Und dann denkt man nur noch: Ach, Semino

Klar, der Fokus sollte immer auf der Musik bleiben. Und dennoch hat der Zarrella Giovanni seine Gäste wie etwa die Kelly Maite, die Ott Kerstin, die Band Simply Red, den De Angelo Nino sowie den Bolton Michael im Vorfeld seiner Sommersause gebeten, ein paar Ideen für Partyspiele zu liefern. Als dann aber nur Infantiles wie Blinde Kuh und Sackhüpfen oder Anstößiges wie Dickpic-Quartett und Superpetting kam, ließ der Gastgeber das mit den Spielchen wieder bleiben, was der Kelly Maite nicht gefallen hat. Dass es auf der Sommerparty dann auch ums Rauchen sowie um fatale Stinkefüße ging, kam unvermittelt.

Eine SatirevonRobert Penz

Diese Satire stellt die Sicht von Robert Penz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

20:10 Uhr: OMG, noch drei Stunden und fünf Minuten bis zum Ende.

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20:15 Uhr: Na Wahnsinn, da ist er schon, der Zarrella Giovanni. Und jetzt wieselt der schon gute 30 Sekunden auf der Bühne herum und hat noch immer kein Wort auf Italienisch geträllert. Scheiß mich an, dass er einst Fußballer werden wollte, ist auch noch nicht vorgekommen. Was isse los mit diese Ragazzo aus Hechingen am Po? Ah, da war jetzt eben was Italienisches, oder? Eh wurscht!

20:25 Uhr: Dass die Kelly Maite den Reigen eröffnet, mag für viele überraschend sein, hat aber damit zu tun, dass sie so schnell wie möglich wieder abdampfen möchte. Sie ist stinkig, weil auch das von ihr für die heutige Sommersause vorgeschlagene Spiel aus oben erwähnten Gründen aus dem Programm genommen wurde. Dabei hat sie in den letzten Wochen mit ihrem Bruder, dem Kelly Joey, täglich fünf Stunden „Topfschlagen“ trainiert. Dass der langhaarige Extrem-Kelly jetzt total angefixt ist und nun natürlich den Weltrekord im Dauertopfschlagen brechen möchte? War klar! Die im weißen Kleid trällernde Schwester hat sich für ihren Auftritt jedenfalls das pinke Plastiktischtuch aus dem Hausboot geholt und um die Hüfte gewickelt, während ihre Tänzer Frischhaltefolie tragen, was relativ wenig Sinn ergibt, aber vielleicht auch als solidarischer Protest gegen die kurzfristige Absetzung des Topfschlagens zu interpretieren ist.

20:28 Uhr: Eben noch ein bisschen reflektiert: Schon superpraktisch so ein Tischtuch aus Plastik. Da kannst du vier Pints Guinness sowie einen großen Topf Irish Stew ausschütten und locker bis zu 250 Scones reinschmieren. Dem Tisch ist das so wurscht.

„Giovanni Zarrella Show“: Der Rossi Semino will eng tanzen

20:30 Uhr: Der Rossi Semino schiebt sich auf die Bühne und fällt dort mit dem Bewegungsradius eines Hydranten auf. „Wir beide wollten mehr und schliefen immer Hand in Hand“, singt er, während er hölzern eine der Tänzerinnen anflirtet, die leicht angewidert wegrotiert. Der Rossi Semino tut einem irgendwie immer so leid, weshalb man ihm so gern ein noch nicht ganz fertiggelutschtes Bonbon schenken würde, was ihn ziemlich sicher für zwei bis drei Jahre sehr glücklich machen würde. Dem Rossi Semino seine Vorschläge für die Sommerparty vom Zarrella Giovanni waren Blinde Kuh, eng tanzen und am Ende knutschen. Ach, Semino …

20:36 Uhr: Moment Mal, die Zimmermann Anna-Maria ist wer schnell? In jedem Fall mal eine Frau, die mit Leidenschaft zerschnittene Alufolie trägt, scheint’s. Krasser USP eigentlich! Die Band von der Zimmermann Anna-Maria dürfte jedenfalls nicht so extrem auf violette Alufolie stehen und vor Scham bereits im Boden versunken sein, da die Gute ganz alleine im Scheinwerferlicht steht.

20:42 Uhr: Die Ott Kerstin, die kürzlich das Rauchen aufgegeben und sogar auf ihre semipermeable Jacke an die 20 bunte Nikotinpflaster geklebt hat, wollte ihre Bühnenpause nun doch unterbrechen, um auf der Sommersause vom Italiener ihre Konsequenz ein bisschen zu challengen. Den „Schlagerboom“ vom Silbereisen Flori hat sie wohlweislich ausgelassen, wissend, dass sie sich dort spätestens bei der „Eins kann mir keiner nehmen“-Freakshow vom silbereisernen Blonden aber sowas von sofort wieder das Beuschel grillen hätte müssen.

Schweißfuß-Supergau an der Adria

20:47 Uhr: Der P. Nick, der Ex-Blutsbruder vom DJ mit der gehäkelten Eierschale, mit dem er seit Jahren auf Kriegsfuß steht, ist soeben aufmarschiert. Apropos Fuß: Er singt den Track „Mit dem Füßen im Meer“, dessen Lyrics das große Problem seiner Schweißfüße, mit denen er im Sommerurlaub 2022 die adriatische See zum Kippen gebracht hat, offen und ehrlich thematisieren. Danke dafür! Einfach ein wichtiger Beitrag gegen die Stigmatisierung von unter Hyperhidrosis Plantaris Leidenden!

21:00 Uhr: Der Giovanni Zarrella nennte den Rossi Semino eine „Sex Machine“. Die Apokalypse ist jetzt ein Stück näher.

21:02 Uhr: Der Zucker Ben steht in den Klamotten seines 7-jährigen Neffen, dem die Teile nicht mehr altersgemäß erschienen, auf der Bühne und singt so, als wurde sein Darm in den letzten Wochen nur sehr sporadisch entleert. Er bietet den Song „Stadt für uns alleine“ dar:

„Ich hab heut Nacht geträumt,
wir wären alleine auf dieser Welt.
Wir könnten tun, was wir wollen,
stell dir vor, wie das dann wäre“

Okay, so weit verstanden. Aber dann singt der Zucker Ben plötzlich:

„Jeder DJ spielt nur unser Lied,
wir haben die Stadt heut für uns alleine“.

Wer sagt’s ihm?

21:06 Uhr: Der Zarrella Giovanni erzählt, dass er fast Fußballer geworden wäre.

„Simply Red“ beim Zarrella Giovanni

21:07 Uhr: Die Ereignisse überschlagen sich. Direkt nach dem Zucker Ben tritt doch glatt die britische Formation „Simply Red“ auf, deren charismatischer Sänger, der Hucknall Mick, jetzt auch noch mit dem Zarrella Giovanni „Better with you“ im Duett singen muss. Alter Schwede, was kommt als nächstes? Der Brink Bernhard und die Swift Taylor? Der Holm Michael und Mötley Crüe?

21:18 Uhr: „Achtung, ein Drittel der Sendung ist geschafft“ schreibt jemand auf Twitter, was einen ein bisschen an Radprofi Udo Bölts erinnert, der auf einer „Tour de France“-Etappe 1997 dem schwächelnden Jan Ullrich ein lautstarkes „Quäl dich, du Sau!“ mit auf den Berg gab.

21:32 Uhr: Der Brink Bernhard muss, weil die Swift Taylor ihre Schildkröte zur Führerscheinprüfung bringen muss und obendrein im rechten Knie die Windpocken hat, leider ganz alleine ein Medley singen.

21:37 Uhr: Die Endlich Ella feiert nach der Babypause ein Comeback und singt die Nummer „Granada“, während der De Angelo Vino, wie ihn ein gemeiner Mensch auf Twitter nannte, backstage auf den Fortpflanz aufpasst und ihm das eine oder andere Fläschchen gibt.

„Giovanni Zarrella Show“: Omas werfen Apfelkuchen auf die Bühne

21:58 Uhr: Der Krause Mickie, der heute seinen mobilen Sangria-Eimer gar nicht dabeihat, singt mit der Liebing Sonia eine Balladenversion seines Supersongs „Schatzi, schenk mir ein Foto“. Der Krause Mickie wollte auf der Sommersause „Dickpic“-Quartett spielen. Das Spiel wurde abgelehnt.

22:07 Uhr: Der De Angelo Nino hat sich jetzt, nachdem er das süße Monster von der Endlich Ella endlich völlig abgefüllt hat, auf der Bühne festgetackert und singt jetzt den Track „Mein Herz hört nie auf. Die Omas im Publikum werfen Apfelkuchen, Haarnetze und gehäkelte Topflappen auf die Bühne. Auf einem der Lappen steht der Spruch „Nino, ich will ein Enkelkind von dir“, dessen Sinn man vor der Stickerei vielleicht noch kurz überprüfen hätte sollen.

Ella Endlich nach Babypause zurück auf der Bühne

22:17 Uhr: Na Wahnsinn, der Bolton Michael, US-amerikanischer Sänger und zweifacher Grammy-Gewinner, taucht jetzt auch noch auf. Da ihm offenbar irgendwann in den letzten Jahren jemand die blonde Genickmatte weggeflext hat, ist die arme Sau, die jetzt ebenso mit dem Zarrella Giovanni singen muss, kaum wiederzuerkennen.

22:38 Uhr: Urgestein Michael Holm singt mit dem Roselly Ramon seinen Hit „Mendocino“. Vaffanculo, vermutlich wird auch der Zarrella Giovanni im nächsten Refrain nach „Mendotschino“ wollen. Sia ringraziato Dio! Dieser Kelch ist dann doch an uns vorübergegangen.

Die Kelly Maite hat sich etwas beruhigt

22:52 Uhr: Weil der Regieassistent der Show vom Giovanni Zarrella, der De Angelo Nino und eine Mittachtzigerin, die beim Auftritt vom Brink Bernhard zusammengeklappt ist und hinter der Bühne wieder aufgepäppelt werden konnte, sich bereit erklärt haben, mit der Maite Kelly backstage zwei Runden „Topfschlagen“ zu spielen, steht die nicht mehr ganz so angefressene Sängerin jetzt doch noch einmal im Rampenlicht. Rund 30 Brüder von der Kelly Maite und die Ehefrau vom Zarrella Giovanni halten indes den Moderator auf der Seitenbühne fest, weil der sogar beim Song „Ich brauch einen Mann“ schon wieder deppat auf die Bühne stürmen und italienisch mitsingen will.

23:10 Uhr: Der Zucker Ben, der hinter der Bühne noch schnell 800 Gramm Schleifpapier gemahlzeitet hat, schießt für ein Medley ein zweites Mal in seinem Kinderkostüm auf die Bühne. Dank dem Schleifpapier klingt der Zucker Ben auch nach 23 Uhr noch so, als ob er gleich ein fettes Stück aus der Hüfte eines Komodowarans beißen würde.

23:15 Uhr: „Dortmund, danke für die Sommerparty des Jahres“, sagt der Zarrella Giovanni, kurz nachdem ihn die Kelly-Brothers laufen haben lassen. Er habe es sehr genossen, ergänzt er noch, während hinter ihm alle Protagonisten der heutigen Sause dem finalen Schunkeln nachgehen. Abgesehen von Simply Red und dem Bolton Michael, die gleich nach ihren Auftritten das Weite gesucht haben und vor wenigen Minuten von zwei Spaziergängern rund fünf Kilometer östlich von Essen mit ihren Beinen in der Hand gesehen wurden. Obwohl die Weicheier sich von der Chose nur fünf Minuten geben mussten, war es offenbar auch für sie ein hartes Stück Abend. Aber vielleicht waren’s auch gar nicht Simply Red und der Bolton Michael, die die Spaziergänger gesehen haben, sondern nur ein paar Wildschweine.

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