Die „Bergbauern Tour“ bringt eine Premiere für Melissa Naschenweng. Sie wird zum ersten Mal solo in der Wiener Stadthalle auftreten.
Viermal in Serie hat Melissa Naschenweng den heimischen Musikpreis Amadeus in der Sparte „Schlager/Volksmusik“ mit nach Hause genommen, ihre letzten drei Alben landeten an der Spitze der Austro-Charts. Nun absolviert die Kärntnerin eine aufwendige Konzertreise, die sie am 27. Mai erstmals solo in die Stadthalle Wien führt. „Man muss lernen und stark sein, wenn man in der Branche überleben will“, sagt sie im APA-Interview. „Es war ein harter Weg, aber er hat sich ausgezahlt.“
Naschenweng „in Wien bisher nur bei gemischten Schlagernächten aufgetreten“
Zweieinhalb Stunden steht die 32-Jährige mit Band abends im Rahmen ihrer „Bergbauern Tour“ auf der Bühne – „und das ohne Pause“, betont Naschenweng. „Mir taugt’s einfach.“ Der Stadthallen-Termin sei ein weiterer Meilenstein in ihrer Karriere: „Weil ich in Wien bisher nur bei gemischten Schlagernächten aufgetreten bin.“ Über ihr Publikum sagt sie mit einem Lachen: „Das ist kunterbunt, so wie meine Welt.“ Das spiegle sich auch in der Show wieder. Die sei „zu 100 Prozent Melissa“. Nachsatz: „Die Leute sollen spüren, dass alles sehr ehrlich ist.“
Naschenweng: „Ich hab den Bergbauern-Schmäh dabei“
Bei der Planung habe sie Wert darauf gelegt, „keine austauschbaren Konzerte“ zu liefern: „Ich bin eine Frau, die sich gerne mal umzieht, ich hab den Bergbauern-Schmäh dabei und die Welt mit Glitzer und Glamour, aber auch nachdenkliche Momente. Ein Lied singe ich auf einer Schaukel. Es gibt eine kleine Bühne mitten im Publikum. Ich habe schließlich tausend Mal auf solchen gespielt, und mein Opa hat mir auf den Weg mitgegeben, ich soll nie vergessen, woher ich komme. Deswegen bringe ich ein Medley mit der steirischen Ziehharmonika mitten unter den Leuten.“
Laut Wikipedia sei Naschenweng „stilistisch zwischen volkstümlicher Musik, Schlager, Pop- und Rockmusik“ einzuordnen. Wie sieht das die Entertainerin selbst? „Nun, ich habe die Steirische noch mit dabei, obwohl meine Lieder überhaupt nicht mehr nach Volksmusik klingen“, antwortet sie. „Man kann sie gar nicht mehr zuordnen. Ich sag‘ immer, es ist die Musik, die ich spüre – und die klingt nicht immer gleich. Es müssen authentische, ehrliche Texte sein – ob es nun um einen Traktor geht oder um Hass im Netz, es ist mein Stempel drauf.“
Schlager nicht nur geliebt
Schlager wird geliebt, aber auch belächelt. Was denkt Naschenweng über Kritik, wenn diese auf das Genre abzielt? „Es gibt nichts Schöneres, als von der Bühne in glückliche Gesichter zu sehen“, antwortet sie prompt. „Besonders in Zeiten wie diesen. Warum kritisiert man jemanden, der versucht, Menschen eine Freude zu machen? Wer das tut, hat offensichtlich keine anderen Sorgen!“ Bei so viel Erfolg könne einem das doch eigentlich „richtig wurscht sein“, führt die Villacherin weiter aus. „Ich hab‘ auch erst lernen müssen, dass ich nicht versuche, jedem zu gefallen. Das kann man nicht. Das will ich auch gar nicht.“
Leichter ist es im Showgeschäft mit zunehmenden Erfolg nicht unbedingt geworden, bestätigt Naschenweng. „Man merkt, je höher man steigt, desto mehr Leute versuchen dich abzusägen. Ich hätte mir nie gedacht, was da alles auf einem lastet. Ab und zu muss die Naschenweng schon den Ellenbogen ausfahren.“ Dass sie bereits lange dabei ist und durch „die harte Schule“ ging, würde ihr zugute kommen: „Ich habe jedes Festzelt und jede Diskothek gespielt, ich bin von ganz unten raufgekommen und hab‘ einiges erlebt. Sodass mich jetzt nichts mehr erschüttert.“
Naschenweng: „Man ist als Künstler schon irgendwie verpflichtet“
Schlager gilt nicht unbedingt als ein gesellschaftskritisches Metier, da lässt eine Aussage Naschenwengs doch aufhorchen: „Man ist als Künstler schon irgendwie verpflichtet, Dinge anzusprechen, die sonst ungehört bleiben.“ In ihrem Song „Amelie“ thematisiere sie etwa Hass im Internet. „Davon bin ich selbst immer wieder betroffen“, sagt sie. „Im Internet ist es leicht, sich hinter Profilen zu verstecken, andere niederzumachen und über andere zu bestimmen. Das ist abartig!“
„Glück“ heißt das aktuelle Album von Melissa Naschenweng. Was bedeutet denn Glück für die Interpretin? „Die Summe von mehreren kleinen Sachen“, sagt sie. „Viele Menschen versäumen das kleine Glück, weil sie auf das große vergebens warten. Ich zum Beispiel bin glücklich, wenn ich gesund bin, ich mich mit Freunden treffe, wenn die Kaffeemaschine in der Früh funktioniert. Ich habe von Zuhause auf den Weg mitbekommen, dass ich mich auch über die kleinen Sachen freuen soll, nicht nur über einen Amadeus oder 5.000 Leute in der Halle.“
Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA
(APA/Red)
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