Aufgeben oder weitermachen – wie ich auch Silbermond-Frontfrau Stefanie Kloß weiß, muss man sich in schweren Zeiten zwischen diesen Möglichkeiten entscheiden. „Wir haben jetzt eine neue Situation, in der wir uns alle befinden und wir nehmen die an und suchen unseren neuen Platz darin“, so die Sängerin im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Genau in diesen schweren Zeiten ist das neue Album der Band entstanden. Es erscheint am Freitag.
Dieses Jahr ist für die als Schülerband im sächsischen Bautzen gegründete Pop-Rock-Band ein ganz besonderes – nicht nur wegen dem neuen Album. Silbermond begeht 25-Jahr-Jubiläum. Dieses werde aber nicht besonders gefeiert, sagt Kloß. Es sei eigentlich gar nicht so wirklich ein Thema, der Geburtstag der Band, denn laut der Frontfrau kommt es auf ganz andere Dinge an: „Haben wir noch das gleiche Gefühl füreinander? Das ist keine Frage von Zeit, sondern eine Gegenwartsbeschreibung.“ Das letzte Album „Schritte“ war 2019 erschienen. Einzelne Songs des neuen Albums, wie „Hey Ma“ oder Titelsong „Auf Auf“, sind bereits als Singles veröffentlicht.
Nach 25 Jahren Silbermond: Von Schülerband zu Familie
Es sei nicht verwunderlich, dass das Jubiläum für die vier Bandmitglieder keine große Rolle spielt, sagt der langjährige Manager der Band, Lutz Sauerbier. In all den Jahren sei aus den vier Menschen eine Familie geworden. „Und bei Menschen, die man lieb hat, fragt man sich eben nicht, wie lange das schon geht.“ Sauerbier – selbst Musiker – begleitet die Band seit 2004. Als er sie das erste Mal spielen sah, sei er direkt begeistert gewesen. „Schon damals hingen alle an Stefanies Lippen. Schon als 18- oder 19-Jährige hatte sie jeden Laden sofort im Griff.“ Bis heute zählten Lieder wie „Symphonie“ oder „Durch die Nacht“ bei den Fans zu den beliebtesten, weiß Sauerbier.
Mit der Veröffentlichung des Albums „Leichtes Gepäck“ 2015 habe die Band gelernt, dass es darum geht, sich Zeit füreinander zu nehmen, gegenseitig auf dem Laufenden zu halten und zuzuhören, verrät Stefanie Kloß. „Wir sind viele Jahre als Kollektiv losgerollt und haben auch mal übergangen, dass wir Einzelpersonen sind.“ Mittlerweile schauten und achten die Bandmitglieder aufeinander. „Gucken, ob der Faden noch gleich rot und gleich stark ist, der uns verbindet“, fasst Kloß zusammen. Seitdem funktioniere die Band besser denn je, investiere viel Zeit in das Jetzt, statt über eine Anzahl von Jahren nachzudenken.
Große Herausforderungen waren prägend für Silbermond
Allerdings seien vor allem die vergangenen Jahre sehr prägend für die Band gewesen, sagt Kloß. Das sei ihnen allerdings erst während des Schreibens der neuen Platte richtig bewusst geworden. „Die Platte dreht sich viel um die Kraftquelle Verbundenheit. Wie wichtig es ist in manchen Momenten jemand zu sein oder jemanden zu haben, der für jemanden da ist, der stärkt, der Zweifel nimmt.“ Seit ihrem Durchbruch 2004 hat die Band mehrere Millionen Tonträger verkauft.
Nicht nur für sie, sondern für die ganze Gesellschaft, seien die jüngste Zeit eine große Herausforderung gewesen. Im Osten des Landes – ihrer Heimat – herrsche für diese Veränderung vielleicht eine besondere Empfindsamkeit, glaubt Kloß, die sich als Stimme der Band regelmäßig politisch klar positioniert und dabei auch ihre ostdeutschen Wurzeln thematisiert. „Als Gesellschaft ist es jetzt vielleicht unsere Aufgabe, den Kompass zu kalibrieren. Wir als Band schauen jetzt nach vorne, schütteln uns und denken darüber nach, was das Neue mit sich bringt.“
Mit ihrem neuen Album ist Silbermond seit Ende Mai auf Tour. In Wien ist das Quartett am 25. Juni beim Donauinselfest zu erleben.
(APA/Red.)
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