Welche Daten sammelt Facebook? Signal-Kampagne bei Instagram gesperrt

Standort, Interessen, Vorlieben – diese Daten sammelt Facebook

Wie viel weiß Facebook wirklich über mich? Mit einer Werbemaßnahme wollte der Messenger Signal den Konzern nun dazu bringen, seinen Nutzern genau das zu enthüllen. Und wurde prompt gesperrt.

Signal plant Kampagne auf Instagram

Facebook weiß extrem viel über uns – das ahnen die meisten Nutzer des Dienstes und seiner Töchter Instagram und Whatsapp irgendwo im Hinterkopf. Weil ein solch diffuses Wissen weniger furchteinflößend ist, als es ganz konkret zu wissen, nutzen sie die Apps und Dienste trotzdem weiter. Genau das wollte der Messenger Signal nun mit einer cleveren Kampagne ändern. Und nutzte ausgerechnet Facebooks Herzensstück, um den Dienst zu entlarven.

„Du siehst diese Werbung, weil du ein Lehrer, aber noch wichtiger Sternzeichen Löwe und Single bist“ – solche Werbebanner sollten Nutzern von Facebooks Tochter Instagram gezeigt werden, berichtet Signal in einem Blogpost. Wirklich gruselig wird das erst, wenn man weiß, dass diese und weitere Daten wie der Standort, die Interessen und Vorlieben in der gezeigten Werbung für die Nutzer tatsächlich zutrafen: Es handelte sich um Informationen, nach denen Facebook seine Nutzer von Werbekunden ansprechen läßt … Wer die Werbung zu Gesicht bekommt, wird sich und seine Vorlieben also exakt in ihr wiedererkennen.

Weckruf für Facebook-User: Signal-Account wurde gesperrt

Genau das wollte Signal auch erreichen. „Firmen wie Facebook bauen die Dienste nicht für dich, sondern um deine Daten zu bekommen“, erklärt Signals Chef für Nutzerwachstum, Jun Harada, in dem Post. „Das ist kein Geheimnis. Aber das Wissen der meisten darüber ist höchstens neblig, verschleiert durch ein komplexes, undurchsichtiges System und so gestaltet, das man schnell darüber scrollt.“ Doch auf der anderen Seite, bei den Werbekunden, könne man den Kunden selbst deutlich klarer sehen. Und genau diese Transparenz wolle man mit der Werbekampagne nun auch für die Nutzer erreichen.

Doch dazu kam es laut Harada leider nicht. Nachdem die Firma die Kampagne gestaltet und eingereicht hatte, reagierte der Konzern sofort. „Facebook stand nicht so drauf“, scheibt Harada trocken. Die schnelle Reaktion laut Signal: Der Werbe-Account des Messengers wurde gesperrt. „Facebook ist mehr denn je willens, einen tiefen Blick in das Leben der Menschen zu verkaufen. Solange es nicht dem Zweck dient, den Leuten zu zeigen, wie ihre Daten genutzt werden.“ Sein schwerer Vorwurf: „Die einzige akzeptable Nutzung der Daten ist, zu verstecken, wie sie genutzt werden.“

Keine Chance auf Spionage: Signal handelt im Auftrag ausspionierter User

Bei Facebook sieht man die Kampagne kritisch. Anfragen durch Journalisten hatte der Konzern nicht beantwortet. Bei Twitter äußerte sich Konzern-Sprecher Joe Osborne, erklärte zunächst, dass die Banner durchaus genehmigt worden wären – mit einigen Ausnahmen wie solchen, die sich auf die sexuelle Orientierung oder Krankheiten bezogen hätten. Auf Signals Einwand man habe die Apps tatsächlich eingereicht und sei gesperrt worden, versuchte Osborne eine andere Variante. Der Account sei Anfang März wegen Zahlungsproblemen gesperrt worden. Sollte das der Fall sein, könnte Signal die Banner also durchaus noch als Werbung schalten.

Der Messenger Signal hat sich in den letzten Jahren immer wieder als Datenschutz-orientierte Konkurrenz für Facebooks Messenger Whatsapp positioniert. Besondere Würze bekommt das, weil Whatsapp-Gründer Brian Acton mittlerweile von Facebook zu Signal gewechselt ist und viel Geld in den Messenger investiert hat. Tatsächlich ist der Datenschutz bei Signal durchaus glaubwürdig. Anders als Whatsapp legt der Messenger seinen gesamten Programmcode offen, Spionagemaßnahmen würden also schnell entdeckt. Zudem ist die Verschlüsselung so sicher, dass sie von vielen anderen Messengern benutzt wird – inklusive Whatsapp.

Signal gefällt sich in der Rolle als Kämpfer für die ausspionierten Nutzer. Zuletzt hatte das Unternehmen für Aufsehen gesorgt, als CEO Moxie Marlinspike unter dubiosen Umständen an ein Hacking-Werkzeug gekommen war, mit dem das Unternehmen Celebrite iPhones knackt. Er hatte dem Unternehmen daraufhin gedroht, mit speziell in Signal eingebauten Dateien das Hacking-Werkzeug selbst hacken zu wollen. Und tatsächlich hatte Celebrite kürzeste Zeit später das Feature zum Scannen von iPhones entfernt.

Quelle: Signal-Blog, Twitter

Hinweis: Dieser Artikel von Malte Mansholt erschien zuerst an dieser Stelle bei stern.de.





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