Krachende "Grand and Glorious Party" zum ImPulsTanz-Ende

Zwecks Eindrücklichkeit wird eine Angelegenheit gerne mit lautem Knall beendet. Das ImPulsTanz-Festival legte heuer noch eins drauf und dehnte den Knall auf ohrenbetäubende 85 Minuten. So sorgte „The Grand and Glorious Party – A Noisical“ bei seiner Uraufführung am Donnerstagabend im Wiener Odeon für einen Abschluss, der sich nachhaltig in die Gehörgänge der Zuseherschaft fraß.

Das Treiben ist schon im vollen Gange, wenn man den Raum betritt. Eine bunte Tischgesellschaft hat auf einer Drehbühne Platz genommen. Manche sind mit riesigen Wolfsköpfen ausgestattet, andere in hübschem Abendkleid, einer zünftig angezogen, der nächste zieht offenbar als Hund seine Kreise. Das von dort ausgehende Stimmengewirr und nervende Quietschen wird von Querflötenklängen begleitet. „Besonders stumpfsinnig“ sei das Wiener Publikum, kann man vernehmen. Oder auch den bekannten Witz über das Punschkrapferl, das mit seiner rosa Hülle und dem braunen, besoffenen Inneren wie der typische Österreicher sei.

Festgehalten wird der vom Künstlerduo Peter Kutin und Florian Kindlinger verantwortete Abend von mehreren Kameras, ist doch ein „großartiger Film“ im Entstehen, wie der Ankündigung zu entnehmen ist. Für diesen haben sich mehrere Performerinnen und Performer eingefunden, die dann teils auch alleine ihr Können unter Beweis stellen dürfen. Am eindrücklichsten gestaltet sich wohl der Auftritt von Experimentalmusikerin Victoria Shen. Sie fabriziert mit Schallplatten, Blech und einem Bogen elektronisch verstärkte Klänge, für die viele dann doch die bereitgelegten Ohrenstöpsel dankbar zur Kenntnis nehmen.

Zuvor löst ein Fechtduell der etwas anderen Art bei Berührung blitzartige Einschläge aus. Und später hantieren zwei Alpinisten in Slow-Motion mit einem Seil, während sie mit Farbe bespritzt zu einem hübschen Gemälde erstarren. Auch ein Video gibt es zwischendurch zur Auflockerung zu sehen. Darin treffen sich zwei äußerst spezielle Laute ausstoßende Männer in Unterhose zu später Stunde in einem Pavillon. Das tanzartige Aufeinandertreffen endet mit einem satten, blutigen Biss in den Hintern.

Der Zusatz „A Noisical“ ist kein Witz. Sensible Ohren dürften kaum Freude mit dem Dargebotenen haben. Wer erst mal den Lärm akzeptiert hat und seine Aufmerksamkeit auf anderes richtet, bekommt so manches nettes wie eindrückliches Bild serviert. Denn Einfallsreichtum kann man dem Abend nicht absprechen. Es dröhnt und surrt förmlich vor absurder Kreativität, die nur schwer in Bezug zu setzen ist. Dass die Party dann auch zu einem Ende findet und die Ohren zu Ruhe kommen, stimmt nicht rasend traurig. Zaghafter Applaus.

(S E R V I C E – „The Grand and Glorious Party – A Noisical“ im Rahmen des ImPulsTanzes im Odeon, Taborstraße 10, 1020 Wien. Von Peter Kutin und Florian Kindlinger. Mit Johanna Sophia Baader, Alessandro Baticci, Didi Bruckmayer, Freya Edmondes, Katrin Euller, God’s Entertainment, Lukas König, Matthias Loibner, Leon Leder, chora malik, Mathias Lenz, Mara Mattuschka, Katharina Meves, Karolina Preuschl, Michael Strohmann, Victoria Shen, Christopher Sturmer, Akemi Takeya, Elisabeth Bakambamba Tambwe, Ursula Winterauer. Weitere Aufführung am 12. August um 21 Uhr. )

(APA)

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