Es war ein lautstarkes Zeichen, das die österreichische Popszene am Samstag für die Kriegsopfer in der Ukraine beim Benefizkonzert im Wiener Ernst-Happel-Stadion abgegeben hat.
Beim Benefizkonzert „We Stand With Ukraine“im Wiener Ernst-Happel-Stadion drückten sich Acts wie Wanda, Bilderbuchoder Seiler und Speer Mikrofon, Gitarren und Drumsticks in die Hand.Mehr als 40.000 Fans vor Ort ließen sich das nicht entgehen und hörtenfolglich auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der für dieHilfsbereitschaft dankte.
Van der Bellen: „Dieser Krieg muss gestoppt werden!“
„Wir setzen gemeinsam ein starkes Zeichen für den Frieden, für die Demokratie, ein starkes Zeichen der Solidarität mit der Ukraine,die von der russischen Armee angegriffen wurde, ein Zeichen derSolidarität mit Menschen in Not, die vor diesem furchtbaren Kriegfliehen müssen“, sagte Van der Bellen, der sich auch an Russland wandte:“Dieser Krieg muss gestoppt werden. Präsident Putin, stoppen Sie diesenKrieg!“ Angesichts des Leids müsse man einfach helfen. Und er sei froh,“dass es in unserem Land jetzt diese große Hilfsbereitschaft gibt“.Jeder Ton des heutigen Benefizkonzerts mache letztlich klar: „DerFrieden wird sich durchsetzen. Die Demokratie wird sich durchsetzen. DieFreiheit wird sich durchsetzen.“
810.337 Euro wurden beim Benefizkonzert in Wien für die Ukraine gespendet
Organisiert wurde das Event von Nova-Rock-Veranstalter Ewald Tatar, der der Volkshilfe und „Nachbar in Not“ einen Scheck über 810.337 Euro übergeben konnte. Diese Summe aus dem Ticketverkauf – der Preis von 19,91 Euro pro Karte bezog sich auf die ukrainische Unabhängigkeit im Jahr 1991 – wird sich allerdings noch erhöhen, da auch Einnahmen aus der Gastronomie oder dem Merchandising gespendet werden. Die Bundesregierung hat das Benefizkonzert zudem mit 80.000 Euro zur Deckung der anfallenden Produktionskosten unterstützt, um die Einnahmen für die Hilfe in der Ukraine zu erhöhen.
ImWiener Ernst-Happel-Stadion konnte man sich nicht nur mit eigens gestaltetenFriedens-T-Shirts eindecken, sondern auch Sonnenblumen (dieNationalblumen der Ukraine)erwerben oder sich beim Facepainting das Gesicht gelb und blau anmalenlassen. Zudem wurden für das Konzert extra angefertigte FFP2-Masken inkräftigem Gelb gratis verteilt. Das bunt gemischte Publikum – Rockfansin Lederjacke waren ebenso dabei wie Hip-Hop-Anhänger der jüngerenGeneration oder ganze Familien – kam jedenfalls auf seine Kosten, wasnatürlich in erster Linie an der Musik lag.
Bilderbuch heizten dem Publikum ein
Denn die heimischeSzene zeigte sich von ihrer variantenreichen Seite: Bilderbuch bewiesen,dass sie aktuell verdammt viel Spaß daran haben, als waschechteRockband aufzutreten. Sänger Maurice Ernst und Co bestachen mit neuenNummern vom bald erscheinenden Album „Gelb ist das Feld“, hatten mit“Europa 22″ eine Friedens- und Freiheitshymne im Gepäck und ließen beimÜberhit „Maschin“ das Stadion wackeln. „Heute stehen wir hier und machenetwas“, rief Ernst in die Nacht. „Das ist ein Recht, das wir uns nichtnehmen lassen wollen.“
Seiler & Speer sowieso Wanda beim Benefizkonzert in Wien am Start
Die Freude über ein großes Stadioneventnach den Jahren der coronabedingten Konzertdürre war dem Publikumjedenfalls anzumerken, was auch Seiler & Speer samt Band für einendruckvollen und von Anfang an gefeierten Auftritt nutzten. Da wurdenicht nur der „Herr Inspektor“ lautstark mitgesungen. Dem stand einweiteres Duo, nämlich Pizzera & Jaus, in nichts nach und baute etwaRiffklassiker wie AC/DCs „Thunderstruck“ in seine Darbietung ein. UndWanda? Die ließen sowieso nichts anbrennen und schickten gleich alserste Nummer „Bologna“ ins Rennen mit den passenden Zeilen: „Wen jemandfragt, wofür du stehst, sag für Amore!“ Wer so beginnt, der kanneigentlich nichts mehr falsch machen.
„Für die Ukraine, gegen Krieg“: Lautstarker Protest bei Konzertreigen in Wien
Viele nutzten ihre Auftritte für Botschaften gegen den Krieg. Ina Regen hatte ihrem Song „Rot“ eine neue zweite Strophe verpasst. In den vergangenen Tagen hätten sich ihr viele Fragen gestellt, nur eines sei stets klar gewesen: „Krieg ist nie die Antwort!“ Musiker Josh sah den Abend gar in historischem Kontext: „Das ist schon ein bisschen Musikgeschichte, die da passiert – und das für einen guten Zweck.“ Mavi Phoenix forderte die Hände der Fans um zeigen: „Für die Ukraine, gegen Krieg! Ihr seid heute hier, um ein starkes Zeichen zu setzen.“
Selbstder eigentlich stets gut gelaunte Marco Pogo und seine PunkbandTurbobier gaben sich, trotz aller Energie beim Liveauftritt,nachdenklich: „Auch wenn der Anlass ein trauriger ist, bin ich mirsicher, dass dieser Tag uns noch lange im Gedächtnis bleiben wird.“Sängerin Mathea, die eine Mischung aus melancholischen Tönen undtanzbaren Sounds bot, hatte nach dem Auftritt „Gänsehaut“, wie sie imAPA-Interview sagte. „Es ist ein unglaubliches Gefühl. Wir sind so einkleiner Teil von etwas so großem. Das Wichtigste ist, dass wir alle dasind und unseren Mund aufmachen. Wir müssen alle zusammenstehen und unsetwas einfallen lassen. Das heute ist schon ein erster Schritt.“
Schweigeminute für die Opfer in der Ukraine
Fürhöchst emotionale Momente sorgten Lina Barinova und Daria Dalichuk vomHilfsverein „Youkraine“, die mit aufwühlenden Worten den Opfern desKrieges gedachten und ihre Rede mit einer Schweigeminute beendeten. Undschließlich schickte sogar Live-Aid-Gründer Bob Geldof eineVideobotschaft nach Wien: „Ich gratuliere euch zu dem, was ihr heutemacht“, so der irische Aktivist und Musiker. „Aber niemand hat seinenFrieden, wenn er nicht in Freiheit lebt.“ Man dürfe sich nicht infalscher Zufriedenheit wiegen angesichts der vielen Benefizaktionen.Letztlich sei es „ein nicht endender Kampf für den Frieden“. Für dieMusikerinnen und Musiker war die Teilnahme an diesem Tag jedenfalls eineEhrensache. Als krönender Abschluss standen alle nochmals gemeinsam aufder Bühne und intonierten John Lennons „Imagine“.
(APA/Red)
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