Mit Vorwürfen und Kontroversen kennt sich Marilyn Manson gut aus. Während das Spiel mit Tabus in seiner Kunst durchaus gewollt ist, heißt es nun, der Schockrocker hätte die Schmerzgrenze auch in der Realität übertreten.
„Mein Leben und meine Kunst waren schon immer Magneten für Kontroversen“: Mit diesen Worten beginnt das kurze Statement von Marilyn Manson (52) auf Instagram, nachdem mehrere Ex-Freundinnen öffentlich schwere Vorwürfe gegen den als Schockrocker bekannt gewordenen Musiker richteten.
Mansons Hang zum Dunklen, Bizarren und Streitbaren ist offensichtlich: Schon sein Künstlername leitet sich sowohl von der Schauspielerin Marilyn Monroe (1926-1962) als auch dem Mörder Charles Manson (1934-2017) ab. Die Faszination für das Morbide beunruhigte sein Umfeld schon in seiner Kindheit: „Meine Eltern waren in ständiger Sorge um mich, denn mein IQ und meine Aktivitäten deuteten darauf hin, dass ich mich Richtung Soziopath bewege“, sagte er 2017 in einem Interview mit dem „Spiegel“.
„Ich mochte mich selbst nicht“
Auch seine Kunstfigur hat Brian Hugh Warner, so sein richtiger Name, auf Selbsthass erbaut. Der „Vice“ erklärte er 2017: „Deswegen habe ich damals Marilyn Manson erschaffen. Ich mochte mich selbst nicht, also bin ich jemand anderes geworden. Jetzt muss ich damit weitermachen.“ Seine Faszination für den Satanismus, seine Rebellion gegen gesellschaftliche Standards und das Spiel mit Tabus haben ihn nicht nur eine Ehrenmitgliedschaft in der Church of Satan verschafft, sondern auch weltweiten Ruhm als Musiker eingebracht. Alben wie „Antichrist Superstar“ (1996) oder „The Golden Age of Grotesque“ (2003) gehören zu den erfolgreichsten ihres Genres, mit seiner Band verkaufte er über 50 Millionen Platten und füllte Hallen rund um den Globus.
Kritik und Kontroversen gehören bei dieser Karriere zum Konzept. Seine Auftritte, wenn er etwa kurz nach einem Blutbad in Texas mit dem Lauf eines Gewehrs ins Publikum zielt, oder das Musikvideo zu „Kill4Me“, in dem er mit seinem guten Freund Johnny Depp (57) und zwei Frauen Gruppensex performt, sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Nach dem Massaker an der Columbine High School 1999 musste sich Manson den Vorwurf gefallen lassen, dass die Gewalt der Schützen auf den Konsum seiner Musik zurückzuführen sei. Später stellten sich die Behauptungen als haltlos heraus. Seiner Karriere hatte es nur kurzzeitig geschadet, nach einem besonnenen Auftritt in Michael Moores (66) „Bowling for Columbine“ dürfte er sogar ein paar neue Fans gefunden haben.
Mehrere Frauen werfen ihm psychischen und physischen Missbrauch vor
Das könnte diesmal anders ausgehen. Diesmal geht es nicht um Provokation im Sinne der Kunst und ganz sicher nicht um Grenzen, die ausgelotet werden müssten. Mehrere Frauen werfen Manson psychischen und physischen Missbrauch vor. Und die ersten Konsequenzen wurden bereits gezogen: Mittlerweile hat Loma Vista Recordings, die Plattenfirma Mansons, auf Twitter bekannt gegeben, sich von dem Musiker zu trennen. Auch die Serie „American Gods“ möchte eine Szene einer noch nicht ausgestrahlten Folge mit dem Künstler lieber löschen, anstatt sie zu zeigen. Und eine mit Manson geplante Folge der Serie „Creepshow“ soll nun ebenfalls zurückgehalten werden.
Die Vorwürfe sind jetzt vor allem durch seine Ex-Freundin Evan Rachel Wood (33, „Westworld“) ins Rollen gekommen und das nicht aus „heiterem Himmel“. 2016 hatte Wood bereits mit einem Text im „Rolling Stone“ öffentlich gemacht, dass sie mehrmals vergewaltigt worden war – damals, ohne Namen zu nennen. Jetzt schrieb sie auf Instagram: „Der Name des Täters ist Brian Warner, der Welt auch bekannt als Marilyn Manson.“ Wood und Manson waren mit Unterbrechung von 2007 bis 2010 zusammen. Auch war 2018 bereits eine Anzeige gegen Manson erstattet worden, in der es um mutmaßliche Sexualdelikte aus dem Jahr 2011 ging.
Nachdem Wood den Namen öffentlich gemacht hat, sind vier weitere Frauen an die Öffentlichkeit gegangen, darunter das Model Sarah McNeill, die ebenfalls auf Instagram beschreibt, wie Manson sie „emotional missbraucht, terrorisiert und verletzt“ haben soll. Auch das Model Ashley Lindsay Morgan (26) berichtet auf Instagram von Freiheitsberaubung und sexuellem Missbrauch durch den Musiker. Seine längste und vielleicht bekannteste Beziehung – Ex-Frau Dita von Teese (48) – hat zu all dem noch nichts gesagt. Manson weist die Vorwürfe in seinem Instagram-Statement zurück. Auch wenn sein Leben und seine Kunst immer wieder Kontroversen ausgelöst hätten, seien die aktuellen Vorwürfe „schreckliche Verzerrungen der Realität“. Seine intimen Beziehungen hätten immer auf völligem Konsens mit gleichgesinnten Partnern beruht.
spot on news
Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel