Schluss mit gängigen Stoffwechsel-Mythen? US-Studie offenbart neue Ergebnisse
Kann man im Alter wirklich nicht mehr so gut abnehmen? Und ab welchem Alter verbrennt man die meisten Kalorien? Mit diesen Fragen wird sich der ein oder andere schon mal beschäftigt haben. Eine Studie der Duke University hat sich den menschlichen Stoffwechsel und Energieverbrauch vorgeknöpft und räumt mit gängigen Mythen auf.
Stoffwechsel erst ab 60 Jahren deutlich verlangsamt
Der Stoffwechsel, auch Metabolismus genannt, bezeichnet alle chemischen Prozesse des Körpers. Diese dienen dazu, lebenswichtige Funktionen aufrecht zu erhalten. Wozu wir den Stoffwechsel ebenfalls brauchen? Er ist ausschlaggebend dafür, ob wir unser Körpergewicht halten können – oder eben nicht. Denn: Menschen mit einem trägen Stoffwechsel nehmen leichter zu, da sie länger brauchen, um aufgenommene Nahrung zu verbrauchen. Bei einem sehr aktiven Stoffwechsel fällt es vergleichsweise schwer, Gewicht zuzulegen.
Lange galt die Annahme, dass der Körper ab den Wechseljahren weniger Energie und Kalorien verbraucht und somit der Grundumsatz sinkt. Dieser Mythos wurde allerdings jetzt, im Rahmen einer neuen Studie, an der über 6.000 Menschen aus 29 Ländern teilgenommen haben, relativiert. Die Forscher der Duke University, die im US-Bundesstaat North Carolina liegt, veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachmagazin „Science“. Und diese lassen uns ganz schön verblüfft zurück: Erst ab einem Alter von 60 Jahren sollten wir uns vermehrt Gedanken über unsere Kalorienzufuhr machen, da der Stoffwechsel langsamer arbeitet. Unser Stoffwechsel und Kalorienverbrauch soll zudem – laut der Studie – ganz andere Phasen durchlaufen, als bisher gedacht.
Kinder und Teenager haben den höchsten Kalorienverbrauch? Das stimmt nicht!
Kinder spielen häufig draußen, laufen viel umher und sind stets in Bewegung. Außerdem wachsen sie noch. Und auch wenn die Pubertät nicht immer angenehm war, erinnern Sie sich vielleicht noch an die unbeschwerte Zeit, in der Sie so viel essen konnten, wie Sie wollten? Bei Teenagern arbeitet der Körper ebenfalls auf Hochtouren, da so viele körperliche Veränderungen anstehen. Klar also, dass man bisher davon ausgegangen ist, dass diese beiden Gruppen eigentlich den höchsten Kalorienverbrauch haben müssen. Dem ist jedoch nicht so.
Wer am meisten Kalorien verbraucht? Babys – bis sie ein Jahr alt sind. Der Mitautor der Studie und Professor für evolutionäre Anthropologie, Herman Pontzer, und sein internationales Forschungsteam erklären, dass Säuglinge bis zum Alter von einem Jahr 50 Prozent mehr Kalorien pro fettfreier Masse verbrauchen als ein Erwachsener. Dass Babys (schnell) wachsen, war den Wissenschaftlern bewusst, „aber ihr Energieverbrauch schießt weit höher als man anhand ihrer Körpergröße und Entwicklung erwarten würde“, so die Wissenschaftler weiter. Bei den Kindern ab einem Jahr nimmt der Kalorienverbrauch dann um drei Prozent pro Jahr ab. Der Energieumsatz geht also zunächst wieder runter, bis er sich im Alter von 20 Jahren zunächst konstant und stabil einpendelt.
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Und wann geht der Energieumsatz wieder runter?
Im Alter von 20 bis 60 Jahren ist unser Energieumsatz stabil, denn: Der nächste Umbruch, in dem der Verbrauch extrem zu sinken beginnt, findet erst mit Anfang 60 statt – und nicht wie bisher angenommen in den Wechseljahren ab ca. Mitte 50. Selbst während der Schwangerschaft oder den Wechseljahren der Frau bleibt der Stoffwechsel konstant, wie Pontzer und seine Kollegen im Rahmen der Studie erläutern. Ab einem Alter von ungefähr 63 Jahren sinkt der Kalorienverbrauch um rund 0,7 Prozent pro Jahr – und nimmt somit deutlich ab.
Durch die eintretende Verlangsamung würde ein 90-Jähriger somit rund 26 Prozent weniger Kalorien benötigen als ein Erwachsener im mittleren Alter. Der Grund, den die Forscher dafür anführen, ist aber nicht wie angenommen die schwindende Muskelmasse älterer Menschen. Die Zellen seien vielmehr dafür verantwortlich, dass sich der Stoffwechsel verlangsamt.
Wie sind die US-Forscher im Rahmen der Studie vorgegangen?
Über 6.000 Menschen im Alter von acht Tagen bis zu 95 Jahren haben an der Studie teilgenommen und wurden untersucht. Eine solch große und umfangreiche Studie in Bezug auf den Stoffwechsel und Energieverbrauch hatte es bis dato noch nicht gegeben, weil eine exakte Berechnung sich stets als schwierig erwies. Bisher wurde vordergründig gemessen, wie viel Energie der Körper für die lebenswichtigen Grundfunktionen wie Atmung, Verdauung und den Blutkreislauf verbraucht – sprich wie viel er dafür braucht, um uns am Leben zu erhalten. Das sind jedoch nur 50 bis 70 Prozent der Kalorien, die wir täglich verbrennen, andere „Energiequellen“ wurden bisher nicht berücksichtigt. Denn selbstverständlich verbrennen wir ja auch beim Gassigehen, im Fitnessstudio, beim Abwasch, Nachdenken und im Sitzen Kalorien.
Die Wissenschaftler der Duke University haben in ihrem Versuch sogenanntes doppelt markiertes Wasser, bei dem sowohl die Sauerstoff- als auch die Wasserstoffatome durch die jeweils schwereren und selteneren Isotope ausgetauscht werden, genutzt. Das Wasser wurde dann von den Testpersonen getrunken und anschließend im Urin gemessen, wie schnell die Isotope sichtbar sind. Damit ließ sich dann der Zellstoffwechsel messen. Das Ergebnis: „All dies deutet darauf hin, dass sich der Gewebestoffwechsel, also die Arbeit, die die Zellen verrichten, im Laufe des Lebens in einer Weise verändert, die wir bisher noch nicht richtig einschätzen konnten“, so Pontzer. (vdü)
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