- Im Juli 2021 kündigte RTL nach einem Vierteljahrhundert das Aus der Kult-Serie „Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei“ an.
- Nun feiert die beliebte Actionserie mit drei Event-Movies ihr Comeback.
- Hauptdarsteller Erdogan Atalay erklärt im Interview mit unserer Redaktion, was die Rückkehr für ihn bedeutet und verrät einige schmerzhafte Details bei den Dreharbeiten.
Am 10. Januar startet auf RTL die dreiteilige Filmreihe von „Alarm für Cobra 11“. Damit kehrt die beliebte Actionserie nach über einem Jahr Pause wieder zurück. Der Sender verspricht „das volle Programm Action, Spannung und Nervenkitzel“.
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Hauptdarsteller
Der heute 56-Jährige spricht im Interview mit unserer Redaktion über das Serien-Comeback und gibt einige exklusive – und schmerzhafte – Einblicke in die Dreharbeiten. Zudem verrät das Serien-Urgestein, wie es um eine Fortsetzung steht.
Herr Atalay, nach über einem Jahr Pause sind Sie wieder als Semir Gerkhan in „Alarm für Cobra 11“ zurück auf dem Bildschirm. Wie fühlt sich das an?
Erdogan Atalay: Gut (lacht). Ich bin aber vor allem gespannt, wie die Zuschauer das mit den 90-Minütern und der neuen Zeit mitmachen werden. Und: Haben wir überhaupt noch einen Bestand? Mögen die Leute das noch so sehr, dass es fortgesetzt wird? Oder ist das ein Abgesang? Das weiß man ja vorher alles nicht.
Wie stehen Sie der Änderung vom Serien- zum Filmformat gegenüber?
Eigentlich ist es für die Zuschauer und uns Schauspieler besser so. Mit 90 Minuten haben wir viel mehr Zeit, etwas zu erzählen, Atmosphären zu schaffen, Sachen länger für sich stehenzulassen und tiefer in die Figuren zu gehen. Diese Möglichkeit hat man mit knapp 40 Minuten kaum. Wenn man das Intro abzieht, hat man eigentlich auch nur noch eine halbe Stunde, um die ganzen Privatleben von den Hauptfiguren zu erzählen und parallel die Bösewichte abzudecken. Da bleibt vieles nur an der Oberfläche.
Kam die Ankündigung mit den Filmen für Sie überraschend?
Ich habe mich eigentlich nur gefreut, denn durch Corona gecancelt zu werden, war scheiße. Es ist blöd, wenn man keine Zuschauerzahlen mehr merkt. Aber das ist ganz normal in Wirtschaftsunternehmen. Irgendwann ist das mal gegessen, dann wollen die Leute das nicht mehr gucken. Ich habe immer gesagt: Wenn es nicht mehr sein soll, dann kann man dagegen wenig tun. Ich habe den Job 26 Jahre – also den Großteil meines Lebens – machen können. Von daher darf ich mich gar nicht beschweren.
Erdogan Atalay schreibt an seiner Biografie
Was haben Sie in Ihrer „Cobra 11“-freien Zeit gemacht?
Ich habe mich zum Beispiel für „Die Arche“ als Botschafter eingesetzt und unter anderem in Rostock eine neue Einrichtung dafür eingeweiht. Das Kinderhilfswerk liegt mir sehr am Herzen, da in Deutschland mittlerweile 3,8 Millionen Kinder an der Armutsgrenze leben. Die Tendenz ist steigend und für eines der reichsten Länder der Erde eine Frechheit. Die Einrichtungen der „Arche“ versuchen eben diese Kinder aufzufangen und ihnen eine Perspektive zu geben. Sie sind als Sozialschwache von der Gesellschaft abgekoppelt. Es ist die Pflicht des Staates, als soziale Institution, sich für sie einzusetzen. Dafür muss Geld da sein. Allein für Essen brauchte „Die Arche“ dieses Jahr zum Beispiel eine Million Euro mehr.
Und was hat sich beruflich in der Zeit für Sie getan?
Ich habe parallel noch etwas gedreht und an meiner Biografie geschrieben. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich habe mehr zu tun, als wenn ich für „Alarm für Cobra 11“ drehe. Das ist schräg. (lacht)
Bleibt da noch Zeit für Privates?
Doch, doch. Das nahm natürlich auch einen großen Teil in Anspruch. Viel Zeit für Familie und Freunde hatte ich durch die Drehs viele Jahre vorher gar nicht.
Wann wird Ihre Biografie erscheinen?
Das weiß ich noch nicht. Es wird ein umfangreicheres Werk. Darin wird es nicht nur um mich gehen, sondern auch um meine Familie und die Struktur, wie wir alle zusammengekommen sind. Der große Teil meiner Familie war sehr kriegerisch und im Militär. Da ist es teilweise ein Wunder, dass sie es geschafft haben, wenigstens noch Nachkommen zu zeugen.
Atalay: „Es guckte der Knochen heraus“
Apropos: „Alarm für Cobra 11“ ist bekannt für seine wilden Verfolgungsjagden, vielen Schusswechsel und gefährlichen Stunts. Ist dabei am Set schon mal etwas Ernsthaftes passiert?
Verhältnismäßig wenig, weil vorher viel getestet wird. Aber klar, man bekommt immer irgendwie ein paar Schrammen. Die hat man grundsätzlich nach all den Jahren. Wo gehobelt wird, da fallen bekanntermaßen auch Späne. Aber im Grunde machen wir kontrolliertes Adrenalin mit einem gewissen Restrisiko, das man selbst tragen muss.
Also gibt es keine markante Erinnerungsnarbe von einem „Cobra 11“-Drehtag?
Nein. Obwohl … neulich habe ich mir den Finger, nein, die Fingerkuppe, abgerissen. Da bin ich mit der Waffe blöd hängengeblieben. Auf einmal machte es „Ratsch“ und ich dachte mir: „Scheiße“. Mir klappte die Kuppe komplett weg und es guckte der Knochen heraus. Ich bin dann zum Sanitäter gelaufen und habe zum ihm gesagt: „Mach mal heile.“ Er meinte dann nur: „Das kann ich nicht. Du musst ins Krankenhaus.“ Dort angekommen, fragte mich der Arzt: „Wo ist denn die Verletzung?“ Das Ding war: Wir hatten vorher eine Schlägerei und Schießerei gedreht. Ich sah also überall sehr blutig aus. Natürlich geschminkt. Das wusste er aber nicht – und er kannte mich auch nicht. Er fragte mich dann, ob ich im Dienst so verletzt worden sei. Ich meinte dann nur: „Nein, ich bin kein Polizist. Ich bin Schauspieler.“ (lacht)
Mit dem Finger ist aber wieder alles in Ordnung?
Ja, die Kuppe ist wieder angewachsen. Es fühlt sich dort jetzt zwar etwas taub an, aber das ist okay.
Das sind die Tricks am Set von „Alarm für Cobra 11“
Immerhin. Das heißt, Sie machen viele Ihrer Stunts selbst?
Früher auf jeden Fall mehr. Mittlerweile arbeiten wir mit mehr Tricks, weil wir immer mehr das Gefahrenpotenzial eingrenzen müssen. Das ist ja auch logisch: Wenn wir Schauspieler ausfallen, brauchen wir länger für die Produktion. Das will keiner. Darum wird vorher genug trainiert und getestet.
Was sind das für Tricks?
Wenn man zum Beispiel durch eine große Scheibe springen muss, wird unten drunter alles mit Kartons und Kissen vorbereitet. Trotzdem bekommt man immer ein paar Schnitte ab. Nicht unbedingt große, aber schon einige.
In manchen Szenen sieht es auch so aus, als ob wir ganz knapp von einem schnell fahrenden Lkw springen. Dann wird mit langen Brennweiten gearbeitet, denn normalerweise haben wir schon zwei oder drei Meter Abstand. Es ist also nicht ganz so eng, wie im Fernsehen gezeigt wird. Dazu gehört aber auch, dass man vorher ganz genau abspricht, wer wann wohin springt. Ansonsten wird man einfach platt gefahren.
Wo werden diese Autobahn-Szenen üblicherweise gedreht?
Das ist eine spezielle Film-Autobahn. Die ist ein Kilometer lang, 500 Meter hoch und 500 Meter runter. Aber das reicht, um die Lkws mit der Stickstoff-Kanone wegzuschießen oder sich ein paar Mal zu überschlagen. So ganz hohe Geschwindigkeiten sind da aber eigentlich nicht möglich.
Körperlich wird dafür sicherlich einiges abverlangt. Wie bereiten Sie sich auf einen „Alarm für Cobra 11“-Dreh vor?
Ich trainiere und boxe. Man muss aufpassen, dass man körperlich nicht total auseinandergeht. Denn ich merke: Umso mehr Kilo ich so mit mir herumschleppe, umso behäbiger werde ich. Und das kann ich nicht gebrauchen. Ich muss in der Rolle sehr flink sein. Und ich will nicht bei einem Stunt wie ein nasser Sack dahinklatschen. Da muss man sich die Agilität behalten.
So steht es um die Fortsetzung von „Alarm für Cobra 11“
Mit Pia Stutzenstein standen Ihnen in über 25 Jahren bereits zehn Partner zur Seite. Mit wem stehen Sie noch immer regelmäßig in Kontakt?
Mit Vinzenz Kiefer, Daniel Roesner – und natürlich Tom Beck. Bei ihm war ich erst neulich auf seinem Abschlusskonzert in Hamburg. Er war auch mein Trauzeuge. Mit den anderen ist es eher sporadisch. Man trifft sich mal auf Partys oder vor der Kamera.
Glauben Sie, dass nach den drei Filmen dann endgültig Schluss ist mit „Alarm für Cobra 11“?
Das kann ich nicht sagen, aber es gibt einen Auftrag.
Das heißt, es gibt aber schon mal inhaltliche Vorlagen?
Genau. Die werden pro forma schon mal geschrieben, falls es weitergehen sollte. Aber das heißt nicht, dass das auch alles so für einen Dreh übernommen werden kann. Das hängt nun ausschlaggebend von den Quoten der drei Filme – und RTL – ab.
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