Die Coronavirus-Pandemie rückt die Gesundheit noch stärker ins Bewusstsein, der Gesundheitstourismus entwickelt sich immer mehr zum Trend. Doch viele Wellness-Ressorts scheinen sich auf die neuen Bedürfnisse und die gesundheitlichen Folgen der Pandemie noch nicht eingestellt zu haben.
Eine aktuelle Umfrage des Deutschen Wellness Verbands, aus der die "Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung" zitiert, zeigt, dass viele Hoteliers während der Pandemie kaum Änderungen planen. "Wir haben 200 Betriebe befragt", erklärt Lutz Hertel, Geschäftsführender Vorsitzender des Deutschen Wellness Verbandes, dem Blatt. "Große Innovationen sind demnach nicht zu erwarten, allenfalls pragmatische Veränderungen." Dabei sehe er gerade jetzt eine Chance, Wellness in Hotels endlich auf ein breiteres Fundament zu stellen.
Corona hat seine Spuren hinterlassen
Die Nachfrage wäre da: Seit Frühjahr 2020 befinden sich die Menschen in einem Ausnahmezustand – Homeoffice, über Monate geschlossene Schulen und Kindergärten und Angst vor Ansteckung haben Spuren hinterlassen. "Das hat die Menschen massiv mitgenommen. Die Leute sind erledigt", merkt auch Sven Huckenbeck, Spa Direktor im Hotel König Ludwig in Schwangau: "Erschöpfung und Schmerz gehen oft ineinander über." Das Spa-Ressort ist eines der wenigen Hotels, das gezielt auf die gesundheitlichen Corona-Auswirkungen eingeht.
Inwieweit kann bei Erschöpfung ein Wellness-Urlaub weiterhelfen?
"Spa kann mehr als Massage und Gesichtsbehandlung", erklärt Huckenbeck. Je nachdem, welches Thema im Vordergrund stehe, könne man schnelle und greifbare Schritte einleiten, um Schmerz und Stress spürbar in den Griff zu bekommen: Der Zugang über den Körper sei "phänomenal wirksam und sofort erlebbar", erklärt der Experte, der das "BioBalance"- Konzept entwickelt hat. Eine Mischung aus Bewegung, guter Ernährung und Behandlungen könne helfen, wenn keine medizinischen Probleme vorliegen. Schlafstörungen und Rückenschmerzen seien oft Befindlichkeitsstörungen, die man hervorragend bearbeiten könne, so der Experte. Durch das richtige Reset-Programm könne sich der Körper selbst regulieren, Leichtigkeit wieder zurückgewonnen werden. Die ersten Schritte seien oft "gewaltig". Das finde am besten in "einem unkomplizierten Rahmen, durch einen gemeinsamen Prozess mit Begleitung" statt.
Wie viel Zeit muss man einplanen?
Wer erschöpft ist, sollte sich etwa eine Woche Zeit nehmen und die Pflege des gesamten Ichs in den Vordergrund stellen. "Wellness – wenn man es seriös und auf hohem Niveau praktiziert – kann hier eine Lücke schließen", so Huckenbeck: Seriöse Konzepte beleuchteten dabei nicht nur einzelne Bereiche, sondern böten Lösungen an, die ineinandergreifen, "ein Gesamtpaket, das nach den individuellen Bedürfnissen" gestaltet wird. Das kann ein Mix aus Behandlungen, Sport, Ruhezeiten am Pool oder Spaziergängen sein: "Es ist eine Entdeckungsreise zum eigenen Wohlgefühl."
Worauf sollte der Interessierte achten?
Ein Wellnesshotel solle ein "Ort zum Wohlfühlen" sein, an dem der Gast "unaufdringlich, fachgerecht und fachkundig" beraten und behandelt werde, mit "tiefenwirksamen Maßnahmen, ohne weiße Kittel", meint Huckenbeck weiter. Im Mittelpunkt sollte das Stärken der eigenen Ressourcen stehen, nicht die Symptome. Wichtig sei "das Genießen, Durchatmen, Entspannen, Wohlfühlen". Neben verschiedenen Behandlungen lässt sich durch Yoga, Tiefenentspannung, Atemübungen, Spaziergänge in der intakten Natur und eine natürliche Ernährung während eines Wellnessaufenthalts viel erreichen. Jeder Gast könne die für ihn richtige Mischung finden. Hierzu ist eine individuelle Abstimmung der eigenen Wünsche mit den Spa-Profis sehr empfehlenswert.
Wer kommt ins Spa?
Immer mehr jüngere Menschen entdecken das Spa. Bei ihnen wachse das Bewusstsein, wie wichtig "Zeit für mich" sei, sagt Huckenbeck. Das Thema Bewegung rücke mehr und mehr in den Vordergrund. In einem Zeitraum von ein paar Tagen könne man gemeinsam viel erreichen, um den Körper aufzurichten, gelöster und entspannter zu werden und Verspannungsschmerzen loszuwerden. Das Ergebnis zielt auf eine umfassende mentale und körperliche Leichtigkeit.
Was tut speziell Eltern im Wellness-Urlaub gut?
Dass der Bedarf an Wellness und Erholung durch die Corona-Krise größer ist als sonst, merkt man auch im auf Familien spezialisierten Hotel Huber im Südtiroler Ort Vals. Allgemein sei die Nachfrage für Spa-Behandlungen gestiegen; "auffallend ist, dass mehr energetische Massagen nachgefragt sind, wie zum Beispiel Ayurveda oder Basaltsteinmassage", erklärt die Betreiberfamilie Stolz dazu. Zum Teil habe man das Programm im Hotel wegen Corona angepasst, "wir bieten beispielsweise Meditation für Erwachsene an und das Programm in der freien Natur wurde ausgebaut. Auch im Rahmen der Kinderbetreuung sind wir zum Großteil im Freien unterwegs". Das Hotel in der Almenregion Gitschberg/Jochtal bietet einen Abenteuerpark, Erlebnis-Bauernhof und Riesenröhrenrutsche für die Kleinen, während die Erwachsenen im Wellnessbereich entspannen können.
Wie kommen alle Familienmitglieder auf ihre Kosten?
Um nachhaltig zu entspannen, raten die Experten vom Hotel Huber den Eltern, "sich bewusst Zeit für sich persönlich sowie als Paar zu nehmen. Das bewusste Wahrnehmen der Natur ist sicher hilfreich", fügen sie hinzu: Schon alleine ein Spaziergang in der Natur trage dazu bei, sich zu entspannen – "sowohl für Erwachsene als auch für Kinder". Das Rezept für einen rundum erholsamen Familienurlaub liegt für die Familie Stolz darin, "auf die Bedürfnisse aller Familienmitglieder" einzugehen, "das heißt, dass alle einzelnen Familienmitglieder sich Zeit für sich selbst, Zeit als Kind, Zeit für sich als Paar, Zeit als Familie und sich Zeit mit Freunden nehmen können".
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