t-online hat offene Ohren für die wichtigsten Alben der Woche und gibt Ihnen Musiktipps. Diesmal mit dem Comeback-Album von ABBA. Immerhin dem ersten seit 40 Jahren.
Wenn Sie mal wieder richtig Lust auf neue Sounds haben, Ihnen aber die Zeit fehlt, sich durch die Veröffentlichungen der Woche zu hören, stimmt t-online Sie mit der Rubrik „Schon gehört?“ ein.
ABBA – Voyage
„Voyage“, eine Reise, war dieses Album wohl tatsächlich. Die vielleicht einflussreichste Popband der Welt meldet sich 40 Jahre nach ihrer letzten LP „The Visitors“ von 1981 zurück. Dass man eines Tages noch einmal neue Songs von Agnetha Faltskög, Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad hören würde, hätten selbst beinharte ABBA-Super-Troupers nicht erwartet. Zwar hatte sich der erfolgreichste Schweden-Import vor IKEA nie offiziell aufgelöst, aber auch nie wieder zusammengerauft.
Nun erscheint nach den ersten beiden Vorab-Singles „I Still Have Faith in You“ und „Don’t Shut Me Down“ das komplette Werk „Voyage“. Zehn neue Songs in 37 Minuten, die in einer völlig anderen Musiklandschaft erscheinen als das letzte Studiowerk. Da darf man die Fragen stellen: Braucht man das noch? Können ABBA an alte Glanztaten anschließen? Oder brauchen A, B, B und A einfach nur Geld?
Gehen wir dieses Comeback der Reihe nach durch. Der bereits bekannte Opener „I Still Have Faith In You“ ist Spät-70er-ABBA par excellence. Alle Trademarks sind dabei: der harmonische Doppelgesang, die leicht pompöse Instrumentierung und das eingängige Songwriting. Das darauffolgende „When You Danced With Me“ überrascht mit leichten Renaissance-Klängen, klingt aber nach Midsommar-Fest in Schweden. „Little Things“ ist dann eine Ballade mit märchenhafter Produktion. Streicher, Xylophon, Flöte, selbst ein Kinderchor. Das hat den Geist des 70er-Fernsehens, lässt selbst mich „90’s Kid“ an alte Kinderfilme, die im ZDF oder auf KiKa liefen, denken. Das darauffolgende „Don’t Shut Me Down“ ist dann wieder bekannt, konnte schon bei der Veröffentlichung vor wenigen Wochen mit seinem Disco-Feeling viele Fans überzeugen. Und wem das noch nicht Zeitreise genug war, der kriegt mit „Just A Notion“ das „Waterloo“ des 21. Jahrhunderts.
Die Zeitreise ist perfekt. ABBA ignorieren alle Trends, die ihrer Zeit folgten. Gleichzeitig klingt es nicht altbacken. Durch die schön druckvolle und klare Produktion ist das ein Sounderlebnis, das perfekt ins Jahr 2021 passt.
Und trotzdem darf man fragen, ob ABBA hier nicht zu sehr auf Nummer sicher gehen. Auch die nächsten fünf Songs bewegen sich im Spektrum zwischen Ballade und flotterem Pop. Einzig „Keep An Eye On Dan“ überrascht zu Beginn mit leicht elektronischen Sounds. Der Song mündet in eine dramatische Bridge, die so nur ABBA schreiben können, die dann jedoch von einem Kraftwerk-mäßigen Keyboardsound gebrochen wird. Für mich definitiv das interessanteste Stück, weil es aus dem Kontext ausbricht, gleichzeitig aber unverkennbar „Made in Sweden“ ist.
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Um die Fragen von oben noch einmal aufzurollen:
- Brauchen ABBA einfach noch ein bisschen Geld? Nun, „Money, Money, Money“ werden die Wiederauferstandenen mit „Voyage“ einiges verdienen. Der weltweite Charterfolg ist ihnen sicher. Brauchen werden sie die extra Euros allerdings nicht.
- Können sie an alte Glanztaten anschließen? Wer auf Nummer sicher geht, der kann entweder alle glücklich machen oder voll auf die Schnauze (Verzeihung!) fallen. ABBA gelingt ersteres. „Voyage“ ist das Album, das die Fans lieber gehabt hätten als die 40-jährige Pause. Man hat nicht den Eindruck, die Reste der frühen 80er-Jahre zu hören.
- Braucht man das noch? In zehn, zwanzig Jahren wird man noch immer „Super Trouper“, „Dancing Queen“, „Mama Mia“ und „Thank You For the Music“ im Kopf haben. Aber das sind Songs, die eine ganze Generation geprägt haben. Ob sich das Material von „Voyage“ auch so schlagen wird, ist unwahrscheinlich. Denn es bleibt das extrem verspätete Spätwerk dieser stilprägenden Band. Gleichzeitig tragen die zehn Tracks das Erbe der Band in ein neues Jahrtausend. Ebenfalls leicht verspätet. Millionen Fans werden heute „Thank you for the new music“ sagen.
Bullet For My Valentine – Bullet For My Valentine
Von den Helden der 70er zu den Helden der 00er Jahre. Als Metalcore aufkam und damit ein ganz neue Welle an Metalbands, waren Bullet For My Valentine die Gruppe, die den größten Chartappeal hatte. Vier Waliser mit schicken Frisuren, trainierten Oberarmen und catchy Songs zwischen Härte und Melodie. Das wollten die Kids damals hören. Das Debüt „The Poison“ konnte sich 2006 nicht umsonst millionenfach verkaufen. Bullet For My Valentine galten als die neuen Metallica.
Daraus wurde jedoch nichts. Kommerziell zogen die damaligen Kollegen Avenged Sevenfold an Bullet For My Valentine vorbei, füllen heute Arenen. Zudem schwankte die Qualität des BFMV-Outputs zu sehr. Das letzte Album „Gravity“ etwa war recht modern, wenig Metal, dafür mehr Elektronik. Das kam gar nicht mal sooo gut an.
Mit dem selbstbetitelten Werk wird der Kurs korrigiert. Und siehe da: So heavy war die Gruppe noch nie. Schon das Eröffnungsdoppel „Parasite“ und „Knives“ gehört zweifelsfrei zu den aggressivsten Songs, die die Gruppe jemals veröffentlicht hat. Gleichzeitig hat man sich das Gespür für griffige Melodien behalten. So viel Biss hätte man der einstigen Viva-Vorzeige-Metalband nicht mehr zugetraut. Aber Totgesagte leben länger. Haben wir ja schon bei ABBA gesehen.
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Garbage – Beautiful Garbage (Deluxe Edition)
Mit „Beautiful Garbage“ konnten Shirley Manson 2001 ihren Ruf als feste Größe im Alternative Rock zementieren. Das dritte Album der Band erscheint nun 20 Jahre später als opulentes Deluxeset.
Mit Nummern wie „Androgyny“ oder „Cherry Lips“ flimmerte die Band damals über die Bildschirme. Das Album überraschte mit einem aufpolierten Sound. Statt 90er Alt Rock öffnete man sich hier deutlich neuen Stilen, spielte mit elektronischen Versatzstücken. Die neuen Einflüsse aus Trip Hop, New Wave und gar Rap waren unüberhörbar, dienten Garbage als Frischzellenkur. Bis heute gilt dieses Album daher als ein Liebling unter Fans.
Zum 20. Jubiläum erscheint das Werk nun als schönes 3LP-Set in einer schick aufgemachten Box. Das Originalalbum verteilt sich mit einem klaren Remaster aus den ersten beiden Vinyls. Interessant wird es auf der dritten Platte. Zehn B-Seiten, die sich damals auf dem mittlerweile ausgestorbenen Format der Maxi-Single tummelten. Hier finden sich noch einmal Perlen wie „Candy Says“, „Sex Never Goes Out of Fashion“ oder das schräge „I’m Really Into Techno“. So lässt sich der 20. doch gut feiern!
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Alle Alben sind am 5. November 2021 in digitaler sowie physischer Form erschienen. Wir hören uns wieder!
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