Immer das gleiche Lied vom Untergang der deutschen Sprache durch das Gendern? Dieter Hallervorden wettert gegen Sternchen und sprachliche Gleichstellung – und wieder einmal gibt es Kritik.
„Mein Leben, du warst kein Ponyhof“, singt Hallervorden darin zur Klavierbegleitung. „Ich provozierte als Clown und als Philosoph. Ich kreiste um Gott. Um den uralten Turm. Und ich weiß nicht, ob als Falke oder als Sturm. Du weißt, ich lebe stürmisch und schnell. Als Träumer, als Macher, Fantast und Rebell.“
"80 plus": Das Cover zum neuen Album von "Didi" (Quelle: dpa)
Hallervorden – der Macher, Fantast und Rebell. In den Siebzigern wurde er mit Fernsehsketchen bekannt, später drehte er Filme wie „Sein letztes Rennen“ und „Honig im Kopf“. Während der Pandemie setzt sich Hallervorden für die Kultur und das Berliner Schlosspark Theater ein, das er seit einigen Jahren leitet – und stellte unter anderem in der Hochphase der dritten Welle die Corona-Maßnahmen öffentlich infrage.
Gendern: Für Dieter Hallervorden eine Steilvorlage
Provokant oder meinungsstark? Da gehen die Bewertungen über den Künstler Hallervorden stets weit auseinander. Auf seinem neuen Album singt er im Lied „80plus“ übers Älterwerden („Du warst Womanizer, doch da ist nicht mehr viel. Die Jahre verspielten deinen Sexappeal“). Er kritisiert in einem Lied die Bemühungen, Frauen in der Sprache mehr vorkommen zu lassen. „Für mich ist Gendern ein Martyrium“, heißt es da zum Beispiel. Oder: „Muss ich den Zapfhahn jetzt Zapfhuhn nennen?“
„Ich bin ein Freund der Gerechtigkeit. Beim Gendern tut mir Mutter- und Vatersprache leid. Ihr Klang so schön, es ist verzwickt, wird von Sternchen, von Punkten und Strichen gef… (Piepton)“, singt Hallervorden. Seine Prognose: Es werde niemals klappen mit dem Gendern. Später singt er dann: „Ich weiß, ich bin ein alter weißer Knacker, doch auch in der Birne noch ein sexy Motherfucker.“
Längst nicht das erste Mal, dass er sich kritisch gegen das Gendern in Stellung bringt. Fast schon harmlos wirken seine neuen Texte gegen seine Äußerungen in der Vergangenheit, als er davon sprach, mit dem Gendern würde man „die deutsche Sprache vergewaltigen“. Dass das bei einigen Zuhörern für Unmut sorgt, dürfte ihm bewusst sein. Bei Twitter mehren sich jedenfalls schon vor der Albumveröffentlichung die Stimmen, die „Didi“ seinerseits aufs Korn nehmen.
„Wer Dieter Hallervorden witzig findet, würde in einer echten Demokratie Geldstrafe zahlen müssen“, heißt es da unter anderem harsch und ein anderer beantwortet Hallervordens Frage nach dem „Zapfhuhn“ schlicht mit „Nein“. Ein anderer empfindet den Humor als aus der Zeit gefallen und vergleicht ihn mit dumpfen Kalauern von Bud Spencer und Terence Hill. „Die 70er waren eine primitivere Kulturstufe“, so sein Urteil.
Dass über manche der Lieder noch gestritten wird, scheint ausgemacht. Als Werbemittel das Stilmittel der Provokation zu wählen, dürfte in diesem Sinne also eine der besseren Ideen von Dieter Hallervorden gewesen sein. Schließlich sorgt das Gendern vielerorts für kontroverse Diskussionen und ist keineswegs so angesehen, wie es manchmal bei Twitter dargestellt wird.
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Was die Musik des 86-Jährigen bei aller bewusst gesuchten Konfrontation doch recht tröstlich macht, sind die ernsten Töne. Wenn Hallervorden vom Tod singt beispielsweise. Oder eben von seinem Leben. „Du lehrtest mich, über allem zu schweben“, heißt es, oder auch: „Mein Leben, ich schulde dir ein Dankeschön. Geht es nach mir, kann’s ewig so weitergehen.“ Ob diese versöhnlicheren Töne bei seinen Kritikern verhallen? Ab kommendem Freitag wissen wir mehr.
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