Montez gehört zu den Musikern in Deutschland, deren Songs am häufigsten gestreamt werden. Im Interview spricht er über seinen Auftritt bei „Sing meinen Song“, sein neues Album und schwere Zeiten nach dem frühen Erfolg. Er erzählt auch, wie es ist, einen Song für Helene Fischer zu schreiben.
Mit dem Song „Auf & Ab“ gelang
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Der 29-Jährige spricht im Interview mit unserer Redaktion über seine Erfahrungen in der Show, schwere Zeiten mit Depressionen nach dem frühen Erfolg und sein neues Album „Liebe in Gefahr“, das am 16. Juni erscheint. Außerdem erzählt er, wie es ist, einen Song für
Sie sind 2018 nach dem Scheitern einer langjährigen Beziehung von Bielefeld nach Berlin gezogen, ohne Geld in der Tasche. Knapp fünf Jahre später sind Sie einer der meistgestreamten Musiker im deutschsprachigen Raum. Können Sie kurz zusammenfassen, was in den letzten Jahren passiert ist?
Montez: Nachdem ich nach Berlin gekommen bin, habe ich angefangen, für viele andere Künstler*innen als Songwriter zu arbeiten. Ich habe mir ein großes Netzwerk in der Musikszene erarbeitet und das erste Mal Geld durch Musik verdient. Dadurch konnte ich viel entspannter meine eigene Musik machen. Mit viel weniger Druck, viel weniger Stress, dass das jetzt funktionieren muss. Das war ein Wendepunkt in meiner Karriere. Weil ich mir vorher immer riesigen Druck gemacht habe. Und jetzt konnte ich einfach Musik machen, wie ich sie fühle. Wie ich Bock darauf habe. Total egal, wie jemand darüber denkt. Das mache ich so bis heute. Und das war auch der Schlüssel, warum meine eigene Musik so erfolgreich geworden ist.
„Auf & Ab“ war der Hit, der Ihnen 2021 zum Durchbruch verholfen hat. In dem Song geht es um eine Beziehung, aber er beschreibt auch Ihr bisheriges Leben ganz gut.
Ja. Wahrscheinlich lässt sich aber jedes Leben so beschreiben. Ich habe gestern noch mit einem Freund gesprochen, der psychische Probleme und starke Depressionen hat. Ich war genau in dieser Situation und konnte deshalb gut mit ihm darüber sprechen und ihm zur Seite stehen. Ich habe ihm versucht zu sagen, dass das nicht für immer so bleiben wird, dass er sich da rauskämpfen kann und ich ein gutes Beispiel dafür bin. Das Auf und Ab gehört einfach zu diesem verrückten Leben dazu, es ist eine wilde Achterbahnfahrt.
Sie wurden als 17-Jähriger von Hiphop.de zum Newcomer des Jahres gewählt und sind ein Jahr später beim Splash-Festival vor den Superstars Kendrick Lamar und ASAP Rocky aufgetreten. Wie konnte es passieren, dass Sie danach in ein Loch gefallen sind und mit Depressionen und Angstzuständen zu kämpfen hatten?
Ich war einfach viel zu jung. Ich konnte mit dem Druck überhaupt gar nicht umgehen. Ich war es nur gewohnt, in meinem Kinderzimmer mit Internet-Beats Rap-Songs zu machen. Und jetzt waren alle Augen auf mich gerichtet. Ich konnte mir quasi aussuchen, mit welchen Produzenten ich ins Studio gehen will. Das waren für mich alles völlig neue Prozesse, die ich gar nicht kannte. Darin habe ich mich dann für einige Jahre völlig verloren. Ich hatte Schreibblockaden und totale Selbstzweifel. Ich konnte keine Musik mehr machen und musste mich wieder selbst finden.
In dieser Zeit haben Sie unter anderem als Pizzafahrer gearbeitet. Denken Sie daran manchmal zurück?
Pizzafahrer zu sein war der erste Step zurück ins Leben. Ich hatte wieder einen kleinen Job und habe zumindest etwas Geld verdient. Ich denke täglich daran. Weil ich niemals vergesse, wo ich herkomme. Und weil ich weiß, wie schwer mein Weg war. Vor allem aber, weil ich weiß, wie dankbar ich sein muss für das, was ich jetzt habe. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich. Ich komme aus ganz anderen Zeiten und Verhältnissen. Wenn ich heute in meiner schönen Wohnung sitze, denke ich daran, wie es als Pizzalieferant war. Ich bin sehr, sehr, sehr dankbar für alles, was ich heute habe.
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„In mir als Mensch steckt sehr viel Bielefeld“
Das neue Album „Liebe in Gefahr“ erscheint am 16. Juni. Sie haben selbst von einer positiveren Grundstimmung auf dem Album gesprochen. Hängt das mit den Entwicklungen in Ihrem Leben zusammen?
Absolut. Den Balladen-Montez und den Heartbroken-Montez wird es immer geben, das kriegt man nicht aus mir raus. Das ist ein Teil von mir. Aber der heutige Montez und vor allem der Luca (Montez heißt mit bürgerlichem Namen Luca Manuel Montesinos Gargallo, Anm.d.Red.), der die Montez-Lieder schreibt, ist deutlich glücklicher als damals. Und deshalb geht die Musik auch ein bisschen mehr nach vorne.
Auf dem neuen Album ist der Song „7 Leben“ mit Casper zu hören, der ebenfalls aus Ostwestfalen kommt. Wie viel von Ihrer Heimatstadt Bielefeld steckt in Ihrer Musik?
Ich weiß nicht, wie viel davon noch in meiner Musik steckt. Aber in mir als Mensch steckt sehr viel Bielefeld. Das sagen auch alle Menschen in meinem Umfeld. Bei uns in Ostwestfalen ist es schon immer sehr grau. Ich habe mal gelesen, dass der Teutoburger Wald die Luft so zirkulieren lässt, dass es einfach immer regnet bei uns. Deswegen sind wir grundsätzlich immer sehr pessimistisch. Aber ich bin mittlerweile auch oft optimistisch.
Sie haben an der im April und Mai ausgestrahlten zehnten Staffel von „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ teilgenommen. Wie war es für Sie, Clueso oder Stefanie Kloß Ihre Songs singen zu hören?
Absolut absurd. Man sitzt da und kann gar nicht glauben, dass das gerade wirklich passiert. Vor allem, weil diese Serie so eine lange Historie hat. Man hat in den letzten zehn Jahren so viel von „Sing meinen Song“ mitbekommen. Und dann denkt man sich: Hier saßen schon so viele Leute. Und jetzt sitzt du hier. Und dann singen solche Stars deine Lieder. Das kann man in so einem Moment kaum realisieren.
Und wie war es für Sie, die Songs der anderen zu singen?
Es war eine mega-interessante Challenge. Ich könnte das von mir aus jetzt jede Woche machen. Gerne die nächsten Monate und Jahre (lacht). Mir hat das wirklich großen Spaß gemacht, mich dieser Aufgabe zu stellen. Das ist auch nicht ohne, man muss sich das auch trauen. Aber mich als Songwriter und Vollblutmusiker hat das voll gepusht. Das hat extrem Spaß gemacht.
Hat die Show Ihnen neue Fans verschafft?
Ich habe vor allem gemerkt, dass ich jetzt überall erkannt werde. Das war vorher nicht so, schon gar nicht in Berlin. In Berlin sieht man ja alle fünf Meter eine bekannte Person, und das juckt niemanden. Aber egal wo ich jetzt hingehe, ich werde erkannt. Wenn man ein TV-Gesicht ist, ist das nochmal ein ganz anderes Level des Bekanntheitsgrades. Ich habe auch super viele neue Abonnenten auf meinen Kanälen. Es sind fast 30.000 Menschen mehr, die mir folgen. Das freut mich extrem.
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„Mein Herz schlägt nach wie vor für Rap“
Was auffällig und ungewöhnlich ist: Auf Ihrem Instagram-Account finden sich fast nur positive Kommentare. Woran liegt das?
Wenn ich auf Tour bin, bin ich selbst immer wieder total positiv überrascht, wie entspannt meine Fan-Base ist. Wenn ich Support-Acts mitnehme, die vielleicht gerade ihr erstes Konzert spielen und extreme Angst haben, ist das für die Künstlerinnen und Künstler immer sweet und easy. Ich sage denen: Auf einem Montez-Konzert gibt es nur Liebe. Da gibt es keinen Hass, keine ekligen Vibes. Alles ist schön, positiv und voller Liebe, da braucht ihr euch keine Sorgen zu machen. Ich bin unglaublich stolz, eine so schöne Fan-Base zu haben. Ich könnte mir keine schönere vorstellen.
In „Punchlines eines Melancholikers“, einem Ihrer ersten Songs, ging es schon darum, dass Sie nicht über Waffen und Frauen rappen. Können Sie mit diesen Rap-Klischees nichts anfangen?
Rap ist viel mehr als diese Klischees. Rap kommt eigentlich von draußen, von der Straße. Und von dem Wunsch, gehört zu werden. Von dem Wunsch, von der Straße wegzukommen. Es geht ja nicht immer nur um Frauen und Waffen, das ist nur eine kleine Sparte des Raps. Mein Herz schlägt natürlich nach wie vor für Rap. Da komme ich her, aus dem Hip-Hop. Ich bin Zeit meines Lebens Rapper gewesen, das ist ein Teil von mir. Natürlich singe ich jetzt viel mehr, aber der Rapper in mir wird immer da sein.
Ihren Durchbruch als Musiker hatten Sie während der Corona-Pandemie, als keine Konzerte möglich waren. Wie ist es, jetzt auf Tour von einem deutlich größeren Publikum das direkte Feedback zu bekommen?
Ich hatte während Corona diesen riesigen Hype, und wir haben die ganze Zeit, bis zu den ersten Konzerten, nie die echten Menschen dahinter gesehen. Die Menschen, die meine Musik hören und die meinen Song 150 Millionen Mal gestreamt und zum erfolgreichsten Song des Jahres gemacht haben. Als wir dann auf Tour waren, haben wir dann gemerkt, dass das keine Bots sind, sondern dass es diese Menschen wirklich gibt (lacht). Und jetzt sind sie alle hier! Meine Tour war ein halbes Jahr vorher schon ausverkauft. Jetzt haben wir die nächste angekündigt und gehen in größere Hallen. Auf meiner ersten Tour habe ich noch vor 20 bis 30 Leuten gespielt, das war noch eine ganz andere Welt.
Sie schreiben Songs für so unterschiedliche Künstler*innen wie Katja Krasavice, Helene Fischer oder Pietro Lombardi. Wie passt das alles zusammen?
Als Songwriter arbeitet man ein Stück weit wie ein Schauspieler, man muss sich in unterschiedliche Rollen und Charaktere hineinversetzen. Mal musst du einen Song für Helene Fischer schreiben, dann wieder einen Straßen-Rap- oder Pietro-Lombardi-Song. Man muss in der Lage sein, sich in die Gefühlswelt der jeweiligen Künstler hineinzuversetzen. Das ist schon eine große Herausforderung für Songwriterinnen und Songwriter.
Wenn man weiß, dass der Song „Spiele“ von Helene Fischer von Ihnen geschrieben wurde, hört er sich fast ein wenig nach einem Montez-Song an…
Für ein Helene-Fischer-Album werden sehr viele Songs geschrieben. In Absprache mit ihr wird dann entschieden, welche Songs auf das Album kommen. Ich habe für das Helene-Fischer-Album fünf Songs geschrieben und gedacht: Wenn sie „Spiele“ nicht nimmt, nehme ich den für mich. Dann wird das ein geiler Montez-Song. Ich habe mich gewundert, dass sich Helene dann für „Spiele“ entschieden hat. Denn ich hätte bei den anderen Songs gedacht, dass die viel „heleniger“ sind. Aber vielleicht war genau das der Grund. Wahrscheinlich fand sie es ganz cool, mal einen etwas anderen Song zu haben.
Wie viele Songs, die Sie geschrieben haben, sind aktuell im Umlauf?
200 bis 250, schätze ich.
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„Eine Karriere für viele Jahre am Leben zu erhalten, das schaffen die wenigsten“
Sie betreiben auch noch ein eigenes Musiklabel. Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?
Ich habe ein sehr starkes Team und viele gute Leute um mich rum. Ohne diese Menschen würde ich es nicht schaffen. Auch wenn ich nur schwer Sachen abgeben kann. Ich bin gerne der Motor, achte auf alles und schaue, weil es natürlich meine Visionen sind. Ohne die Leute im Hintergrund könnte ich das aber niemals schaffen.
Bleibt denn noch Zeit, den aktuellen Erfolg zu genießen?
Ich glaube, das ist ein Problem, das jeder erfolgreiche Mensch hat. Wenn man schnell lebt und so viel passiert, ist das schwer zu realisieren. Man muss sich regelmäßig dazu zwingen, das alles auch mal wahrzunehmen. Sich in Ruhe irgendwo für ein paar Minuten hinzustellen, durchzuatmen und sich vor Augen führen, wo man herkommt und was gerade passiert. Ich bin 2018 in einen Zug gestiegen, der immer schneller geworden ist und ich weiß gar, wann und ob der irgendwann nochmal anhält. Es ist aber wichtig, ab und zu mal aus dem Fenster zu schauen, was da gerade geschieht.
Was sind Ihre Ziele und Wünsche für die nächsten Jahre?
Mein größtes musikalisches Ziel ist es, meine Karriere aufrechtzuerhalten. In so einen Hype reinzustolpern, das kann jedem mal passieren. Das geht in Zeiten von TikTok schnell. Aber eine Karriere für viele Jahre am Leben zu erhalten, das schaffen die wenigsten. Das geht nur mit Authentizität und Emotionen. Ich glaube, man spürt bei mir, dass ich Spaß an der Sache habe. Ich bin nach wie vor extrem hungrig und habe total Bock, die nächsten 100 Jahre auf der Bühne zu stehen, Lieder zu schreiben und zu singen. So lange das Gefühl nicht weg ist, werde ich niemals damit aufhören.
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