „Der Schatten“ konfrontiert wird, wurden mir natürlich auch noch nie gemacht. Ich finde das Thema aber sehr interessant, zumal Wahrsagungen ein wiederkehrendes Motiv in der Literatur sind.
Welche Beispiele kommen Ihnen dazu in den Sinn?
Nehmen wir Ödipus, dem von einem Orakel prophezeit wird, er werde seinen eigenen Vater töten und mit seiner Mutter in Schande leben. Nehmen wir Macbeth, dem gesagt wird, dass er eines Tages König werde. All diese Wahrsagungen bringen die davon betroffenen Menschen in Bewegung. Handelt es sich um eine sich selbst erfüllende oder eine sich selbst zerstörende Wahrsagung? Also: Unternimmt der Mensch alles, um die Prophezeiung zu erfüllen, oder unternimmt er alles, um sie nicht wahr werden zu lassen? Bewahrheitet sie sich vielleicht gerade durch sein Handeln, obwohl er es unbedingt verhindern möchte? In jedem Fall wird ein Impuls gesetzt. Das finde ich sehr interessant, denn an diesem Punkt beginnt die Manipulation.
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Prophezeiungen haben Sie persönlich so noch nicht erlebt, mit Schicksal wurden Sie aber schon konfrontiert, oder? Sie wollten dem Vernehmen nach ursprünglich Fußballprofi werden, mussten diesen Traum aufgrund eines schweren Autounfalls aber aufgeben und landeten so in der Schauspielerei …
Nein, das wird in einen falschen Zusammenhang gebracht. Es gibt da lediglich einen zeitlichen Kontext. Der Unfall war nicht ursächlich dafür, dass ich kein Fußballprofi werden konnte. Den Unfall habe ich ziemlich unverletzt überstanden. Wenn ich genug Biss gehabt hätte, dann hätte ich vielleicht Profi werden können, wer weiß … (lacht). Dennoch glaube ich ganz fest daran, dass uns im Leben Dinge widerfahren, die den Weg ändern.
„Unsere Kinder können das völlig frei entscheiden“
War der Unfall für Sie solch ein Moment, auch wenn Sie diesen zum Glück unverletzt überstanden haben?
Natürlich habe ich mich in dem Bewusstsein, eine zweite Chance geschenkt bekommen zu haben, sehr genau gefragt: Was willst du mit deinem Leben eigentlich machen? Im Leben eines jeden Menschen gibt es diese kleinen oder großen Ereignisse, die den Weg mitbestimmen. Aber genau das macht unser Leben doch interessant: Wir wissen nicht, was passiert. Planen müssen wir ohnehin genug – gerade dann, wenn man Familie hat.
Sie sind mit Ihrer Schauspielkollegin Jasmin Tabatabai liiert, haben gemeinsame Kinder. Können Sie bereits erkennen, wohin deren Weg führen könnte: ans Filmset oder auf den Fußballplatz?
Das ist total offen. Unsere Kinder können das völlig frei entscheiden. Wir versuchen nicht, unseren Nachwuchs möglichst schnell vor die Kamera zu ziehen. Ganz im Gegenteil: Das Bedürfnis muss selber kommen. Dafür müssen die Kinder genügend in Ruhe gelassen werden, damit sie ihre eigenen Vorlieben selbst entwickeln können. Zwei unserer Kleinen sind dafür übrigens auch noch zu jung, aber Sport mögen alle unsere Kinder gerne.
Wie froh sind Sie darüber, dass Ihre Kinder Sport machen und nicht nur den ganzen Tag an der Konsole hängen?
Ich bin froh über jede Bewegung, die unsere Kinder unternehmen – und das tun sie zum Glück. Grundsätzlich gibt es sicherlich zu viele Bildschirme in unserem Leben.
Kürzlich haben wir in einem Interview mit Bettina Zimmermann darüber gesprochen, dass sie relativ häufig an der Seite ihres Mannes Kai Wiesinger spielt. Wie gerne stehen Andreas Pietschmann und Jasmin Tabatabai gemeinsam vor der Kamera?
Generell geht jeder in der Schauspielerei zunächst einmal seinen eigenen Weg – aber natürlich in gegenseitiger Absprache. Als unsere Kinder noch sehr klein waren, bestand die Notwendigkeit, dass immer einer von uns beiden zu Hause ist – sprich: Es konnte dann immer nur einer arbeiten. Mit zunehmendem Alter der Kinder hat sich das ein wenig verändert. Wir hatten einmal vor längerer Zeit das Glück, in demselben Film besetzt gewesen zu sein („Rosa Roth“; Anm.d.Red.).
So haben wir uns überhaupt erst kennengelernt. Zudem habe ich in einer der ersten Folgen von Jasmins Serie „Letzte Spur Berlin“ mitgespielt. Im vergangenen Jahr waren wir gemeinsam im Berliner „Tatort“ Seite an Seite zu sehen. Das ist ein seltenes Glück. Ich schätze es sehr, wenn es dazu kommt. Jasmin ist eine großartige Schauspielerin. Grundsätzlich ist mir wichtig, dass ich als Schauspieler nach neuen Wegen suchen und mir meine Vielseitigkeit bewahren kann.
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