Eine KritikvonChristian Vock Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.
Um kurz vor halb zwölf am Sonntagabend reicht ein Blick in zwei Gesichter, um zu sehen, wie die neueste Folge von „Wer stiehlt mir die Show?“ ausgegangen ist. Hier das blasse Gesicht von Moderator Joko Winterscheidt , dort das ebenso blasse, aber freudestrahlende Gesicht von Helena.
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Blass, weil von den nervenzerreibenden letzten Minuten gezeichnet, freudestrahlend, weil sie als erste Wildcard-Kandidatin Winterscheidt soeben die Show stehlen konnte und diese nun am kommenden Sonntag selbst moderieren wird. Ein Novum und ein zusätzlicher Beweis, dass „Wer stiehlt mir die Show?“ mit das Beste ist, was es derzeit an Abendunterhaltung im TV in Deutschland gibt.
Denn wenn man etwas über Joko Winterscheidt und ProSieben sagen kann, dass die beiden mit „Wer stiehlt mir die Show?“ ein gutes Händchen gehabt haben. Nicht nur, weil die Show drei Deutsche Fernsehpreise und einen Grimme-Preis gewonnen hat, sondern weil sie aus etwas Gutem etwas Besseres gemacht haben. Im Grunde genommen ist „Wer stiehlt mir die Show?“ ja nichts anderes als eine einfache Quiz-Show, doch die Produktion hat das Prinzip Quiz aufgebohrt und mit reichlich absurden Varianten zu etwas ganz Eigenem gemacht.
Joko Winterscheidt trifft auf alte Bekannte Mindestens genauso wichtig für den Erfolg war bisher auch die Auswahl der Gäste und hier hatte die Produktion ein fast noch besseres Händchen. Vielen dürften noch die Show-Eröffnungen von Anke Engelke , Mark Forster oder Shirin David in Erinnerung sein, die alle auch danach mit ihrer Schlagfertigkeit die Show bereicherten. Da konnte man sogar den Teenager-Humor von Fahri Yardim in der vergangenen Staffel verkraften.
Seit Sonntagabend nun läuft die neueste Staffel und man wird sehen, ob die Neuen hinter den Ratepulten nicht nur Moderator Joko Winterscheidt, sondern auch ihren prominenten Vorgängern die Show stehlen können. Denn, nur zur Erinnerung, genau darum geht es ja bei „Wer stiehlt mir die Show?“. Drei Promis und ein Wildcard-Kandidat sammeln in verschiedenen Quiz-Runden Punkte, nach und nach verabschiedet sich der jeweils Punktletzte. Im Finale kann der letzte Kandidat dann bei einem Sieg über Joko Winterscheidt dessen Show beim nächsten Mal übernehmen, also moderieren.
Die Chance darauf haben in dieser Staffel Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer , Musiker Sido und Sänger Bill Kaulitz. Hinzu kommt in Folge eins noch besagte Wildcard-Gewinnerin Helena, 26, aus Berlin. Ganz so wild(-fremd) ist Helena für Joko Winterscheidt allerdings nicht, denn die beiden haben zufällig eine gemeinsame Geschichte, wie der Moderator erzählt. Beim Casting sei ihm Helena bekannt vorgekommen und tatsächlich hatte die 26-Jährige Winterscheidt einmal am Hauptbahnhof Geld für ein Parkticket geliehen, weil der seinen Geldbeutel zu Hause gelassen hatte.
Neuer Sendeplatz zur Prime Time für "Wer stiehlt mir die Show?" Helena ist gekommen, um zu siegen Aber Helena ist nicht gekommen, um nur diese nette Anekdote zu erzählen, sondern, um „dir das Ding abzunehmen“, wie die Berlinerin Winterscheidt erklärt. Da sind die Ambitionen von Bill Kaulitz deutlich kleiner: Hauptsache nicht als Erster gehen. Dementsprechend aufgeregt ist der Sänger der Band Tokio Hotel. Ein Zustand, den er bis zu seinem Ausscheiden nicht ablegen kann und das kommt schneller, als man „Durch den Monsun“ sagen kann. Doch der Reihe nach.
Zunächst geht es los, wie es immer losgeht bei „Wer stiehlt mir die Show?“: mit den leichten Fünf. Das sind fünf Fragen, die man eigentlich ohne große Mühe beantworten kann. Eigentlich, doch Bill Kaulitz leistet schon einmal Vorab-Erklärungen, sollte er eine der Fragen nicht beantworten können. Er sei nur bis zur achten Klasse in die Schule gegangen, wohne seit zwölf Jahren in den USA und außerdem leide er noch immer unter dem Jetlag.
Gute Entschuldigungen, die Kaulitz auch gleich gebrauchen kann. Denn Winterscheidt zeigt bei Frage eins ein Bild menschlicher Organe, bei denen die Kandidaten das markierte Organ erkennen sollen. Magen wäre richtig gewesen, doch Kaulitz tippt ebenso auf Niere wie Jasna Fritzi Bauer. Bei Frage zwei bekommt er dann ein bisschen Hilfe von Sido. Gesucht wird die Hauptstadt der Schweiz und Kaulitz ist sich immerhin sicher, dass er Zürich kennt. Da fragt ihn der Rapper: „Würdest du denn im Zweifel noch eine andere Stadt kennen? Schreib die andere auf, die Chance ist höher als bei Zürich!“ Guter Tipp, denn die richtige Antwort ist Bern.
Sido: „Ich sollte nicht kiffen vor der Show“ Und so startet am Sonntag ein herrlich chaotischer Abend, an dem Winterscheidt die Fragen showtypisch in den kuriosesten Formen präsentiert. Mal müssen die Kandidaten Lieder erraten, die Winterscheidt singt, während er an einem Fallschirm zu Boden segelt, mal steht die Frage auf Winterscheidts Rücken, so dass ihm die Kandidaten hinterherrennen müssen. Wiederum ein anderes Mal präsentiert Winterscheidt die Fragen innerhalb eines Bingo-Spiels. Kurzum, auch diesmal sorgen die Fragen und vor allem, wie sie präsentiert werden, für gute Fernsehunterhaltung.
Und die Kandidaten? Die schöpfen in Folge eins noch nicht ihr ganzes Unterhaltungspotenzial aus. Sido, eigentlich von Haus aus witzig und schlagfertig, ist diesmal erstaunlich zurückhaltend, liefert aber gleich eine Erklärung mit: „Ich sollte nicht kiffen vor der Show.“ Jasna Fritzi Bauer und vor allem Bill Kaulitz sind ein bisschen zu überdreht, als dass sie ihren Unterhaltungsauftrag im Kopf haben.
Kinder im Publikum: Sido rappt Skandalsong auf Weihnachtskonzert Der spannendste Moment der beiden kommt, als Kaulitz und Bauer eine Schätzfrage um den ersten Rauswurf aus der Show beantworten sollen. Winterscheidt will wissen, wie viele Passagiersitzplätze es in einer Boeing 747 gibt. Kaulitz tippt auf 352, Bauer hingegen auf 364 und liegt mit dieser Schätzung tatsächlich auf den Punkt richtig – das erste Novum der Show. Für das zweite Novum sollte dann Wildcard-Kandidatin Helena sorgen.
Helena gewinnt als erste Wildcard-Kandidatin bei „Wer stiehlt mir die Show“ Die 26-Jährige sammelt den ganzen Abend über fleißig Punkte. Im vorletzten Spiel, in dem Sido und Helena während des Sprechens die Lücken in einem Teleprompter-Text füllen müssen, macht die Wildcard-Kandidatin keinen einzigen Fehler, und so muss auch der Rapper die Segel streichen. Demnach steht Helena im Finale gegen Winterscheidt, doch da läuft es erst einmal nicht so gut. Die Berlinerin liegt schnell hinten, doch sie kämpft sich wieder heran, so dass es beim Stand von 4:4 zum Showdown kommt.
Hier will Final-Moderatorin Katrin Bauerfeind wissen: „Wie hieß der erste Hund im Weltall?“ Helena schreibt ziemlich zügig „Laika“ auf, doch Winterscheidt muss sich erst einmal konzentrieren: „Ich möchte jetzt absolute Stille!“, unterbricht er Katrin Bauerfeind und man kann zusehen, wie es in ihm arbeitet. „Oh Gott, nicht jetzt!“, schimpft Winterscheidt, als ihm die Lösung auf den Lippen zu liegen scheint, doch sicher ist sich Winterscheidt keineswegs. Schlussendlich schreibt er nach langem Zögern „Sputnik“ auf.
„Entweder hab ich es jetzt 100 Prozent richtig, aber mein Bauchgefühl sagt mir: Es ist nicht richtig“, ahnt Winterscheidt und als Bauerfeind verkündet, dass „Laika“ die richtige Antwort ist, kommt es zur Szene mit den blassen Gesichtern. Doch nach einem kurzen Moment des Sammelns gratuliert der geschlagene Moderator fair seiner Bezwingerin. Die hat nun nach ihrem Sieg einen klaren Auftrag und ist sich dessen bereits bewusst: „Ich muss jetzt ganz dringend was essen und dann ein bisschen planen für nächste Woche.“
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