Stimmt das Klischee? Deutsche Beziehungen sind laut Studie weniger liebevoll

  • Partnerschaften und ihre einzelnen Nuancen basieren auf einer Vielzahl unterschiedlicher Faktoren. Jedes Paar versucht, seinen eigenen Weg durch die Herausforderungen des Beziehungsalltags und den Balance-Akt zwischen Nähe und Distanz zu finden. Aber die Qualität solcher Liebesbeziehungen lässt sich offenbar wissenschaftlich messen – und laut einer Studie gibt es sogar Unterschiede zwischen den Paaren in verschiedenen Ländern.

    Internationale Studie zu Liebe und Beziehungen: So wurde gemessen

    Knapp 9.500 Menschen in insgesamt 45 Ländern nahmen an dem Projekt teil. Die Forschenden haben sie zu ihren Beziehungen befragt, auf einer Skala von eins bis neun sollten die Personen angeben, wie liebevoll sie ihre eigene Partnerschaft einstufen. Dafür sollten sie Aussagen bewerten, allesamt entnommen dem "Triangular Love Scale", einem Modell, das Liebe in drei hauptsächliche Komponenten einteilt: Intimität, Verbindlichkeit und Leidenschaft.

    Für die Auswertung der Studie hat das Forschungsteam die Antworten der Teilnehmenden mit länderspezifischen Faktoren ins Verhältnis gesetzt. Die drei wesentlichen Faktoren sind der Modernisierungsgrad, also wie fortschrittlich das Land hinsichtlich Bildung oder Gleichstellung der Geschlechter ist, Kollektivismus versus Individualismus, also ob kulturell eher das Individuum oder die Gemeinschaft im Fokus steht, und die Jahresdurchschnittstemperatur im jeweiligen Land.

    Die warmen, fortschrittlichen Länder bringen offenbar die liebevollsten Beziehungen hervor

    Die Ergebnisse der Befragung zeigten, dass die höchsten Werte hinsichtlich der drei Kriterien zur Bewertung von Beziehungen in den fortschrittlichen Ländern mit hohen Durchschnittstemperaturen erzielt wurden. Dazu gehören etwa die USA, Italien, Portugal oder Ungarn. Auch die Menschen in Spanien, Australien oder Brasilien bewerten ihre Partnerschaften als eher liebevoll. Etwas aus der Reihe fällt hier Norwegen, ein sehr modernes Land, in dem es aber eher kalt ist.

    Zwischen dem Modernisierungsgrad und den Liebesbeziehungen des Landes gibt es also offenbar einen direkten Zusammenhang. Laut den Forschenden lässt dieser Effekt aber beim höchsten Modernisierungsgrad nach – das sieht man etwa am Beispiel Deutschland. Denn bei uns sind Partnerschaften im Schnitt laut der Studie weniger liebevoll als in anderen Nationen. Die anderen Länder, deren Ergebnisse weiter unten auf der Skala landeten, haben allerdings in einigen Aspekten deutlich weniger fortschrittliche Kulturen: Dazu gehören etwa die Türkei, Pakistan, China oder Südkorea.

    Beziehungsstudie: Welche Faktoren spielen außerdem eine Rolle?

    Außerdem interessant ist, dass die eher kollektivistisch geprägten Länder laut den Studienergebnissen höhere Werte für Verbindlichkeit und Intimität in ihren Partnerschaften aufweisen. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass der altruistische Gedanke der Kultur sich auch auf die kleineren Gemeinschaften überträgt. Deutschland zählt hier zu den eher individualistisch geprägten Gesellschaften – bei uns steht die romantische Liebe bei der Partner:innenwahl meist mehr im Vordergrund als beispielsweise in Kulturen, in denen arrangierte Ehen gängig sind.

    Solche Forschungsergebnisse lassen sich natürlich nie auf alle Menschen eines Landes übertragen – sie füttern schließlich fleißig Vorurteile, etwa über die "unterkühlten" Deutschen. Denn bei uns wird es genauso wie etwa in der Türkei oder in China liebevolle Beziehungen geben, wie es in Australien oder Portugal sicher auch kühlere gibt. Trotzdem bietet diese Studie eine interessante und zum Teil überraschende Einordnung über die äußeren Faktoren, die Partnerschaften beeinflussen können.

    Verwendete Quellen: t-online.de, nature.com, progessfocused.com

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