Seit bald zwölf Wochen sind die Museen nun geschlossen, die Wiedereröffnung ist trotz der Appelle einiger Museumsdirektoren nicht in Sicht. Eine gute Nachricht ist da schon der unbedingte Wille zur Normalität, mit dem das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst nun in einer Online-Konferenz das seine Pläne für 2021 vorstellte. Und zugleich das durch Lockdown und Hygienevorschriften geprägte Jubiläumsjahr 2020, in dem das Haus eigentlich groß den 50. Geburtstag feiern wollte, Revue passieren ließ.
Ausstellungseröffnung im März – real oder digital
Im März wird dort heuer aber auf jeden Fall die neue Ausstellung eröffnet – falls immer noch nicht real möglich, dann eben digital: Unter dem Titel „BaRaKa“ setzt sich der Münchner Künstler Ugo Dossi mit der altägyptischen Kultur auseinander. Der Titel bezieht sich mit „Ba“ auf die Seele, auf die göttliche Sonne „Ra“ und „Ka“, die Kraft des Lebens. Mit Skulpturen und Hologrammen bewegt sich Dossi an der Grenze zwischen objekthafter und immaterieller Wirklichkeit und begegnet so der Jenseits-orientierten Weltanschauung der Alten Ägypter.
Weil das Ägyptische Museum seit Umzug und Neuausrichtung 2013 der Konkurrenz digital immer ein bisschen voraus ist, verwundert es nicht, dass das Programm im Netz inzwischen ziemlich umfangreich ist. Direktorin Sylvia Schoske ist stolz darauf, dass das breitgefächerte Vermittlungsangebot für alle Altersklassen gut angenommen wird.
Egal, ob es um die Online-Workshops für Kinder und das Erklär-Video „Frag‘ den Ägypter“ auf dem hauseigenen Youtube-Account geht oder die Online-Vorträge zu diversen Themen – von Tempelbau in „Festgemauert in der Erden“ am 26. Januar zur Gottheit „Imhotep“ am 23. Februar ) – die immer dienstags neu auf die Seite gestellt werden. Davon abgesehen geht auch die digitale Inventarisierung der Bestände weiter, mit dem noch fernen Ziel, alle rund 9.000 Objekte der Museumsdatenbank irgendwann online einsehbar zu machen. 113 der wichtigsten Exponate des Museums sind inzwischen immerhin auf dem Bavarikon-Portal „für die Kunst- und Wissensschätze Bayerns“ verzeichnet.
Ausgrabung in Naga im Süd-Sudan
Der stellvertretende Direktor Arnulf Schlüter erläuterte die jüngste Ausgrabung des Forschungsprojektes in Naga im Süd-Sudan: ein Löwenkopf, entstanden zwischen 100 vor und 100 nach Christus, der zu einem Tempelbau gehört.
Schoske wiederum stellte die aktuellen Neuerwerbungen vor, darunter die Stand-Schreit-Figur eines Mannes, Fragment einer Gruppenstatue aus dem Alten Reich, entstanden um 2350 vor Christus.
Neuerdings kann man außerdem online eine Tour durchs Haus machen – mit spektakulären Ansichten, teilweise von einer Drohne aus gefilmt, die durch die Säle surrte. Ebenso ungewöhnlich ist das Augmented-Reality-Abenteuer „Die Nachtfahrt der Sonne“, das als umgekehrtes Exit-Spiel im Museum für Sonnengott-Fans ab 12 Jahren und bis zu sechs Teilnehmer angelegt ist.
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Man hat hier keine Berührungsängste gegenüber neuen Technologien – und immer wieder Spaß an höherem Blödsinn, auf festem kulturhistorischen Fundament: Ab Juli ist die „Duckomenta, nicht zuletzt als ein Highlight für Familien geplant. Weil der Transport von historischen Originalobjekten aufgrund der unsicheren Transportdauer und der Versicherungsrisiken derzeit noch „unverantwortlich“ sei, so Schoske, ist der Blick das „Weltkulturerbe der Enten“ naheliegend. Längst ein Klassiker, rund 300 Artefakte mit Schnabel umfasst die Schau der Berliner Künstlergruppe interDuck, deren Schwerpunkt auf Neuentdeckungen vom Nil und im Magazin des Museums liegt.
Online-Führung unter smaek.de
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