London – Im Video zu ihrer neuen Single „Countdown To Shutdown“ sind The Hives nicht wiederzuerkennen. Die Musiker der schwedischen Rockband werden von Schauspielern dargestellt, die um die 60 Jahre alt sind. Tatsächlich ist Frontmann Howlin‘ Pelle Almqvist erst 45, sein Bruder und Hives-Gitarrist Nicholaus Arson ein Jahr älter. Und auf ihrem sechsten Album „The Death Of Randy Fitzsimmons“ klingen die Schweden, die um die Jahrtausendwende durch mitreißenden Garagenrock und schweißtreibende Bühnenshows berühmt wurden, kein bisschen gealtert und unverkennbar nach The Hives.
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Das ist erstaunlich, weil seit dem letzten Album „Lex Hives“ ganze elf Jahre vergangen sind. „Es war ziemlich schlimm die letzten Jahre“, sagt Frontmann Pelle Almqvist scherzhaft im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in London. „Es war kein Genuss, ein Mitglied der Hives zu sein. Ich meine, es hat auch Spaß gemacht. Ich liebe diese Band und ich liebe es, ein Teil von ihr zu sein. Aber es ist kein Spaß, wann man in einer Band ist und kein Album rausbringt.“
Neue Songs in Randys Grab gefunden
Die Pandemie habe eine Rolle gespielt, sagt Almqvist. The Hives erzählen anlässlich der Veröffentlichung immer wieder eine etwas alberne Geschichte über das Verschwinden und den vermeintlichen Tod des (fiktiven) Bandgründers Randy Fitzsimmons. Daher der Albumtitel. Es sei „ein Schock“ für die Band gewesen. Allerdings hätten sie in Randys Grab statt einer Leiche einen Haufen neuer Songs gefunden.
Passend zu der Story haben die Hives mit Regisseur Aube Perrie ein blutiges Horrorvideo für ihre ersten Single „Bogus Operandi“ gedreht. Der geniale Punkrock-Kracher ist wahrscheinlich der markanteste Hives-Song seit rund 20 Jahren. Mit dem ähnlich clever betitelten „Countdown To Shutdown“ folgte gleich der nächste Ohrwurm-Kracher.
Sie sind selbst Fans der Hives
Als wollten The Hives zeigen, dass sie nach fast 25 Jahren immer noch voller Energie sind, geben sie mit „Trapdoor Solution“, „Smoke & Mirrors“ und dem Boogie-inspirierten „Crash Into The Weekend“ richtig Gas. „Es geht nicht wirklich darum, etwas zu beweisen“, stellt Almqvist klar. „Wir wollen Musik machen, die uns gefällt. In gewisser Weise sind wir auch Fans der Band. Wir freuen uns auf das, was die Hives als nächstes machen werden.“
Rock’n’Roll könne nicht erwachsen werden, betont Almqvist. „Für mich ist es dann irgendwann kein Rock’n’Roll mehr“, sagt der Sänger. „Wenn wir es erwachsen werden lassen, wird es eine andere Art von Musik. Es geht um das Gefühl, dieses unreife, euphorische Gefühl.“ Das gelinge selbst in die Jahre gekommenen Bands wie den Rolling Stones, findet Almqvist, der sich bei seinen ekstatischen Bühnenbewegungen zweifellos ein Beispiel an Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger genommen hat.
Der ungewöhnlichste unter den zwölf neuen Tracks – und eine Ausnahme in der gesamten Hives-Diskografie – ist „What Did I Ever Do To You?“, der auf einer Art Synthesizer-Loop basiert. Kreiert wurde der auf einem einzigartigen Gerät. „Es ist wie ein Synthesizer, eine Orgel, verbunden mit einer Gitarre, verbunden mit einem Mikrofon und einem Drumcomputer. Ich hab es von einem Typen gekauft und das Patent dafür gleich mit. Es ist schon eine lustige Maschine“, erklärt Howlin‘ Pelle. „Wir haben damit Musik gemacht und das war das erste, was dabei rauskam.“ Ein untypischer, aber sehr cooler Hives-Song.
„Für uns klingen alle Songs irgendwie anders“, sagt Almqvist. Hat die neue Platte nun den klassischen Sound von The Hives – oder ist alles neu? „Das ist eine Frage der Perspektive. Für mich ist es wichtig, dass es neu genug klingt, damit ich Lust drauf habe. Denn wir haben so viele alte Lieder, die gut sind und die wir live spielen. Damit ein neuer Song einen alten ersetzt, muss er besser sein. Und das kann manchmal sehr schwer sein oder erfordert, dass man es anders macht.“
Nach über 20 Jahren im Musikgeschäft wird es auch für The Hives nicht einfacher. „Es gibt eine Menge guter Musik da draußen, die man anstelle eines The-Hives-Albums hören könnte“, räumt Pelle Almqvist ein. „Daher müssen wir sicherstellen, dass dieses Album eine Berechtigung hat.“ Und das ist den Schweden wirklich gelungen.
Mit „The Death Of Randy Fitzsimmons“ haben The Hives im Großen und Ganzen alles richtig gemacht. Das neue Album kann es überraschend mit dem großen Klassiker „Veni Vidi Vicious“ aus dem Jahr 2000 aufnehmen. Es ist zwar nicht frei von Füllmaterial, aber wenn man ehrlich ist, war das die Platte, die The Hives zur Jahrtausendwende den weltweiten Durchbruch bescherte, auch nicht.
Dass The Hives noch einmal so viel Zeit zwischen zwei Studioalben verstreichen lassen, will Pelle Almqvist übrigens unter allen Umständen vermeiden. „Ich möchte nicht, dass das noch mal passiert, dieser lange Abstand“, stellt der charismatische Bandleader klar. „Ich hoffe, von jetzt an können wir das Tempo halten.“ © dpa
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