Die vergangenen Jahre waren für viele Menschen eine Zeit des Innehaltens und der Reflexion. Das gilt auch für die Mitglieder der US-Rockband Royal Thunder. Gitarrist Josh Weaver, Sängerin und Bassistin Mlny Parsonz sowie Drummer Evan Diprima hatten nach ihrem letzten Album „Wick“ (2017) viel zu verarbeiten. „All die Partys und der Alkohol haben ihren Tribut gefordert“, blickte Weaver zurück. Also musste diesem Lebensstil erst abgeschworen werden, bevor Neues entstehen konnte.
Dass mit „Rebuilding The Mountain“ nun die vierte Studioarbeit der Gruppe veröffentlicht wurde, ist vor diesem Hintergrund keine Selbstverständlichkeit. „Ich habe schon vor der Pandemie mit dem Trinken aufgehört, aber ehrlich gesagt dachte ich nicht, dass wir wieder eine Band sein werden“, betonte Weaver im APA-Interview. „So hart die Pandemie auch war, sie hat mir geholfen, als nüchterne Person zu wachsen.“ Verschiedene Projekte mit anderen Musikern hätten sich nicht richtig angefühlt, weshalb Weaver, Parsonz und Diprima schlussendlich wieder zusammenfanden. „Wir haben Frieden geschlossen.“
Wichtig sei dem Trio vor allem, dass sich die Vergangenheit nicht wiederhole. „Wir alle haben unsere Fehler gemacht und haben daraus gelernt. Diesmal trafen wir die Entscheidung, es richtig zu machen – oder gar nicht.“ Herausgekommen sind zehn Stücke, die weiterhin von Parsonz kraftvoller Stimme und ihrem Gefühl für eingängige Melodien leben, den sehr erdigen und hemdsärmeligen Rocksound der Band aber dezent in eine neue Richtung schieben. Royal Thunder wirken im Jahr 2023 tatsächlich aufgeräumter und fokussierter. „Wir verarbeiten natürlich die Dinge, die wir erlebt haben. Was die Texte betrifft, sind diese Songs vielleicht noch mal ehrlicher.“
Musikalisch habe man sich weiterentwickelt, weshalb die Platte kompakter wirke. „Wir haben erkannt, dass wir unsere Ideen umsetzen können und dafür nicht mehr ewig Zeit brauchen. So wie wir aus unserem Privatleben viele Dinge entfernt und einen klaren Kopf gefunden haben, so ging es uns wohl auch mit den Songs.“ Dabei sei immer noch die erste Idee die beste, jedenfalls für ihn, so Weaver. „Viele Nummern sind entstanden, nachdem ich mich mit meiner Gitarre hingesetzt und einfach gespielt habe. Selbst wenn später noch andere Riffs dazugekommen sind, fast immer war es dieser erste Gedanken, den ein Song brauchte, um wirklich vollständig zu sein.“
Royal Thunder erweisen mit „Rebuilding The Mountain“ alten Blues- und Rockklängen ihre Ehre. Sei es im melancholisch-ruhigen Opener „Drag Me“, dem kräftigen, beizeiten in Metalgefilde abdrifteten „Now Here, No Where“ oder dem hymnischen „Fade“, die Abwechslung stimmt, ohne dass die Platte ihre zielstrebige Ausrichtung verliert. Dabei habe sich trotz aller überwundener Hindernisse in den vergangenen Monaten eines nicht geändert: „Wir arbeiten immer noch auf dieselbe Weise zusammen. Unsere kreative Beziehung funktioniert einfach. Wir vervollständigen uns gegenseitig.“
Die zweite Chance für die Band werde man jedenfalls nicht auf die leichte Schulter nehmen. „Wir wollen sicher keine Abkürzungen nehmen, sondern einfach wieder raus, um Konzerte zu spielen und weiter an Alben arbeiten. Es ist ein wahres Geschenk, dass wir dazu noch fähig sind.“ Für Weaver sei die Abkehr vom Alkohol ungemein wichtig gewesen. „Vorher hat sich alles nur darum gedreht, alle anderen Dinge kamen erst an zweiter Stelle. Das hat meine Welt sehr klein werden lassen. Aber diese Substanz aus meinem Leben zu entfernen, hat die Tür geöffnet für unglaublich viele Möglichkeiten und Dinge, die ich noch anstellen kann.“
(Die Fragen stellte Christoph Griessner/APA)
(S E R V I C E – )
(APA)
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