Studie zeigt: Das ist das Alter, in dem wir nicht mehr intelligenter werden

Für Studien zum Thema Intelligenz verwendet die Wissenschaft gerne Schachspiele als Grundlage. Denn Schach ist ein Paradebeispiel für eine kognitiv sehr komplexe Aufgabe. Daher können Forschende aus den Spielenden und ihren Zügen besonders gut Schlüsse über ihre Intelligenz ziehen.

Neue Studie zur Entwicklung von Intelligenz basiert auf Schachspielen aus 125 Jahren

Deshalb hat ein Forschungsteam aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz für ihre Studie 24.000 Schachpartien aus 125 Jahren – 1890 bis 2014 – analysiert. So wollten die Wissenschaftler:innen aus den insgesamt rund 1,6 Millionen Spielzügen Schlüsse über die Intelligenz der Spielenden ziehen. Der Fokus lag bei der Untersuchung auf der Entwicklung der Intelligenz über die Jahre. So verglichen die Forschenden beispielsweise, wie schlau die 30-Jährigen im Jahr 1900 waren, damit, wie clever die Gleichaltrigen im Jahr 2014 waren. Die Ergebnisse überraschen zum Teil.

Um sich ein Urteil darüber bilden zu können, wie schlau die Spielenden zu den unterschiedlichen Zeitpunkten waren, haben die Wissenschaftler:innen jeweils die realen Spielzüge mit den optimal berechneten eines Schachcomputers verglichen. So konnten sie mathematisch genau festhalten, in welchem Alter die Schachspielenden auf dem Hoch ihrer kognitiven Fähigkeiten waren.

Laut Studie: Ab diesem Alter werden wir nicht mehr schlauer

Besonders zwei Ergebnisse aus der Studie stechen heraus: Zum einen gibt es tatsächlich ein Alter, ab dem unsere Intelligenz nicht mehr zunimmt. Denn wie gut jemand Schach spielt – also wie schlau diese Person laut Annahme der Forschenden ist –, ist altersabhängig. Und mit 35 Jahren ist unsere Intelligenz offenbar auf ihrem Hoch.

Außerdem sind die Menschen heute laut der internationalen Studie im Vergleich zu Gleichaltrigen aus früheren Zeiten intelligenter. Woran das liegt? Darauf haben die Forschenden ebenfalls eine Antwort: "Die Bedingungen, unter denen Menschen heutzutage aufwachsen, haben einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung ihrer kognitiven Fähigkeiten", erklärt Ökonom und Mitautor der Studie Uwe Sunde von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zu diesen Bedingungen, die sich ständig verändern, gehört etwa die Technologie mit all ihren Chancen – aber auch Herausforderungen: Im Vergleich zu früheren Generationen sind (die meisten) Menschen heute praktisch gezwungen, mit den digitalen Neuerungen Schritt zu halten.

Aber: Es zählt nicht nur die kognitive Intelligenz

Mit 35 Jahren ist unsere Intelligenz übrigens auch heute auf ihrem Peak – genau wie in früheren Jahrzehnten. Bedeutet das aber nun, dass wir ab 36 quasi kontinuierlich dümmer werden? Nein. Denn die in der Studie untersuchten kognitiven Fähigkeiten sind nur ein Teil unserer Intelligenz. Neben der Logik spielen auch etwa die soziale und emotionale Intelligenz eine wichtige Rolle dabei, wie gut wir durchs Leben kommen.

Die Studie lässt außerdem offenbar die Neuroplastizität außer Acht. Diese Fähigkeit unseres Gehirns sorgt dafür, dass es ständig seine Strukturen verändern und sich optimieren kann – beispielsweise, wenn wir etwas lernen oder uns auf eine neue Situation einstellen müssen. Und diese Gabe behalten wir glücklicherweise ein Leben lang.

Verwendete Quellen: pnas.org, businessinsider.de

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