Abnehmwunder Ozempic: Ein Piks und seine Folgen

Es kommt immer öfter vor, dass man zweimal hinschauen muss, wenn man Stars auf deutschen Events trifft. Deutlich erschlankt, flötet mancher auf die Frage nach dem Geheimnis dahinter: "Das liegt an den kleineren Portionen, keine Kohlenhydrate, ganz viel Sport und noch mehr Wasser." Von wegen! Genauso fing es vor etwa einem Jahr auch in Amerika an, als Kim Kardashian und Co. ihre rasan­ten Kurven verloren. Nach und nach trauen sich immer mehr internationale Stars aus der Deckung und verkünden kurz und knapp: "Babe, ich bin auf Ozempic!"

Diese Stars schwören auf die Abnehmspritze

Das waren gerade in einem "Times" Interview die Worte von Sänger Robbie Williams, 49. Auch Kelly Osbourne, 39, oder Amy Schumer, 42, erzählen, dass sie zur wöchentlichen Spritze greifen, die ursprünglich einmal für Diabetiker entwickelt wurde. Der Wirkstoff, auf den es ankommt, heißt Semaglutid. Heißhunger hat keine Chance mit diesem Appetitzügler. Semaglutid reguliert den Stoffwechsel und lässt die Kilos schmelzen. "Das Medika­ment ist revolutionär", erklärt die Hamburger Fachärztin Dr. Petra Algenstaedt. Sie betont allerdings auch, wie wichtig eine adäquate ärzt­liche Behandlung samt individuellem Ernährungs­- und Lebensstilkonzept sowie regelmäßige Blutkontrollen sind.

Prominente, die Ozempic spritzen, nur um der Optik wegen ein paar Kilos zu verlieren, sieht sie kritisch. "Dass ein schlankes Model noch mal fünf Kilo abnimmt, ist nicht Sinn der Sache und schadet dem Ruf des Medika­ments, das eigentlich ein Segen ist." Übergewichtigen und Diabetes­-Typ-2­-Patienten aber könne es oft ein "völlig neues Lebensgefühl" bescheren. Robbie Williams würde das wohl sofort unterschreiben, er nennt Ozempic ein "Weihnachtswunder".

Dr. Petra Algenstaedt: „Es geht hier nicht um überschüssige Kilos“

Kelly Osbourne, die lange mit überschüssigen Kilos kämpfte und sich sogar ein Magenband einsetzen ließ, nahm erst mit Ozempic deut­lich ab. "Zuerst wollte ich nur meine Schwangerschaftspfunde loswerden, aber dann wollte ich sehen, wie weit ich gehen kann." Satte 40 Kilo hat sie verloren. Zu viel, findet sie. "Das Gewicht passt nicht zu mir, ich würde jetzt gern wieder etwas zunehmen." Ein Luxus­problem in den Augen derer, die krankhaft adipös sind, schon unzählige Diätversuche hinter sich haben und in Medika­menten wie Ozem­pic oder dem höher dosierten und teurerem Wegovy die ersehnte Rettung vermuten.

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Dr. Algenstaedt bestätigt, dass der ärztlich verordnete Piks in einem Jahr bis zu 20 Prozent des Körpergewichts schmelzen lässt, dass Risiken für Herz­-Kreislauf­-Erkrankungen oder Arthrose deutlich reduziert und die Medikamente im Allgemeinen "recht gut verträglich" seien. Der Effekt könne auch nach dem "Ausschleichen" des Medikaments ohne Jo­-Jo­-Effekt anhalten. Amy Schumer hält ihr Gewicht tatsächlich und sagt, ganz Comedian: "Ich wurde so dünn, dass mein Sohn mich nicht mehr mit dem Ball getroffen hat." Deutlich ernster fordert sie mehr Transparenz: "Stopp! Lügt nicht! Seid ehrlich!" Sie geht mit gutem Beispiel voran: Ja, ihre neue Figur verdankt sie Ozempic. Aller­dings wurde ihr davon kotzübel. Und, ganz ehrlich: Fett hat sie sich auch absaugen lassen.

Dr. Petra Algenstaedt
Die Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologie, Hormonstörungen und Ernährungsmedizin praktiziert am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und im Medicum Eppendorf. 

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