Berlin – Dass Waldbrände längst auch zur deutschen Realität gehören, hat man in den vergangenen Sommern an unterschiedlichen Orten sehen können. Regisseur Christian Petzold lässt seinen neuen Film nun während eines solchen Szenarios spielen. „Roter Himmel“ erzählt von vier jungen Menschen, die in einem Ferienhaus aufeinander treffen und von den Flammen bedroht werden.
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Die Freunde Leon (Thomas Schubert) und Felix (Langston Uibel) sind im Auto unterwegs zur Küste. Leon will dort sein zweites Buch fertigschreiben. Doch als die beiden nach einer Autopanne zu Fuß im Ferienhaus ankommen, merken sie, dass sie nicht alleine sind.
Auch Nadja (
Gesellschaftlicher Fiebertraum
In Petzolds Filmen wirken die Dinge manchmal etwas verschoben, wie aus der Realität gefallen. Szenen driften ins Traumhafte ab. So ist es auch in „Roter Himmel“. Die Musik, die dann zum Beispiel vom Plattenspieler kommt, klingt halt gar nicht nach Plattenspieler. Und bis die vier Protagonisten – darunter der Rettungsschwimmer Devid (Enno Trebs) – wirklich aufeinandertreffen, vergeht etwas Zeit.
In ihren Gesprächen verhandelt die Gruppe dann gesellschaftliche Themen wie Arbeit und Status. Es geht um die Frage, was heutzutage eigentlich als Arbeit anerkannt wird und wie sehr man sich darüber definiert. „Roter Himmel“ ist damit etwas politischer als Petzolds zurückliegender Film „Undine“, in dem Paula Beer ebenfalls die weibliche Hauptrolle übernommen hatte.
Während seiner Covid-Erkrankung habe er wochenlang im Bett gelegen und Fieberträume gehabt, erzählte Petzold bei der Berlinale. Die Träume hätten sich im Sommer abgespielt, auf Lichtungen. Dann seien die Waldbrände in der Türkei gewesen. „Roter Himmel“ ist auch eine Auseinandersetzung mit der Vorstellung eines langen Sommers wie in Frankreich, wo man als junger Mensch Zeit bekomme, sich zu finden.
Parallelen zu Petzolds Leben
Der neue Film guckt auf verschiedene Männerfiguren. Wenn man Leon zusieht, wie er sich schlecht gelaunt Honigpops in die Müslischüssel kippt und beharrlich jedes Vergnügen ausschlägt, um an seinem Buch weiterzuarbeiten, wird klar, dass der Film auch eine Auseinandersetzung mit dem Künstlerdasein ist. Als Leons Lektor (Matthias Brandt) zu Besuch kommt, eskaliert die Lage, denn Leons Buch ist alles andere als gut.
Das Buch trägt den Titel „Club Sandwich“. Bei Petzold war es der Film „Cuba Libre“, bei dem er eher Regisseur gespielt habe, wie er bei der Berlinale schilderte. „Ich wollte allen zeigen, was ich draufhabe. Was ich alles schon gesehen habe in meinem Leben.“ Nach drei Tagen habe er gemerkt, dass dies das Grauenhafteste sei, was er bis dahin erlebt habe. Das widerfahre auch Leon, der sich eine Bühne baue.
Preisgekrönter Film im Traumbereich
„Roter Himmel“ ist ein Film, der nicht leicht zu fassen ist, in dem manches offenbleibt und vieles steckt. Manche finden eine zentrale Liebesgeschichte wenig glaubwürdig, darüber kann man aber hinwegsehen, wenn man sich auf andere Ebenen einlässt. Dann entfaltet der Film Atmosphäre und Tiefe. Bei den Filmfestspielen in Berlin gewann „Roter Himmel“ den Großen Preis der Jury.
Wenn man vom Szenario des Films hört – Waldbrände, Bedrohung -, kann man an den Klimawandel denken. Und es wird spannend zu sehen, wie das Thema in den nächsten Jahren noch in Literatur und Filmen verarbeitet wird. Bei Petzolds Film finden die Brände mehr statt als dass sie thematisiert werden. Nach eigenen Angaben mag der 62-Jährige keine „Themenfilme“ – also Filme, die sich explizit ein Thema vornehmen und versuchen, es mit Handlung auszumalen.
„Filme finden in Traumbereichen statt“, sagte Petzold der Deutschen Presse-Agentur. „Wir sind somnambul im Kino. Wir sind körperlich anwesend und abwesend zugleich. Wir müssen die Träume und die Alpträume verfilmen und nicht die Themen“, sagte er in Berlin. „Ich gehe auch nicht mit einem Thema ins Bett und sage mir: „Ich träume jetzt mal ein Thema.“ So gehe ich auch nicht ins Kino.“ © dpa
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