- Zuletzt war es ruhig um ihn geworden. Jetzt steht Tony Marshall im Europa-Park wieder auf der Bühne und bereitet zudem ein neues Album vor.
- Im Interview spricht der 83-Jährige über seine gesundheitlichen „Kratzer“, seine positive Lebenseinstellung und sein Familienglück.
- Zudem erinnert die Schlager-Legende an seine früheren Wegbegleiter, etwa den kürzlich verstorbenen Alfred Biolek.
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Herr Marshall, die wichtigste aller Fragen zuerst: Wie geht es Ihnen?
Tony Marshall: Ach, mir geht’s alles in allem gut. Ein paar kleine Kratzer hat der Tony abbekommen. Wer behauptet, dass er mit 83 Jahren rundum gesund ist, würde die Unwahrheit sagen. Ich fühle mich gut und das ist wichtig.
Sie gastieren seit Ende Juli an fünf Sonntagen im Europa-Park Rust und treten dort mit ihrem Sohn Pascal auf. Wie lief Ihre Rückkehr auf die Bühne?
Ich habe niemanden fragen hören: „Tony Marshall: Was, den gibt’s noch?“ (lacht). Das stimmt mich zuversichtlich. Nach einem langen Dornröschenschlaf hält endlich wieder Leben im Europa-Park Einzug. Unser Auftritt auf der Terrasse des Schloss Balthasar wurde vom Publikum sehr gut angenommen. Mein Sohn Pascal begleitet mich – nicht nur auf der Bühne, sondern er kümmert sich auch um alle wichtigen Dinge drumherum.
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Auch Ihr Sohn Marc ist ein erfolgreicher Musiker. Ist dieser familiäre Zusammenhalt Ihr Antrieb im Alter?
Die Familie war und ist das Wichtigste in meinem ganzen Leben. Es ist kaum zu glauben, dass der „Alte“ mit über 80 noch singen und gleichzeitig an der Seite seiner Söhne miterleben darf, wie sich die nächste Generation entwickelt. Marc als Künstler mit einer klassischen Ausbildung ist für mich ein Gesangsgigant und Pascal, der sich der zeitgenössischen Musik verschrieben hat, steht ihm in nichts nach. Auch meine Tochter Stella singt in einem Chor, hat ebenfalls große Freude an der Musik. Drei Kinder treten in die Fußstapfen des Vaters: Was will man mehr?
Und das könnte in Sachen Fußstapfen erst der Anfang gewesen sein. Sie sind mehrfacher Ur-Großvater …
Das stimmt, aber daran ist mein Anteil eher gering. Ich habe nur die Erzeuger geliefert (lacht). Spaß beiseite: Es ist ein wunderschönes Gefühl, so eine tolle, große Familie zu haben. Jeder neugeborene Ur-Enkel macht mich noch glücklicher.
Hilft dieses Familienglück dabei, die Gedanken an Ihre Krankheit zu verdrängen? Sie leiden wie Ihr Kollege Jürgen Drews unter der Nervenkrankheit Polyneuropathie.
Diese Krankheit, die unter anderem durch Diabetes ausgelöst werden kann, ist weit verbreitet. Früher hieß es, dass fast ausschließlich ältere Menschen an Diabetes erkranken. Heute hört man auch von vielen Kindern, die darunter leiden. Das macht mich betroffen und ich frage mich, woran das liegen mag. Etwa an der Ernährung? In den meisten Fällen handelt es sich – wie in meinem Fall – allerdings um Alterserscheinungen.
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Sie scheinen damit Ihren Frieden gemacht zu haben oder täuscht der Eindruck?
Nun ja, ich versuche, das Positive zu sehen. Überlegen Sie mal, wen ich schon alles überleben durfte! Viele meiner Vorbilder und Wegbegleiter sind leider nicht mehr unter uns – Vico Torriani, Roy Black, Rex Gildo, Freddy Breck, Drafi Deutscher, Bernd Clüver, Bert von Cindy & Bert, Nina & Mike, Gunter Gabriel, Andrea Jürgens, Dieter Thomas Heck oder Jürgen Marcus. Es ist unvorstellbar. Und ich lebe noch.
Chris Roberts nicht zu vergessen.
Ein ganz großer Verlust. Mit Chris Roberts war ich vor einigen Jahren noch auf Tournee. Für mich ist er der ungekrönte Hitparaden-König. Niemand war so häufig wie er in der „ZDF-Hitparade“ von Dieter Thomas Heck – bis das Konzept in den 90ern geändert und die Show eines Tages gestrichen wurde. Ich finde das schade, denn diese Sendung würde den Zuschauern heute noch guttun. Jedenfalls bin ich dem Schlager immer treu geblieben und die Leute singen nach wie vor zu „Schöne Maid“ oder „Heute hau’n wir auf die Pauke“ mit.
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Ihr neuer Song „Der letzte Traum“ ist allerdings eher ein Chanson und kein Schlager. Warum?
Der Titel wurde für mich geschrieben. Als ich zum ersten Mal reingehört habe, war mir sofort klar, dass ich diesen Song singen möchte. In den vielen Jahrzehnten, die hinter mir liegen, war die Resonanz selten so gut wie bei „Der letzte Traum“, das Lied berührt die Menschen genauso wie mich. Im Herbst kommt dann mein neues Album auf den Markt, das großartig wird. Davon bin ich überzeugt.
Haben Sie sich Ihre letzten Träume bereits erfüllen können?
Ich träume weiter – solange ich lebe. Von dem Tod möchte ich jetzt noch nichts wissen. Wer mich kennt, der weiß, dass ich ein lebensfroher Mensch bin. Es gibt keine Wiederholung. Man muss aus seinem einen Leben, das man hat, alles machen – für sich selbst und für seine Mitmenschen. Dann hat man gelebt.
Wie oft träumen Sie noch von einer weiteren Reise nach Bora Bora? Ihr gleichnamiger Song gilt auf dieser Insel im Pazifik als eine Art inoffizielle Nationalhymne.
Oh ja, nach Bora Bora würde ich sehr gerne noch einmal reisen. Aber da ich dreimal pro Woche an der Dialyse hänge, wird es schwierig. Ich habe mich zwar erkundigt und erfahren, dass es auf Tahiti eine Dialyse-Station gibt, aber die lange Anreise ist nicht zu unterschätzen. Doch sollte sich eine Gelegenheit ergeben, dann fliege ich vielleicht noch einmal dorthin.
Aus aktuellem Anlass: Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Alfred Biolek, der im Juli verstorben ist?
„Bio“ war ein wunderbarer Mensch. Ich war damals in seinen Shows zu Gast, sowohl in seiner Koch-Sendung „alfredissimo!“ als auch in „Bio’s Bahnhof“. Mit seiner Art und seinen Kochkünsten hat er die Menschen jahrzehntelang unterhalten. Heute wird im Fernsehen so viel gekocht, dass man gar keine Zeit mehr hat, selbst in der Küche zu stehen (lacht).
Schalten Sie heutzutage überhaupt noch den Fernseher an?
Ich schaue mir gerne mal eine Oper im Fernsehen an, wobei diese nur noch selten gezeigt werden. Daran kann ich mich immer wieder erfreuen, weil diese Musik unsterblich ist. Unsere Nachkommen werden noch in tausend Jahren die großen Komponisten wie Beethoven oder Mozart zu hören bekommen. Wie sich die Unterhaltung entwickeln wird, kann ich nicht beurteilen. Doch solange die Menschen Freude daran haben, ist das in Ordnung. Wichtig ist, dass wir jetzt gemeinsam die Pandemie meistern.
Schön, dass Sie die Formulierung „wir“ gewählt haben …
Ich bin schließlich kein Egoist, der mit der Maxime „Hauptsache ich“ durchs Leben rennt. Im Gegenteil: Solange ich Menschen mit meiner Musik noch Freude bringen kann, werde ich mich nicht von der Bühne verabschieden.
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