Salzburger "Falstaff" wird "ein Spiel mit dem Spiel"

Die Neuproduktion der Verdi-Oper „Falstaff“ bei den diesjährigen Salzburger Festspielen ist szenisch von zwei Filmen des US-Regisseurs und Schauspielers Orson Welles inspiriert: „Falstaff“ aus dem Jahr 1965 und „The Other Side of the Wind“, eine Satire auf einen Hollywoodregisseur, der sein Comeback plant. Das Ganze sei ein Spiel mit dem Spiel, „darum endet es mit der Fuge“, gewährte Dirigent Ingo Metzmacher am Dienstag einen Einblick in die Inszenierung.

„Wenn man das Libretto liest, ist da eine unglaubliche Verwirrung. Ich habe mich entschieden, das noch verrückter zu machen, dass man weniger versteht – vielleicht versteht man dann noch mehr“, gab sich Regisseur Christoph Marthaler vor Medien etwas rätselhaft. Alles in dieser Welt sei eine Posse, „das unterschreibe ich“, schmunzelte er. Das Libretto von Arrigo Boito basiert auf William Shakespeares „Die lustigen Weiber von Windsor“, es finden sich auch Szenen aus Heinrich IV. darunter.

Auf der Bühne werde es einen Regisseur geben, eine Art Orson-Welles-Figur, „eine Verdoppelung der Falstaff-Figur“, schilderte Dramaturg Malte Ubenauf. „Das sind interessante Prozesse, die uns faszinieren.“ In Anbetracht der vielen Akteure, die so viele Ziele verfolgen würden, „passiert eine Implosion, die Leute bewegen sich nach innen“.

Die Leute würden sich selbst inszenieren, das sei eigentlich die Handlung, sagte Marthaler. „Die Geschichte ist banal und so etwas von absurd.“ Es handle sich um eine sehr elitäre Gesellschaft, von Menschen, die sich sehr langweilen. „Damit kann ich etwas anfangen. Und die Musik ist großartig, die erzählt unglaublich viel.“ Ein Stück, das radikal aus den Fugen gerate, ende in einer Fuge. Falstaff sei ernster, als sich ihn die Leute vorstellen würden, er sei kein fettleibiger Mensch, der sich aufspiele. „Das interessiert uns nicht.“

Das Bühnenbild reflektiert die Welles-Filme, das Doppelspiel und die offene Situation der Figuren, die sich gegenseitig inszenieren. Es stellt verschiedene Räume und Filmsettings im Stil kalifornischer Outdoor-Ateliers dar. Anna Viebrock, traditionell bei Marthaler für Bühne und Kostüme verantwortlich, denkt an eine Art Triptychon, wie sie erzählte. In der Mitte der Bühne befindet sich ein Beisl. Die Renaissancemöbel stammen aus dem Fundus, „in einem Filmset geht das“.

Das Filmstudio erinnert an italienische Cinecitta-Studios oder an verlassene MGM-Studios in Hollywood, wo Orson Welles wegen Geldknappheit gedreht haben soll. „Wir haben uns einen Filmstab ausgedacht, der mit Kameras hantiert. Es wird aber nicht wirklich aufgezeichnet. Den Film sehen wir nicht“, sagte Viebrock. Im dritten Akt öffne sich das Filmstudio, da werde vielleicht alles noch konfuser. Und es stelle sich auch die Frage, ob der Pool des Filmstudios zu dem Falstaff-Film oder zu einem anderen Film gehöre, ergänzte der Regisseur.

Metzmacher, der den „Falstaff“ zum ersten Mal dirigiert, ist überzeugt, dass Verdi Spaß daran gehabt hat, diese Oper zu komponieren. „Er speist sich die Musik aus dem Geist des Falstaff. Verdi hat sich im Schreiben von Fugen vergnügt.“ Die Fuge sei das Ziel und der Nukleus von allen. Die Musik bezeichnete Metzmacher als „Solitär“. Es sei „irgendwie ein Endstück“ von Verdi gewesen. „Er wusste, das ist sein letztes. Da hat er alles hineingepackt.“

(S E R V I C E: Giuseppe Verdi: „Falstaff“ bei den Salzburger Festspielen im Großen Festspielhaus. Musikalische Leitung: Ingo Metzmacher, Regie: Christoph Marthaler. Premiere am 12. August. Weitere Vorstellungen am 16., 20., 23., 25 und 30. August. )

(APA)

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