Eine KritikvonRobert Penz Diese Kritik stellt die Sicht von Robert Penz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.
20:15 Uhr: Es ist so unfassbar: Der Silbereisen Flori, den gute Freunde auch Flotschi nennen dürfen, wird an einem Seil baumelnd von einem Hubschrauber ins Kitzbüheler Stadion geflogen. Und das, während der Sauhund auch noch die Show anmoderiert. Jetzt sagt einmal: Hat der Silbereisen Flori vielleicht eine Kollabo mit dem Copperfield David und führt uns alle hinters Licht? Oder ist das schon wieder so ein arger Trick von der Künstlichen Intelligenz? Apropos Künstliche Intelligenz: Es ist echt nicht auszuschließen, dass auch der Silbereisen Flori in den nächsten Jahren seinen Job verlieren wird. Bereits in der Zeit der natürlichen Unintelligenz hätte dessen Position ja eigentlich schon ziemlich gefährdet sein müssen.
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20:18 Uhr: Das hoffentlich ironische Live-Publikum singt lautstark „Oh, wie ist das schön“, ehe der Silbereisen Flori sein traditionelles „Eins kann mir keiner nehmen, und das ist die pure Lust am Leben“ intoniert. Rund um den blonden Komiker geht dabei dank modernster Pyrotechnik so ziemlich alles in Flammen auf.
20:25 Uhr „Wir reißen heute die Hütte ab, oder?“, fragt der Silbereisen Flori danach das an sich ja unter freiem Himmel stehende Publikum, in dem sich natürlich jetzt große Verwirrung breitmacht. „Ihr seid heißer als jede Wärmepumpe“, legt der Moderator, der in einem ersten Schritt vielleicht zunächst seine Autoren durch Künstliche Intelligenz ersetzen sollte, jetzt auch noch nach.
20:33 Uhr: Die Naschenweng Melissa hopst nun auf die Bühne. Acht wollüstige Bergbauermbuam in Lederhose zappeln um die österreichische Sängerin, die natürlich „I steh auf Bergbauernbuam“ singt. Der Teil des Publikums, der den Wärmepumpen-Sager schon verstanden hat, kann sich bereits dem quietschfidelen Japsen hingeben und sich darauf konzentrieren, dass sich in der Euphorie ihre Glieder nicht allzu verdrehen. Eine Frau, von der Gesamtsituation ganz ergriffen, wirft den auf ihren Schultern sitzenden Sohn glückselig in hohem Bogen weg. „Des is a Wahnsinn do in Kitzbühel“, sagt die Naschenweng Melissa.
20:37 Uhr: Der Silbereisen taucht plötzlich ein einem grellgelben Anzug auf, woraufhin man der direkt neben ihm stehenden Naschenweng Melissa einen Blindenhund bringt, während sich zeitgleich die Netzhäute unzähliger Zuseher ablösen. Die Ohren, mit denen man bekanntlich nicht sehen kann, bleiben zum Glück alle heil, was gut ist, da die Naschenweng Melissa, der Silbereisen Flori und der Blindenhund jetzt gemeinsam singen.
20:41 Uhr: Ein junger Mann, dessen Frisur der Kitzbüheler Sturm einen dezenten Linksdrall verpasst hat, singt zum ersten Mal vor einer so gewaltigen Kulisse. Er heißt Raphi und springt für irgendjemanden ein, dessen Augenlicht bereits bei den Proben ex ging und der dann befürchtete, dass sich die 100-prozentige Blindheit in der Liveshow noch verschlimmern könnte. Raphi singt „Ohne dich“ von der Münchner Freiheit. Als sich die Bedrohung Flotschi der Bühne nähert, macht der smarte Jungspund einfach konsequent die Augen zu.
Der Bergdoktor ist schlecht für die Ohren 20:46 Uhr: Jetzt auch ein echter Angriff auf die Ohren: Ross Antony stapft auf die Bühne. Er hat sich von seinem Ehemann einen gestreiften Anzug in Regenbogenfarben weben lassen und singt darin von Liebe und Toleranz, hätte die Lyrics uns allen zuliebe aber einfach nur vorlesen sollen. Dann schunkelt er mit dem Silbereisen Flori, dessen Anzug den Augen vom Ross Antony nichts anhaben kann, weil die noch viel Härteres gewöhnt sind, zu „Que sera, sera“. Erstmals an diesem Abend überlegt man, ein Teppichmesser zu bemühen und sich von einem Ohr zu trennen.
20:59 Uhr: Der Keller Mark und eines der Keller-Kinder, der Keller Aaron, den der Papa ein bisschen berühmt machen möchte, kommen auf die Bühne und haben den vom Jürgens Udo geklauten Song „Lieben ohne Leiden“ im Gepäck. Wenn das das Stanley-Messer schon so deppat daliegt, kann man auf das zweite Ohr eigentlich auch gleich pfeifen. „BILD“-Headline morgen dann vielleicht so: „Wahnsinn: „Bergdoktor bringt Mann dazu, sich beide Ohren abzuschneiden!“ Hat was.
"Gutes in die Welt bringen": Beatrice Egli erklärt ihren "kompletten Neuanfang" Der Ötzi DJ covert „Sex on Fire” 21:05 Uhr: Der Ötzi DJ, der in der Whatsapp-Gruppe ständig und permanent alle dazu überreden will, wieder auf ICQ zurückzugreifen, weil Whatsapp für ihn einfach nicht dieses Level an Usability habe, und seine Schlagerkollegen immer mit „Hey Baby!“ begrüßt, nervt die Gruppenmitglieder schon total. Der Borg Andy, ein Landsmann vom Ötzi DJ und totaler Whatsapp-Junkie, wollte die Gruppe seinetwegen schon einmal fast verlassen. Der Ötzi DJ covert jetzt den Kings of Leon-Song „Sex on Fire”. Dass der Followill Caleb, der Sänger der Band aus Tennessee, wenn er die Version vom Austro-Calimero hört, gleich wieder in AA-Meetings gehen muss, ist so gut wie fix.
21:20 Uhr: Der Steger Chris, ein Rookie im Schlagergenre, versucht sich mit dem Silbereisen Flori im Peter Cornelius-Song „Du entschuldige i kenn di“. Die Menschen im Publikum, die als Österreicher die Nummer natürlich in- und auswendig Song kennen, haben Pipi in den Augen. „Wahnsinn, ist das schön heute hier. Und ihr seid so textsicher“, lobt der Silbereisen Flori die Leute auf den Tribünen, die jetzt nicht mehr nur in den Augen Pipi haben.
21:28 Uhr: Habedieehre, der Borg Andy stolpert auf die Bühne. Er kommt ein paar Sekunden zu spät und versaut seinen Playback-Einsatz, weil er sich in der Garderobe, die er sich mit der Mathieu Mireille teilen darf, zuerst unabsichtlich das Haarteil vom Spatz vom Avignon aufgesetzt hat, der ihm dann natürlich nach- und angeflogen ist, weil das letzte, was du am Ende einer großen Karriere brauchen kannst, ist, mit der Frise vom Borg Andy auftreten zu müssen. Das kann man sogar im Fall von der Mathieu Mireille verstehen.
21:34 Uhr: „Wenn du unterwegs bist, schaut dich dann dein Kater im Fernsehen an?“, will der Silbereisen Flori doch tatsächlich vom Borg Andy wissen. Spätestens jetzt hofft man, dass die KI den Job vom Silbereisen Flori eher bald übernimmt.
Polit-Aktionismus von der Katzenberger Daniela 21:38 Uhr: Die Katzenberger Daniela rockt jetzt total das Ding. „Ich kann lustig sein, ich kann launisch sein, und ich will dich hier und jetzt“ bewegt sie total souverän ihre ein bisschen dickeren Lippen, während Männer in Leopardenanzügen um sie herumhoppeln. Ah, die Leoparden-Textilien, weil sie Katzenberger heißt. So gefinkelt, die Ausstatter. Heute muss man sich sogar bei Schlagershows schon total konzentrieren, um alles mitzubekommen. Oh Gott, ich glaub, die Textpassage eben hat von hinten gelesen „Stop Inflation, you bloody Bastards!“ ergeben!
21:50 Uhr: Unfassbar: Wenn man „Mir wird das alles zu viel“ googelt, bekommt man „Der Satz ‚Mir wird das alles zu viel‘ ist oft Ausdruck einer Überlastung und drohender Erschöpfung. Diese Erschöpfungssymptome können aufgrund arbeitsspezifischer Belastungen entstehen“ als Ergebnis. Schön langsam muss man ja wirklich davon ausgehen, dass sich das Internet durchsetzen wird.
21:57 Uhr: „Mit „Wooow!“ und „Aaaaah“ kommentiert der Silbereisen Flori für seine Verhältnisse relativ elaboriert die Performance von der Egli Beatrice. Die beiden legen ihren dann folgenden gemeinsamen Auftritt ostentativ hingebungsvoll an, um die Gerüchte, dass sie ein Paar seien, noch ein wenig anzuheizen. Dass der Silbereisen Flori seine Rolle als Deutschlands größter Provokateur sichtlich genießt, merkt man total.
Time for the Pipibox 22:01 Uhr: Geilo galore! Der Carpendale Howie, der neulich ein Comeback ankündigte, um dann aber eh gleich selber draufzukommen, dass er diesmal zuvor beinhart darauf vergessen hatte, seine Karriere zu beenden, muss jetzt so tun, als ob überhaupt nichts gewesen wäre. Er nuschelt „Ich brauch dich, ich will dich, du bist das Beste“ ins Mikrophon, kann sich dabei aber nur auf das Beschwerde-Fax, das er dem Silbereisen Flori aber sowas von gleich nach der Show schicken wird, konzentrieren.
22:06 Uhr: Der Silbereisen Flori hat jetzt ein paar Fragen an den Carpendale Howie. „Kannst du dir ein Leben ohne Handy vorstellen?“, „Was darf in deinem Kühlschrank nicht fehlen?“ und „Wie schaffst du es, dich fit und gesund zu halten?“ will der Pipigelbe etwa wissen. Apropos: Selbst die Generation 80+ wandert Richtung Pipibox, wenn der Silbereisen Flori zu einem Interview ansetzt.
22:09 Uhr: Der Carpendale Howie singt sein 100.000. Medley. Damit hat er erneut seinen eigenen Weltrekord übertroffen, was Sportaffine umgehend an den Stabhochspringer Sergej Bubka erinnert, der vermutlich gerade irgendwo die Zwölfmeterfuffzig überspringt.
22:16 Uhr: Der Flotschi und der Antony Ross lassen vor dem Stadion 300 blau beleuchtete Drohnen starten. Obwohl das überhaupt keinen Sinn ergibt, bekommt der Silbereisen Flori ein euphorisches Achseljucken, während wieder einmal weiße Schaumbläschen in seinen Mundwinkeln aufpoppen. So süß.
Nach 30 Jahren: Kerstin Ott macht Schluss mit Zigaretten Der Ötzi DJ oder doch der Morrison Jim? 22:18 Uhr: Oh, schon wieder der Friedle Gerry alias Ötzi DJ. Der sympathische Eierschalenträger und „Hey Baby“-Grüßaugust darf noch seinen Hit „Ein Stern (…der deinen Namen trägt)“ vortragen. Dass er im Refrain ganz ungeniert ein paar Mal „Pro ICQ!“ unterbringt, erschließt sich nur besonders Hellhörigen. Wurde der Ötzi DJ nicht einmal genau dafür für immer von der „Ed Sullivan Show“ verbannt? Ah nein, das waren The Doors, die das Wort „higher“ bei der Performance ihres Tracks „Light my Fire“ nicht hätten singen dürfen.
22:24 Uhr: Die Michelle bestätigt, dass sie und der Philippi Eric ein Paar sind. Der Silbereisen Flori wähnt sich jetzt als Aufdecker der Nation, was dem Wallraff Günther vor der Glotze ein nervöses Zucken, aber auch die Idee beschert, sich mal bei einer Show vom Silbereisen Flori einzuschleusen.
22:34 Uhr: Obwohl die Leandros Vicky seit Anfang des Jahres sporadisch schon ganz alleine Nachrichten in die Whatsapp-Gruppe schreiben kann, kündigt sie an, im nächsten Jahr ihre Karriere zu beenden. In Lodz wird der Ausnahmezustand ausgerufen.
Gut erhaltenes historisches Haarteil 22:49 Uhr : Da ist die Mathieu Mireille überglücklich, dass sie nicht mit der Zweifrisur vom Borg Andy auftreten muss, dann nötigt sie der Silbereisen Flori dazu, eine Nummer mit ihr zu singen. Quelle déveine! Was vielleicht viele nicht wissen: Das Haarteil von der Mathieu Mireille wurde auf den Tag genau vor 102 Jahren von einem damals renommierten französischem Skulpteur aus avignoner Stein gemeißelt und anschließend zum Rasten 48 Stunden in ein von autochthonen Nachwuchsmalern bewachtes Becken mit aus Spatzenflügeln gepresster Farbe getaucht.
22:56 Uhr: Ah, der De Angelo Nino, der neulich in den Medien für tot erklärt und angeblich in Karlsruhe beigesetzt wurde, feiert beim Silbereisen Flori Auferstehung. Der Moderator der Schlagersause will vom De Angelo Nino nach dessen Gesäusel wissen, was er eigentlich für ein Autofahrer sei, und ist dann total enttäuscht, weil der Auferstandene nicht mit „ein betrunkener“ antwortet.
23:11 Uhr: Der Carrisi Al Bano, der in der „Corriere della Sera“ Putin einst als „großartigen Mann“ bezeichnet hat und für ihn anlässlich des 100. Gründungsjubiläums des KGB auch aufgetreten ist, darf beim Silbereisen Flori trotzdem performen. In der Ukraine hingegen nicht mehr, denn das dortige Kulturministerium hat den Italiener 2019 auf die Schwarze Liste des Landes gesetzt.
23:15 Uhr: Anastacia, die schon vor geraumer Zeit ins Schlagergenre gegrätscht ist, weil außerhalb kein Hahn mehr nach ihr kräht, hat sich beim Jägermeisterpunk bedient, den Hosen-Song „Tage wie diese“ hergenommen und ihn mächtig glattgebügelt („Best Days“). „Bin ich denn noch dein Schnuckiputz?“, fragt der Neon-Flotschi die Neo-Schlagerröhre.
Hommage an Tina Turner 23:24 Uhr: „Wir schicken ein Zeichen von Lebensfreude in die Welt hinaus“ und noch ein paar andere komische Dinge schwurbelt der Gabalier Andi, bevor er seine neue Single „Superstar“ ins Mikro hustet. „Kritiker werden freilich auch bei dieser zeitlosen und unspektakulär-schönen Nummer etwas auszusetzen haben“, steht darüber in der österreichischen „Kleinen Zeitung“ . Völlig richtig! Sie ist einfach Scheiße.
23:36 Uhr: Zum Abschluss gibt’s mit „Simply the best“ noch eine von allen Protagonisten der Schlagersause geträllerte Hommage an die kürzlich verblichene Tina Turner, die jetzt unterirdisch versucht, sich drölfzig Sargnägel in die Lauscher zu hämmern.
23:40 Uhr: Der Silbereisen Flori verabschiedet sich irgendwann zwischen „Simply“ und „the best“. Es war wie immer ein hartes Stück Abend.
Reflexion in der Whatsapp-Gruppe 00:30 Uhr: In der Whatsapp-Gruppe „Wir Schlagerfuzzis“ tut sich plötzlich etwas:
Calimero: Hey Baby!
Flori: Eins kann mir keiner nehmen. Und das ist die pure Lust am Leben.
Rainbow-Ross: *MEGALOOOOOL“
Gerry: Gemma ICQ?
Andi hat die Gruppe verlassen.
Andy hat die Gruppe verlassen.
Anastacia hat die Gruppe verlassen.
Ben Sugar hat die Gruppe verlassen.
Swissgirl hat die Gruppe verlassen.
Roli the Emperor hat die Gruppe verlassen
Die Hausbootbande hat die Gruppe verlassen.
Michelle hat die Gruppe verlassen.
Flori: Eins kann mir keiner nehmen. Und das ist die pure Lust am Leben.
Howie-Assi: You got fax, Flotschi!
Vicky: Ist da jemand?
"Immer wieder sonntags": Isabel Varell gesteht Stefan Mross, dass sie in der Schule Feuer gelegt hat Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel