t-online hat offene Ohren für die wichtigsten Alben der Woche und gibt Ihnen Musiktipps. Diese Woche feiert Andrea Berg die großen Gefühle, die Foo Fighters haben wieder Pepp und Glenn Hughes von Deep Purple meldet sich zurück.
Wenn Sie mal wieder richtig Lust auf neue Sounds haben, Ihnen aber die Zeit fehlt, sich durch die Veröffentlichungen der Woche zu hören, stimmt t-online Sie mit der wöchentlichen Rubrik „Schon gehört?“ ein. Und da das Veröffentlichungsjahr 2021 erst ab heute wieder so richtig in Fahrt kommt, gibt es nicht nur die heute erschienenen Alben, sondern auch ein paar ältere Perlen.
Andrea Berg – In Liebe
(Quelle: Sony Music)
Gerade erst feierte die Schlager-Größe ihren 55. Geburtstag, nun blickt sie auf die schönsten Liebeslieder ihrer illustren Karriere zurück. 18 Songs über Liebe, Lust und Leidenschaft tummeln sich auf dieser Best-Of. Doch braucht man dafür die rosa-rote Fan-Brille?
Eines vorweg: Den bitteren Herzschmerz-Schlager-Blues im 4/4-Takt „Du hast mich tausendmal belogen“ findet man hier nicht. „In Liebe“ behandelt, nun, Liebe, aber eher in seinen schönsten Facetten. Nix mit Trennung, wenig Herzschmerz, dafür viel Schmusen und Schunkeln. „Tango Amore“, „Wenn dein Mund mich küsst“, „Endlich du“ oder „Wir können nicht verlieren“ sprechen eine deutliche Sprache.
Von alt bis neu, von den 90ern bis heute – „In Liebe“ ist ein großer Rundumschlag über die ganz großen Gefühle. Und man merkt, dass Berg in ihrer Karriere viel ausprobiert hat. WDR4-Schlager für Omi, Pop, etwas rockigere Sounds und natürlich viele, viele, viele Balladen. Die ruhigeren Töne stehen auf dieser Zusammenstellung daher auch im Vordergrund. Aber das ist der Thematik dieses Albums geschuldet.
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Foo Fighters – Medicine at Midnight
(Quelle: Head of PR)
Nun, die Foo Fighters sind mittlerweile so eine Band, die vor zehn Jahren auf einmal zu ganz großen Helden im „Dad Rock“ wurden, also nicht nur von jungen Rockern, sondern auch deren Papas als gut befunden wurden. Tatsächlich machte sich das auch in der Musik bemerkbar. Trotz hervorragender Chartplatzierungen waren die letzten beiden Alben „Sonic Highways“ und „Concrete and Gold“ sterbenslangweilig.
Umso überraschender ist „Medicine at Midnight“. Neun Songs in knappen 37 Minuten. Viel Zeit für Ausschussware gibt es da zum Glück nicht. Mit David-Bowie-„Let’s Dance“-Gedächtniskeyboards klingen Nummern wie der Titeltrack oder „Love Dies Young“ so frisch, wie man es den Foos gar nicht mehr zugetraut hätte. „Shame Shame“ und „Cloud Spotter“ wären auch auf den 97er Meisterwerk „The Color and the Shape“ als vorzeigbare Nummern durchgegangen.
Einzig „Waiting On a War“, eine Lagerfeuer-Akustiknummer, kann mal wieder nicht punkten. Vielleicht möchte Frontmann Dave Grohl als großer Singer/Songwriter in die Rock’n’Roll-Geschichte eingehen, aber da will der Funke nicht überspringen. Ich habe mir neulich auch mal wieder das Doppelalbum „In Your Honor“ angehört. Die Rock-CD war supi, aber die ruhige zweite CD wirkt einschläfernder als Valium. Das ist einfach nicht seine Stärke.
„Medicine at Midnight“ ist das beste Foo-Fighters-Album seit Jahren. Nach den beiden Krücken davor ist das wohl auch nicht schwer. Aber so frisch, poppig und gut klang diese Band schon seit „One By One“ nicht mehr.
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Nils Frahm – Tripping with Nils Frahm
(Quelle: Nils Frahm)
Im Bereich der Neo-Klassik ist Nils Frahm eine mehr als feste Größe. Mal zurückhaltend wie auf „Solo“, mal progressiv wie auf dem Livealbum „Spaces“ oder elektronisch-modern wie auf dem viel gefeierten Album „All Melody“ – am Klavier ist der gebürtige Hamburger ein wahrer Künstler.
Nach dem Ambient-Album „Empty“ meldete er sich im Dezember 2020 digital mit einem neuen Livealbum „Tripping with Nils Frahm“ zurück, welches im Januar dann auch physisch erschienen ist. Und da hätte man gerne im Konzertsaal gesessen und das Spektakel mit einer Weißweinschorle verfolgt. Die Klangcollagen, die sich zwischen ruhigen Keyboardsphären und elektronischen Beats bewegen, spielen in einer ganz eigenen Komponisten-Liga.
Keine leichte Kost, die man sich mal eben auf dem Weg zur Arbeit anhört, sondern „Tripping with Nils Frahm“ ist – genau wie seine Studiowerke – eher ein abendfüllendes Programm, bei dem man sich auf die Couch setzt und sinniert.
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Accept – Too Mean to Die
(Quelle: Nuclear Blast)
Von den ruhigen Klängen aus Hamburg zur Stahlschmiede in Solingen: Accept gehören seit 1979 zu den beliebtesten Heavy-Metal-Exporten des Landes. Besonders in den 80er Jahren konnte man mit Alben wie „Balls to the Walls“ oder „Metal Heart“ weltweit für Aufsehen sorgen und musste sich auch nicht vor Größen wie Judas Priest, Manowar oder Saxon verstecken.
„Too Mean to Die“ ist das bereits vierte Album mit Sänger Mark Tomillo. Und der macht seine Arbeit als Langzeitvertretung von Udo Dirkschneider mittlerweile so gut, dass man gar nicht mehr traurig an Udo Dirkschneider denkt. „Overnight Sensation“ ist ein flotter Rocker, der flott ins Ohr geht. „The Undertaker“ hingegen etwas elegischer. „Sucks to be You“ ist rotzfrech und „Samson und Delilah“ ist noch mal ein großer LP-Abschluss einer Band, die trotz über 40 Jahren Betrieb noch immer viel Feuer hat.
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You Me At Six – Suckapunch
(Quelle: You Me At Six)
Das war Anfang des Jahres ein Nummer-1-Album im UK. Hier haben You Me At Six leider nie den Durchbruch geschafft – trotz eines Gastauftritts im Mauerwerk von GZSZ. Früher hat die Band, als ich ihren ersten Deutschland-Gig in Köln gesehen habe, noch Pop Punk der Marke Fall Out Boy gemacht. Das ist aber auch schon 13 Jahre her. Mittlerweile tummeln sich die fünf Engländer eher im Indie-Gebiet, verwenden viel Elektronik und (Pop) Punk ist hier gar nix mehr.
Die ersten Durchläufe waren recht ernüchternd. Ja, „Nice to Me“ geht in Ohr und Bein, „MAKEMEFEELALIVE“ (ja, in Großbuchstaben) kann mit seinem The-Prodigy-Vibe auch was bewirken und „Beautiful Way“ ist die stärkste Single der Band seit Jahren gewesen. Der Rest, also Song vier bis Ende, brauchte mehr Zeit. Besonders die B-Seite ist etwas verhaltender, offenbart sein volles Potential erst später.
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The Dead Daisies – Holy Ground
(Quelle: Oktober Promotion)
Diese Allstar-Truppe findet einfach kein stabiles Line-Up. Auf jedem Album tummeln sich bis auf Gitarrist David Lowy andere Musiker. Nachdem auf dem letzten Album noch Ex-Mötley-Crüe-Sänger John Corabi sang, gibt nun Glenn Hughes, der auch auf drei Alben von Deep Purple neben David Coverdale am Mikro stand, seinen Einstand.
Das hohe Organ von Glenn Hughes war schon bei den bereits erwähnten Deep Purple zu hören. Auch bei Black Sabbath war er für eine Platte für den Gesang zuständig. Und mit der Black Country Communion konnte er in diesem Jahrtausend auch längerfristig Erfolge feiern. Nun das nächste Projekt: The Dead Daisies.
70er Hard Rock modern interpretiert und besonders durch den hohen Gesang von Hughes getragen. Die ganz großen Ohrwürmer bleiben trotz der markanten Stimme zwar auch, aber das Niveau der Platte ist durchgängig hoch. „Like No Other (Bassline)“ oder „Chosen and Justified“ sollten das Bein jedes Hard Rockers zum Mitwippen bringen.
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Alle Alben sind am am 5. Februar (oder früher) in digitaler sowie physischer Form erschienen. Haben Sie „Schon gehört“, wer nächste Woche dabei sein wird? Schiller, Black Sabbath und der tote Ronnie James Dio ist wieder live zu hören. Wir hören uns wieder!
Quelle: Lesen Sie Vollen Artikel