Seine junge Familie hat für ihn „absolute Priorität“. Daniel Aminati, der an diesem Samstag 50 Jahre alt wird, blickt im Interview mit unserer Redaktion auf die vergangenen Monate zurück, die von der Geburt seiner Tochter und von der Krebserkrankung seiner Ehefrau Patrice geprägt waren. Der Moderator und Sänger zeigt sich kämpferisch und – trotz der schwierigen Umstände – dankbar. „Da wir leben, ist vieles gut“, sagt der TV-Star.
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Daniel Aminati: Auch wenn ich mir bisher nie viel aus solchen Tagen gemacht habe, würde ich diesen runden Geburtstag auf der Skala bei einer Sechs oder einer Sieben einordnen. Tatsächlich habe ich in meinem bisherigen Leben erst einen Geburtstag bewusst gefeiert – und zwar den vor genau zehn Jahren. Zu meinem 40. habe ich viele Freunde nach Ibiza eingeladen, wo wir es uns richtig gut gehen ließen. Heute freue ich mich, dass ich mit 50 Jahren so dastehen darf, wie ich dastehe – auch wenn die Umstände gerade nicht so einfach sind.
Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer persönlichen Entwicklung?
Ich denke, dass ich mir bei den Voraussetzungen, mit denen ich in dieses Leben gestartet bin, schon auf die Schultern klopfen und sagen darf: „Bursche, das hast du bis hierhin gut gemacht.“ Das ist auch in etwa der Tenor meiner im vergangenen Jahr erschienenen Biografie („Am Abgrund wachsen dir Flügel“, Anm. d. Red.). Wenn man ein autobiografisches Buch schreibt, dann schaut man natürlich auch auf das zurück, was man bisher alles erlebt, geschafft und überstanden hat.
„Was nützen dir Ruhm und Erfolg, wenn du sie nicht teilen kannst?“
In Ihrer Instagram-Bio bezeichnen Sie sich zuallererst als Vater und Ehemann, erst darunter machen Sie berufliche Angaben („Moderator/Sänger/Schauspieler“). Haben sich Ihre Prioritäten aufgrund der Krankheit Ihrer Frau noch einmal deutlich verschoben?
Die Prioritäten verschieben sich immer etwas, auf ganz natürliche Art und Weise. Mit 20 bist du ein ganz anderer Mensch als mit 40 oder 50 – zumindest sollte es so sein, wenn du Lust auf Entwicklung hast. Und die habe ich zweifelsohne. Ich war erst 15 Jahre alt, als ich zum ersten Mal professionell auf der Bühne gestanden und mein erstes eigenes Geld als Tänzer verdient habe. Inzwischen weiß ich, dass Leben mehr ist als Status und der Beruf, den du ausübst – auch wenn dieser im glücklichsten Fall eine Berufung ist. Selbst wenn das Gold glänzt und du im Außen alles hast, ist und bleibt das Wichtigste die Familie und die Freunde. Was nützen dir Ruhm und Erfolg, wenn du sie nicht teilen kannst? Eine ziemlich traurige Vorstellung. Für mich persönlich sind meine Frau und mein Kind, also meine junge Familie, meine absolute Priorität. Eine Traumfrau heiraten und eine Tochter an meiner Seite wissen zu dürfen, ist für mich das Größte, was es gibt. Der Job ist da tatsächlich zweitrangig.
Eigentlich sollte nach der standesamtlichen Hochzeit 2022 auf Mallorca groß gefeiert werden, doch es sollte ganz anders kommen. Tut es Ihnen beiden gut, dass der Traum von einer großen Party nach wie vor lebt und Sie darauf hinarbeiten können?
So wird es auch kommen, das ist unsere Version. Jeder weiß um die Kraft seiner Gedanken. Der Glaube, an was auch immer, versetzt bekanntlich Berge. Wir leben das sehr bewusst und versuchen, sehr in der Gegenwart zu sein. Aber auch in der Dankbarkeit. Schon alleine, dass wir uns und unsere gemeinsame Tochter haben dürfen, hilft uns dabei, das alles durchzustehen. Hinzu kommt, dass die Krankheit meiner Frau tödlich wäre, wenn sie die Immuntherapie nicht machen könnte. Zum Glück gibt es inzwischen die notwendigen Medikamente.
Medikamente, die nicht nur Dankbarkeit hervorrufen, sondern sicherlich auch starke Nebenwirkungen mit sich bringen …
Es ist ein harter Gang. Die vergangenen sechs Monate waren nicht ohne. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass es so heavy werden würde, weil eigentlich alles verhältnismäßig entspannt begonnen hatte. Doch mit der Zeit haben die Nebenwirkungen meiner Frau extrem zugesetzt. Das mitzuerleben, empfand ich als sehr hart. Vor einigen Wochen wurde sie noch einmal neu eingestellt – und seitdem geht es.
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Wie lange wird diese Immuntherapie noch andauern?
Wir müssen die Therapie noch sechs Monate durchziehen, die Ergebnisse und Studien sind recht zuversichtlich. Da wir in unserem jungen Glück sowohl mit schönen Momenten wie der Geburt unserer Tochter als auch mit traurigen Momenten wie der Krankheit meiner Frau oder dem Tod meiner Schwester konfrontiert sind, befinden wir uns in einem wahnsinnigen Wechselbad der Gefühle. Aber: Wir haben die Möglichkeit, auf etwas hinzuwirken. Wir alle müssen durch Täler gehen – manche mehr, manche weniger. Was uns hilft, ist immer die Hoffnung und die Zuversicht, dass wir unsere Träume weiterleben dürfen, sobald wir das Tal durchschritten haben. Da wir leben, ist vieles gut.
Patrice Aminati bekam die Diagnose schwarzer Hautkrebs
Ihre Frau bekam die Diagnose „schwarzer Hautkrebs“. Wie wurde die Krankheit entdeckt?
Meine Frau ist eigentlich leichten Fußes zum Arzt gegangen – zumal sie ihre Haut noch vor der Geburt unserer Tochter hatte checken lassen. Damals war noch alles gut. Es gibt wohl mit Blick auf die Schwangerschaft und die Hormone eine Kausalität. Offensichtlich ist ein Muttermal am Hals nach der Schwangerschaft in etwas Bösartiges mutiert.
Gehen Sie beide mit dieser sehr persönlichen Geschichte auch an die Öffentlichkeit, um für Vorsorge zu werben?
Ja, meine Frau hat es sich nun ein Stück weit zur Aufgabe gemacht, andere Menschen zu sensibilisieren, sich frühzeitig checken zu lassen. Schlussendlich geht es hier um Selfcare. Es ist wichtig, sich um sich selbst zu kümmern. Häufig leben wir in einer gewissen Form der Ablenkung und nehmen diese gesundheitlichen Gefahren nicht ernst genug. Insofern ist Vorsorge auch eine Umarmung mit sich selbst. Oft verstehen wir Dinge leider erst dann, wenn das Kind, salopp gesagt, bereits in den Brunnen gefallen ist. Erst dann wird uns klar, dass wir uns vielleicht doch ein bisschen gesünder ernähren, etwas mehr Sport machen und netter zu uns selbst und zu anderen Menschen sein sollten.
Sie haben über Ihre sozialen Netzwerke kürzlich ein Bild geteilt, das Sie beim gemeinsamen Sport mit Ihrer Frau zeigt. Das hat viele überrascht. Wie viel Training ist während einer Immuntherapie möglich?
Wenn es ihr körperlich gut geht, kann sie sich so belasten, dass sie ohne Gewicht ordentlich trainieren kann. Es handelt sich um ein reduziertes Training ohne großen Widerstand. Wichtig ist aber, dass sie sich überhaupt bewegt. So werden biochemische Prozesse in Gang gebracht und – wie hinlänglich bekannt – nicht nur Endorphine ausgeschüttet. Sport hat, wenn er moderat ausgeübt wird, heilsame Kräfte. Meine Frau war früher eher ein Sportmuffel. Ich habe bereits zu Beginn unserer Beziehung versucht, sie dahingehend ein bisschen zu inspirieren. Heute haben wir im Sport ein gemeinsames Hobby gefunden – und ernähren uns inzwischen beide gerne gut.
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Was heißt inzwischen?
Am Anfang, während Corona, war das nicht so. In dieser Zeit haben wir sozusagen das Fundament für die Liebe gelegt (lacht). Ein paar Monate vor der Pandemie sind wir in ein Traumhaus in Potsdam gezogen, das wir zur Miete bewohnt haben. Ich sage mal so: Wir haben es uns echt gut gehen lassen – mit ganz viel „netflixen“ und dem einen oder anderen Glas Wein mehr. Irgendwann war ich dann bei fast 95 Kilo, also etwa zehn Kilo von meinem Idealgewicht entfernt. Erst mit der Krebserkrankung meiner Frau kam die Disziplin meiner besten „Mach dich krass!“-Tage zurück.
Um sich abzulenken oder ein gutes Vorbild zu sein?
Ich habe mich gefragt, was ich tun kann, um die beste Version meiner selbst zu sein und das Ganze energetisch durchzustehen. Also wenn die Krankheit irgendetwas Positives in uns hervorgerufen hat, dann, dass wir nicht die Decke über den Kopf gezogen und nicht in die Opferrolle verfallen sind. Wir haben uns ganz klar für das Leben entschieden. Was mich betrifft, bin ich mit Blick auf die drei Säulen Körper, Geist und Seele aktuell in einer sehr guten Form und Verfassung.
„Wenn ich nicht so dastehen würde wie auf diesem Foto, wäre ich längst zerbrochen.“
Gab und gibt es dennoch Momente des Haderns? Sie wurden in kurzer Zeit nicht nur von einem Schicksalsschlag zurückgeworfen …
Ein Gedanke, der mir spontan einfällt: Vor zwei Wochen habe ich ein Bild mit freiem Oberkörper von mir gepostet. Es gab nur wenige kritische Stimmen, die mir die Sensibilität absprachen, mit der ich normalerweise durchs Leben gehe. Ich musste erst einmal darüber nachdenken und feststellen, dass es der eine oder andere noch nicht ganz verstanden hat. Denn: Wenn ich nicht so dastehen würde wie auf diesem Foto, wäre ich längst zerbrochen. Damit meine ich zum Beispiel die Drogen, in die ich früher geflüchtet bin. Weil mich das Leben überfordert hat. Weil ich aufgrund meiner fragilen Kindheit und der Gewalt, die ich erleben musste, kein Selbstwertgefühl hatte. Diese Situationen haben einige Traumata ausgelöst.
Waren Ihre Sportbesessenheit und Ihre Sehnsucht nach einem durchtrainierten Körper zeitweise nur Fassade?
Ich gehe davon aus, dass ich mir diesen durchtrainierten Körper zum Schutz angeeignet habe. Jetzt ist die Situation aber eine andere. Diese Disziplin gibt mir den Halt, um mich eben nicht zerbrechen zu lassen. Es ist meine Haltung und Entscheidung, wie ich leben will. Das hat nicht nur mit Eitelkeit zu tun. Natürlich bin ich eitel und achte auf mich, doch mir geht es nicht darum zu zeigen, wie attraktiv ich mich finde. Ich bin gerade ganz woanders.
Was wollten Sie mit diesem „Oben-ohne“-Foto also genau ausdrücken?
Ich habe es unter den Post geschrieben: „Du, ich, WIR sind (friedliche) Krieger.“ Ich kämpfe. Das sagt das Bild aus. Was meinen Sie, wie nah ich am Wasser gebaut bin und wie oft ich zuletzt weinen musste? Doch ich weiß: Der liebe Gott – oder wer auch immer – wird uns immer wieder vor Prüfungen stellen. Das Game ist für uns alle dasselbe. Ob du „fame“ bist oder nicht, ob du Kohle hast oder nicht: All das spielt keine Rolle. Schlussendlich wollen wir alle in der Zufriedenheit sein. Und dafür darfst du Bewusstsein entwickeln. Alles andere ist eine Mogelpackung.
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Wie stolz sind Sie auf Ihre Frau?
Wenn es dafür eine Skala von eins bis zehn geben würde, dann würde ich die 100 nehmen. Sie hat mit ihren gerade einmal 28 Jahren schon viel hinter sich, darunter auch eine schwere Schwangerschaft mit starker Übelkeit über sechs Monate. Sie hat das wunderbar gemacht und uns eine Tochter geschenkt. Trotz ihrer Krebserkrankung ergibt sie sich nicht, sie ist eine Kämpferin. Das ist sehr bewundernswert. Ich habe mich gerade noch einmal in meine Frau verliebt.
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